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Bauern, Bonzen und Bomben

Titel: Bauern, Bonzen und Bomben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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sprechen.«
    Der Graf kämmt seinen Fußsack mit den Nägeln. »Also, ich denke, wir haben auch noch anderes zu reden. Machen Sie’s kurz, Herr Padberg.«
    »Also kurz und schlecht: Wir haben in der Setzerei einen Kerl, der auf Anweisung mit tadellosen Nachschlüsseln bestimmte Schriftstücke stiehlt. Der Kerl ist ein bißchen doof, sonst hätte er erstens an die Fingerspuren gedacht und zweitens nicht vergessen, das Fach abzuschließen.
    Der die Anweisung erteilt hat, muß genau Bescheid wissen. Sonst wäre nicht heute schon der Perduzke in Anmarsch.«
    Langsam sagt der Bauer Rehder in die beklommene Stille: »Ich weiß, der Franz Reimers wäre dagegen gewesen. Ich bin dagegen gewesen. Der Rohwer ist dagegen gewesen. Wir drei bestellten Führer von der Bewegung sind dagegen gewesen. Und du hast es doch getan, Henning!«
    »Gut, daß ich es getan habe! Was glaubst du, denen geht der Arsch mit Grundeis!« sagt rasch und trotzig Henning.
    »Wir haben eine gute Sache«, sagt langsam der Bauer Rohwer aus Nippmerow. »Du hast Krach um sie gemacht und Gestank. Was meinst du, wie das Land voll ist von Gerede, seit die Küche in die Luft flog?«
    »Und du hast gelogen«, sagt Rehder wieder. »Es war nur |88| Glück, daß nichts wie die Küche in die Luft ging. Du hattest es anders gewollt.«
    Henning sieht böse auf Thiel. »Es gibt eben Weiber, die den Sabbel nicht halten können.«
    Thiel wird rot und wendet das Gesicht ab.
    »Ich bin anderer Ansicht«, sagt Padberg geläufig. »Ich bin Zeitungsmensch. Zeitung ist Reklame, von der ersten bis zur letzten Zeile. Reklame für eine bestimmte Sorte Politik oder Waschseife. Aber immer Reklame. Ich verstehe etwas von Reklame. Ihre Bewegung war gut, aber sie war im Luftleeren. Es geschah nichts, sie hatte keine Wirkung. Der Regierung war sie piepe. Dem Finanzamt war sie piepe. Der Schupo war sie piepe. Dem Bürger in der Stadt war sie schnurz.
    Henning hat Reklame gemacht. Es hat geknallt. Ich gebe zu, es war große Reklame, hundertprozentige, es hat sehr laut geknallt. Aber plötzlich ist Leben um die Bewegung, alle horchen: Was tun die Bauern? Ihre Bewegung wird beachtet. Ihre Bewegung wird gefürchtet. Ihre Bewegung kann etwas durchsetzen.«
    »Wir Bauern wollen das nicht«, sagt Rohwer. »Wir mögen so etwas nicht.«
    Der Graf sagt: »Und Sie haben nichts damit zu tun. Keiner von Ihnen war beteiligt, keiner hat etwas gewußt. Es sind Fremde«, sagt er mit erhobener Stimme, »wenn es zum Schlimmsten kommt, sind es Fremde gewesen, Abenteurer, Dunkelmänner.«
    »Es ist«, sagt Padberg beifällig und grinsend, »das unvermeidliche Geschmeiß, von dem nicht energisch genug abgerückt werden kann.«
    »Wir danken«, sagt Henning und grinst ebenfalls. »Das Geschmeiß schmeißt weiter. Bomben.«
    »Aber was machen wir mit dem Krimpo?«
    »Ich«, erklärt Henning, »habe im Augenblick keine Zeit, mich verhaften zu lassen. Ich muß zur Demonstration.«
    »Was du nicht denkst«, höhnt Padberg. »Offen im Demonstrationszug auf Altholms Straßen. Daß wir eine hübsche |89| Verhaftung am Tageslicht haben? Nein, mein Jungchen, du bleibst hier.«
    »Und ich gehe mit. Und ihr braucht mich.«
    »Wieso brauchen? Keiner ist unersetzlich.«
    »Kommt. Ich werde euch was zeigen.«
    »Was denn?«
    »Ihr werdet schon sehen. Kommt nur.«

    3

    Henning führt die fünf Mann über den Hof in die Scheune. Auf der halbdunklen Tenne, in die von außen ein breiter Streifen Sonnenlichts schießt, zeigt er das Machwerk seiner Tage freiwilliger Haft: eine Fahne.
    Es ist ein weißer ungehobelter Schaft, ein Stiel, wie für eine Heugabel, sehr lang, der in eine aufrechtstehende Sense ausläuft. Das Fahnentuch …
    Henning erklärt eifrig: »Ich habe mir alles überlegt. Das Fahnentuch ist schwarz. Das ist das Zeichen unserer Trauer über diese Judenrepublik. Drin ist ein weißer Pflug: Symbol unserer friedlichen Arbeit. Aber, daß wir auch wehrhaft sein können: ein rotes Schwert. Alles zusammen die alten Farben: Schwarzweißrot.«
    »Was für ein Junge du bist«, sagt Padberg spöttisch.
    »Wieso Junge?« fragt Henning eifrig. »Ist das nicht gut? Sagen Sie, Rehder! Was meinen Sie, Rohwer? Machen Sie doch den Mund auf, Thiel! Wie denken Sie, Herr Graf? Es ist eigentlich, natürlich mit Abänderungen, die Fahne von Florian Geyer. Ihr wißt«, sagt er erläuternd zu den Bauern, die es nicht wissen, »Florian Geyer war der Führer in den Bauernaufständen. Im Mittelalter.«
    »Gegen den Großgrundbesitz,

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