Bauern, Bonzen und Bomben
…
Die drängen sich mit offenen Mäulern, hängenden Lefzen hinter dem Gitter, entschieden entschlossen, den Besucher zu zerreißen.
Hier geht es nicht durch, erkennt Perduzke. Da hat das Auto für gesorgt. Also vielleicht auf der andern Seite. Er klettert über den Graben.
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Der Hof Bandekow-Ausbau ist nur ein kleiner Ableger vom Rittergute Bandekow. Und sein Besitzer, Ernst Graf Bandekow, ist seinem älteren Bruder, Bodo Graf Bandekow auf Rittergut Bandekow, aus mancherlei Gründen, unter denen die materiellen nicht unwichtig sind, nicht sonderlich grün. Er lebt, ein alter Junggeselle, als Einsiedler auf dem Hof, hat sich ganz zu den Bauern geschlagen und fühlt sich als Bauer.
Es ist auch kaum mehr als ein Bauernhaus, in dem die Herren jetzt sitzen: die vier aus dem Auto, der Graf mit dem graumelierten Teppichbart und der schlanke Henning.
Die Herren sind eben gekommen. Das Auto steht auf dem Hof, neben der Dunggrube, und die Hunde sind aus dem Zwinger gelassen worden. Dann hat Graf Bandekow zwei Mädchen und die Haushälterin in den Garten geschickt und hat für Schnaps und einen Mosel gesorgt.
»Nun kann niemand lauschen«, erklärt er. »Also legen Sie los, Padberg.«
»Dann das letzte zuerst: Henning, du wirst abhauen müssen. Krimpo ist im Anmarsch.«
»Ach was! Wie soll Krimpo hierherkommen?«
»Drei Kilometer vorm Hof strolchte so ein Hund uns vors Auto. Am liebsten hätte ich ihn überfahren.«
»Das wird ein Viehhändler gewesen sein. Die sehen meistens so aus wie die Krimschen.«
Thiel läßt sich vernehmen: »Und es war doch ein Krimpo! Es war der Perduzke aus Altholm!«
»Gott!« spottet Henning. »Gießt doch dem Jungen einen Kognak ein. Er hat eine ganz weiße Nase.«
»Sie können tun, was Sie wollen«, beharrt Thiel. »Ich ziehe Leine.«
»Warum eigentlich? Glauben Sie, daß hier ein Mensch lebend durch die Hundemeute kommt?«
»Und wenn er die Hunde abknallt?«
|86| »Dann knalle ich ihn ab«, erklärt der Graf. »Aber all das ist Mumpitz. Wieso kommt der auf Bandekow, Padberg?«
»Sehen Sie! Wieso kommt der auf Bandekow? Das ist die Frage. Und das ist der zweite Punkt. – Heute morgen komme ich auf die Redaktion, steht mein Schreibtisch offen. Abgeschlossen hatte ich ihn. Ich sehe alles nach, nichts fehlt. Nur die Karte, die Sie mir geschrieben, Herr Graf, daß wir heute morgen zu Ihnen kommen sollten, die fehlt.«
Bauer Rehder-Karolinenhorst: »Sie werden nicht abgeschlossen haben. Und die Karte liegt irgendwo anders.«
»Wenn ich mir in meinem Leben etwas habe angewöhnen müssen, so war es, auf Papiere aufzupassen.«
»Also hat die Krimpo nachts revidiert. Die sind ja aus der Tüt wegen der Bombe.«
»I wo, die machen so was offiziell und verderben die Schlösser und schmeißen alles durcheinander.«
Henning erklärt gelangweilt: »Also schieß schon los. Du hast doch längst deine Vermutung, Padberg. – Übrigens prost!«
»Ja. Wir können alle ruhig mal anstoßen. Prost!«
Padberg holt einen Brief aus der Tasche und läßt ihn zirkulieren. »Bitte, sehen Sie sich diesen Brief an. Der Text tut nichts zur Sache. Irgend so ein verhungerter Journalist. Aber sehen Sie sich den Brief gut an. Was meinen Sie?«
Alle betrachten den Brief, zögernd, unentschlossen, verlegen.
»Na, nun sagen Sie doch!« drängt Padberg.
»Mach dich nicht wichtig, Padberg«, sagt Henning. »Wir haben anderes zu tun, als den Meisterdetektiv zu spielen.«
»Na, keiner?« fragt Padberg.
»Halt! Einen Augenblick!« fängt Thiel an. »Ich will nur fragen. Vielleicht ist es blöd. Ist der Brief in der Setzerei gewesen?«
»Na also!« sagt Padberg anerkennend. »Wenigstens einer. – Nein, der Brief ist nicht in der Setzerei gewesen, mein Sohn.«
»Aber ein Setzer hat ihn in den Pfoten gehabt?«
|87| »Offiziell nicht.«
»Dann hat der Brief obenauf in Ihrer Schublade gelegen?«
»Richtig, mein Sohn, bei der verschwundenen Karte.«
»Dann hat«, sagt Thiel atemholend, »auch ein Setzer die Karte geklaut. Da sind Fingerabdrücke drauf auf dem Brief von Druckerschwärze.«
»Wenn es weiter nichts ist«, sagt Henning. »Das hätte ich dir längst sagen können, daß alle Setzer rot sind. Die sind alle in so einer Gewerkschaft.«
»O du Goldjunge!« spottet Padberg. »Was du nicht alles weißt. Im Buchdruckerverband sind sie. Aber deswegen klauen sie noch lange keine Postkarte, noch dazu eine so bedeutungslose, auf der mir irgendein Herr schreibt, er möchte mich mal
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