Bauern, Bonzen und Bomben
Herren Kriminalisten! Nun, warum strahlst du so, Perduzke?«
Perduzke strahlt schon nicht mehr, und sein wie seiner Kollegen »Guten Morgen« klingt kühl.
|95| Stuff zieht sich einen Stuhl an den Tisch und greift nach einem Bündel Akten.
Eine Hand hält es fest.
»Nanu, was habt ihr denn heute? Ihr seid wohl von euerm Chef angesteckt?«
»Wieso Chef? Was hast du mit dem Chef? Welchen Chef meinst du überhaupt, Gareis oder Frerksen?«
»Frerksen natürlich. Was geht mich Gareis an?«
»Und was ist mit Frerksen?«
»Also …« Und Stuff berichtet.
»Das sieht ihm ähnlich, dem eingebildeten Narren!«
»Seine Arbeit soll er machen, statt Leute schikanieren.«
»Vor den Chefs katzbuckeln und uns treten! Aber ich habe es ihm gegeben«, sagt Perduzke. »Habe ich dir schon erzählt, wie er reingefallen ist, neulich, als die Kommission mit den großen Tieren kam?«
»Ja. Aber erzähl es nur noch mal. So was höre ich immer wieder gerne.«
»Also du weißt Bescheid: die große Kommission aus Stettin, alle die großen Tiere. Der Oberbürgermeister führt. Kommen sie auch hier herein. Ich sitze allein beim Schreiben. Ich stehe auf, sage: ›Guten Morgen‹ und setze mich wieder an meine Arbeit. Der Ober erzählt irgend etwas. Ich schreibe. Da kommt der rote Filou zu mir: ›Herr Perduzke, warten Sie solange auf dem Gang vor der Tür.‹
›Herr Oberinspektor‹, sage ich. ›Ich mache hier meine Arbeit und störe niemanden.‹
›Herr Perduzke, ich befehle Ihnen hiermit dienstlich, auf den Gang zu treten.‹
›Ich habe keine Zeit. Der Bericht muß zur Staatsanwaltschaft.‹
Na, mein Frerksen schwillt rot an. ›Herr Oberbürgermeister! Herr Oberbürgermeister! Herr Perduzke befolgt meine dienstlichen Anweisungen nicht!‹
›Nun, Herr Frerksen, was tut er denn nicht?‹
›Er soll auf den Gang treten.‹
|96| ›Lassen Sie den Mann doch sitzen. Der stört ja niemanden.‹«
Beifälliges Gelächter: »Gib ihm Saures!«
»So Kattun muß er öfters haben.«
»Na, Stuff, daß er heute auf euch eine Stinkwut hat …«, fängt der Kriminalsekretär Bering an.
»Halt’s Maul, Karl, du weißt doch, der Männe kann den Sabbel nicht halten.«
Und Stuff, erstaunt durch den Klemmer blinzelnd: »Also was ist los? Daß etwas los ist, habe ich lange gemerkt.«
Und Perduzke: »Lieber Männe, es ist wirklich besser, du erfährst es noch nicht.«
»Morgen kann er’s erfahren, nicht wahr?« sagt Obersekretär Reinbrecht.
»Daß es die Konkurrenz wieder früher erfährt!« protestiert Stuff.
»Ich gebe dir mein heiliges Ehrenwort, weder Pinkus von der ›Volkszeitung‹ noch Blöcker von den ›Nachrichten‹ erfahren es früher als du.«
»Na ja. Aber kannst du es wirklich nicht gleich sagen?«
»Ausgeschlossen!« schneidet Perduzke kurz ab.
Und von der andern Seite sagt Hebel: »Was anderes! Ihr habt doch da auf der ›Chronik‹ so einen Kerl, wie heißt er doch? Tretloch – Tretab – Tredup. Was ist das für eine Nummer?«
Es ist ein bißchen still nach dieser Frage, zu still, scheint Stuff. Er denkt, müde blinzelnd, nach. Plötzlich fängt er an zu lachen. »Oh, ihr Affen! Ihr Idioten! Jetzt kapiere ich. Wütend seid ihr, wegen der Bilder. Daß ihr nicht die große Entdeckung gemacht habt, mit dem Ochsenstrohfeuer, sondern unser Annoncenwerber. Das hätte ich euch lange sagen können.«
Die andern sehen sich an. »Na also, wenn du es schon weißt, Männe. Wie ist er denn, der Tredup?«
»Na, soweit er Geld hat«, fängt Stuff bereitwillig an, »ist er ein ganz anständiger Kerl …«
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Eine Stunde später ist es dem Stuff klargeworden, daß sie doch nicht stimmt, seine Lösung mit den Bildern. Und zwei Stunden später, am Mittagstisch, sagt er: Die Brüder haben mich angeschissen, so viel ist klar. Der Frerksen weiß doch seit Wochen, daß die Bilder vom Tredup stammen. Warum sagen die denn, daß er
heute
eine Stinkwut auf uns hat?
Er grübelt. Und das Ergebnis: Irgendwas muß der Tredup ausgefressen haben, wovon die Polizei weiß. Ich werde ihn mir heute abend kaufen. Mit ihm saufen gehen.
Aber Tredup hat keine Lust, muß arbeiten.
»Adressen schreiben? Du hast doch das Geld für die Bilder. Das hat doch eine Masse Moos gegeben.«
»Die Bilder? Sei mir von den Bildern ruhig, Stuff! Kein Wort auch heute abend davon.«
»Also um neun im Tucher?«
»Neun ist mir zu spät. Da ist es schon dunkel. Sagen wir acht.«
»Also schön, um acht. Acht ist auch viel besser. Da bummeln wir erst
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