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Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition)

Titel: Bauernopfer: Lichthaus' zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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kriselt ordentlich.«
    »Sie leben getrennt. Was denken Sie von Alexander?«
    »Nichts. Ich bin ihm nie begegnet und interessiere mich nicht wirklich für ihn. Er ist halt der nie anwesende Sohn meines Freundes. Einmal hat er mich angerufen und herumgepöbelt, ich solle seiner Mutter nicht den Mann ausspannen, aber das war’s dann auch schon.«
    »Hat er Sie bedroht?«
    »Nein. Horst hat mich ja dann verlassen. Er wollte es nochmal mit Renate versuchen. Ich war so blöd und habe ihn angetrieben, seine Probleme zu lösen, um dabei selbst unter die Räder zu kommen.« Der Frust quoll in rauen Tönen aus ihr hervor. »Seitdem ist der Krüppel wieder allein.« Sie lächelte schmerzvoll, doch als er den Mund öffnete, stieß sie rasch hervor. »Sagen Sie bitte nichts, das macht es nur schlimmer.«
    Lichthaus nickte. »Und seither?«
    »Vor ein paar Wochen ist er auf einmal wieder dagewesen, hat einfach vor der Theke gestanden. Er war um Jahre gealtert, gebeugter und dünner als vorher und hat heftig gekeucht. Die Ärzte hatten ein Lungenemphysem festgestellt. Aber er war nicht wegen mir gekommen. Wir ...«
    »Silke?« Greta wirkte gehetzt, als sie jetzt neben dem Tisch auftauchte. »Ich muss in die Küche, der Mittagstisch ist praktisch weg, und es stehen einige Leute da.«
    Sie nickte. »Ich komme gleich.« Als die Angestellte wieder verschwunden war, strich Silke Fischbach sich erneut die eine Strähne aus dem Gesicht, die nicht im Zopf hatte bleiben wollen. Es war eine fließende Bewegung, die sie völlig automatisiert hatte. »Hier, genau hier haben wir gesessen, doch anders als an dem Abend zwei Jahre zuvor ist er mir wie ein gejagtes Tier erschienen. Seine Ehe war endgültig kaputt, das ist aber genauso wenig der Grund seines Besuchs gewesen wie ich. Er hat angefangen zu sprechen, doch alles habe ich nicht mitbekommen, da er so schlecht zu verstehen gewesen ist und zwischen den schweren Atemzügen extrem genuschelt hat. Er hat nach fast schon unhöflich kurzer Zeit gefragt, ob mir jemand einfiele, der ihn bedrohen würde. Ich habe zuerst geglaubt, mich zu verhören, doch beim Nachhaken hat er nur unwillig seine Frage wiederholt. Mir ist niemand eingefallen. Kaum fünf Minuten später ist er weg gewesen. Kein persönliches Wort, kein Interesse daran, wie es mir geht, einfach auf und davon. Zu Anfang habe ich noch nach Gründen für sein merkwürdiges Verhalten gesucht, es jedoch schnell gelassen. Was sollte das alles noch, ich war sehr enttäuscht.«
    Lichthaus überlegte. »Hat er sich nochmal gemeldet?«
    »Nein. Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn wie einen geprügelten Hund davonschleichen. Ein Mann mit Visionen, der am Ende der große Verlierer ist.«
    »Ist Ihnen in der Zwischenzeit jemand eingefallen, der ihn bedroht haben könnte?«
    »Absolut nicht.«
    »Wer hat Sie über die Ermordung informiert?«
    »Die Kowalski.«
    »Die Polin? Kennen Sie sie persönlich?«
    »Nein, nur aus Horsts Erzählungen. Sie hat mich mitten in der Nacht angerufen und mir die Geschichte vor den Kopf geknallt. Sie ist seit Jahren bei den Görgens. Erst um seine Mutter zu pflegen, nach deren Tod für den Haushalt und dann immer mehr für Renate. Die beiden sind mittlerweile eng befreundet. Horst hat mal gesagt, sie wäre wie eine Gouvernante, die überall Regie führt. Ihr entgeht nichts. Ruft hier einfach an, als sei es ihr eine persönliche Genugtuung, mir diese schlechte Nachricht zu überbringen.«
    »Und Sie arbeiten trotzdem den ganzen Tag?«
    »Gestern war es schlimmer.«
    »Wieso gestern?«
    »Na, weil sie mich vorgestern Nacht angerufen hat.«

    *

    Die Streife traf Elzbieta Kowalski nicht mehr auf dem Alleenhof an und auch die Görgens vermochten nicht zu sagen, wo sie war. Da auch ihre Sachen samt und sonders verschwunden waren, ließ Brauckmann nach ihr fahnden. Lichthaus war über seine eigene Nachlässigkeit fluchend nach Trier gefahren. Ihm war das merkwürdige Verhalten der Frau von Anbeginn aufgefallen, und er hätte sie mit mehr Nachdruck zur Rede stellen sollen. Nun war es zu spät, und er hoffte, dass sie noch nicht nach Polen durchgekommen war.
    »Wenn sie schon in der Nacht, unmittelbar nach dem Mord, Bescheid gewusst hat, könnte sie den Täter gesehen haben«, merkte Brauckmann an. Sie saßen im Besprechungsraum der Kriminaldirektion zusammen und erörterten auf Betreiben des Staatsanwalts den Fall. Selbst Müller war gekommen. Lichthaus hätte einen anderen Besprechungstermin bevorzugt, da er zunächst

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