Baustelle Baby (German Edition)
der Businessclass löste bei den mitreisenden Geschäftsleuten echte Freude aus. Ich fühlte mich in etwa so willkommen wie ein Vegetarier im Steak-Restaurant. Zum Start gab es als Druckausgleich für das Mini-Milch-Monster noch eine Runde »Schmusen mit dem Busen« – selbstverständlich diskret verdeckt durch ein riesiges Seidentuch. Ansonsten baute Junior keinen Mist mehr, machte keinen Mucks und schlief den restlichen Flug wie ein Baby.
Dubai war alles in allem todlangweilig, jedoch unheimlich erholsam. Wir verbrachten nur zwei Abende mit unserem Spross in medizinischen Einrichtungen, was insgesamt ein durchaus guter Schnitt für 14 Tage ist. Einmal war er vom Bett gepurzelt, ein anderes Mal hatte sich ein Sandkorn im Äuglein festgesetzt. Beide »medizinischen Notfälle« lösten selbstverständlich kurzzeitig Großalarm aus.
Meine Urlaubstage verbrachte ich zusammengekauert schlafend im mitgeschleppten Baby-Zelt, das eigentlich den Kleinen vor Wind und Sonne schützen sollte. Die Nachtschicht blieb ja eben doch wieder an mir hängen, meinem Mister X waren leider immer noch keine Brüste gewachsen. Doch mein eigentliches Ziel, meinen kleinen Busenfetischisten im Urlaub auf Entzug zu setzen und abzustillen, gelang mir leider nicht.
Im Gegenteil, ich als Wirtin hatte meine Rechnung ohne den Gast gemacht, und der ist ja bekanntlich König. Oder Kronprinz ... Genau dieser residierte zwei Wochen zwischen Mama und Papa im großen Hotelbett, wo er direkt an der Quelle lag. Die Situation brachte gewisse Vorzüge mit sich, ich erwachte noch nicht einmal mehr, wenn ich angenuckelt wurde. Mein Freund, der das Spektakel amüsiert observierte, kommentierte unseren Urlaub folgendermaßen: »Hat ja super geklappt mit dem Abstillen. Wie nennt sich die Methode? Urlaub all-inclusive mit Flatratesaufen?«
Männer! Und ich hatte jetzt zwei von der Sorte ...
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„ Kinder sind das Einzige,
was in einem modernen Haushalt noch mit der Hand gewaschen werden muss.
(Quelle unbekannt)
Nachtrag: In Urlaub Nummer 2 mit Kind enterten wir – meine Mutter, mein Freund und ich – mit dem Kinderwagen die sonnige Terrasse unseres hübschen Hotels in Italien. Dort sicherten wir uns zunächst selbstverständlich unsere Sonnenliegen und bauten dann das Kinderzeltchen auf, damit der Kleine auch schön wind- und sonnengeschützt liegen konnte. Anschließend nahm ich nur ganz kurz die Klötzchen, die Mückensalbe, die Döschen mit den Möhren- und Apfelstückchen, die Bio-Dinkelplätzchen, die Fläschchen (Milch, Möhrensaft, Wasser), das Schnuffeltuch, das Sonnenschirmchen, den Kuschelhasen, den Kuschelpinguin, den Extra-Overall, die feuchten Tücher, das Mützchen, die Windeln, die Wundcreme, die Iso-Decke, die Sonnencreme, die Schokoriegel (für mich) und die Duplo-Spieluhr aus meinem mitgebrachten Körbchen, gut: Korb, okay: Riesenkorb, und breitete diese paar Kleinigkeiten auf der Decke um mich herum aus, um an meinen darunter liegenden Notizblock zu kommen,auf dem ich mir Gedanken für dieses Buch notieren wollte ... In genau diesem Moment hörte ich das Geräusch von auf dem Boden kratzenden Sonnenliegen: Zwei Pärchen in unserer unmittelbaren Nähe suchten das Weite! Ts! Ich war ein bisschen empört: Was hatten die denn für ein Problem? Dann stutzte ich, und plötzlich ging mir ein Licht auf. Ich musste mich halb totlachen: Das hätten wir sein können, vor wenigen Jahren. Und dann schrieb ich das Geschichtchen auf, das Sie gerade gelesen haben ...
Kommen wir zum nächsten Phänomen, das ich mir in meinem Leben niemals hätte träumen lassen:
• Neid, ich? Niemals! Also fast
Wer mich kennt, der weiß: Ich denke positiv und kann von ganzem Herzen gönnen. Obwohl, na ja, in letzter Zeit macht sich manchmal ein Gefühl breit, mit dem ich bisher nur sehr selten Bekanntschaft gemacht habe: Neid! Wenn ich junge Hüpfer mit aalglatten Bäuchen sehe und nicht ganz doll aufpasse, gibt mir das manchmal schon einen Stich. Nicht missverstehen: Ich gönne den Mädels von Herzen ihre Jugend und Schönheit! Aber so ein winziger Pikser ist da dann doch, und der führt zu den bösen, bösen Vergleichs-Fragen: »Bin ich als Mama eigentlich noch sexy?« Und: »Muss ich meine Microminis jetzt endgültig in die Altkleidersammlung geben?« Ich habe diese Fragen für mich mit »Ja!« und »Höchstens die ganz kurzen« beantwortet. Leichte Abnutzungserscheinungen sind schließlich völlig normal; wo gehobelt wird, da fallen Späne: Ich habe jetzt
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