Baustelle Baby (German Edition)
Knöpfchen drücken oder den Mehrfachstecker wissenschaftlich untersuchen will oder laut krakeelend und headbangend klarmacht, dass er nicht schmusen will, sondern am Händchen durch die Wohnung rennen will, während dem Begleitpersonal (mir) die Bandscheibe rausspringt, die entschädigen für alles.
Voller Selbstüberschätzung muss ich gestehen: Ja, ich wünsche mir noch so einen Plagegeist! Und da aller guten Dinge ja bekanntlich drei sind ...
Tja, realistisch dürfte das Mindesthaltbarkeitsdatum meiner Eizellen bis zum Jahr 2020 abgelaufen sein. Ob da zwei weitere Schwangerschaften inklusive happy Touchdown noch machbar sind? Hätte ich vielleicht doch früher mit der Baustelle Baby loslegen sollen?
Den perfekten Zeitpunkt für ein Baby gibt es selten. Bei mir lockte die Karriere, und mein Leben schmeckte mir genau so, wiees war. Auch ohne Baby wäre ich sicher glücklich gewesen bzw. geworden. Dann habe ich jedoch von der Baby-Droge genascht und weiß deshalb, was ich ohne Kind alles verpasst hätte.
Es ist um mich geschehen, und ich will – wie alle Süchtigen – einfach mehr!
Also keine Müdigkeit vorschützen, in die schwarze Spitzenwäsche springen und danach auf den Papa!
Ladys, drückt mir die Daumen ...
„ Mit Kindern vergehen die Jahre wie im Flug.
Doch Augenblicke werden zu Ewigkeiten.
(Quelle unbekannt)
STATT EINES NACHWORTS – EIN TAGEBUCHEINTRAG
Khao Lak, Thailand, 27. Dezember 2011, 1:30 Uhr
Ich liege wach. Rechts von mir schläft mein Freund, tief und fest. Links atmet endlich auch mein Sonnenschein in seinem Kinderbettchen ganz regelmäßig. Nur ich finde keinen Schlaf. Das mag am Jetlag liegen, vielleicht aber auch daran, dass heute ein besonderer Tag ist.
Die letzte Woche war ernüchternd. Es hat sich herausgestellt, dass ich meine ewige Müdigkeit nicht nur dem Dasein als Mama mit Job in die Schuhe schieben kann. Eine Blutuntersuchung ergab, dass meine Schilddrüse sich teilweise in die Frührente verabschiedet hat und ich an einer Unterfunktion leide. Nicht schön, aber mit ein paar Tablettchen pro Tag kann das Schicksal, fortan als lebende Schlaftablette darben zu müssen, von mir abgewendet werden.
Mein Gynäkologe hat mir dann aber den wirklichen Tiefschlag versetzt: Durch den Mangel an Schilddrüsenhormon stehen meine Chancen sehr schlecht, erneut schwanger zu werden, da eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann. Außerdem fehle bei mir fast zur Gänze ein Hormon, das bewirke, dass Frau überhaupt einen Eisprung bekomme. Ein Termin beim Hormondoktor und Fertilitätsspezialisten sei also sehr empfehlenswert ...
Sensationelle Aussichten, wenn man sich zum kleinen Tyrannen noch eine zickige Diva wünscht. (Einen zweiten Mini-Mann würde ich natürlich aber auch sofort nehmen.)
Das erste Mal in meinem Leben kann ich nachfühlen, welche Ängste Frauen erleiden, bei denen es mit dem Schwangerwerden einfach nicht klappen will. Was wäre ich bereit, für ein zweites Baby auf mich zu nehmen? Keine Ahnung ...
Ich weiß nur eins: Auch wenn Italiens Rockröhre Gianna Nannini mit 54 ein Kind bekommen hat – ich habe mit 38 keine Zeitzu verlieren. Also rufe ich kurz nach dem Gyn-Besuch den mir empfohlenen Babymacher-Doc an. Tatatataaa: Schon Ende März, in läppischen drei Monaten, werde ich zur Audienz vorgelassen. Sind die irre? Alles in allem eine schöne Bescherung so kurz vor dem Weihnachtsfest.
Berechenbar ist das Leben nicht – und ich leider auch nicht: Mein Zyklus schwankt von Monat zu Monat wie ein Volltrunkener. Fast hat es den Anschein, als ob der eine Eierstock ein Raver auf Speed ist und der andere ein träger Kiffer, der regelmäßig einen beruhigenden Zug aus einer Tüte nimmt. Im Moment ist der Raver am Drücker, und der lässt sich untypisch viel Zeit.
Gestern reisten wir in unseren Thailand-Urlaub und mussten in Bangkok den Flieger wechseln. Im Transitbereich kamen wir an einer Apotheke vorbei, und obwohl mir rational völlig klar war, dass eigentlich keine Chance besteht, schwanger zu sein, habe ich heimlich in der Apotheke einen Test gekauft.
Ja, ich weiß! Das war dumm! Negative Ergebnisse, wenn man auf eine frohe Botschaft hofft, sind frustrierend und Gift für mein Lebensmotto Think Pink . Trotzdem, die Hoffnung stirbt eben zuletzt.
Heute Morgen, meine Männer sind beim Frühstück, pinkle ich also über die Spitze des Schwangerschaftstests.
Während ich auf das Ergebnis warte und auf die Uhr schaue, kommt mir urplötzlich ein Gedanke:
Exakt
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