Baywatch in Florida (luftig-leichter Sommersex) (German Edition)
Halswirbeln gespürt.
Ich sank zurück aufs Badetuch, leise stöhnend und meine Unbesonnenheit
verfluchend. Mein Orthopäde hatte mich vor ruckartigen Bewegungen gewarnt.
„Stella!
Was ist los? Wieder dein Nacken?“
Ich
nickte. Wenigstens das klappte noch.
Im
nächsten Moment schob sich ein Schatten vor mein Gesicht. Ich blinzelte und
nahm die Umrisse eines Mannes wahr, der sich neben mich hingekniet hatte und
eine Erste-Hilfe-Box neben sich abstellte.
„Alles
in Ordnung, Ma‘am? Haben Sie Schmerzen? Ich bin Rettungsschwimmer und kann
Ihnen helfen.“ Eine besorgte Stimme, jungenhaft und doch mit einem tiefen,
angenehmen Timbre.
„Nein“,
sagte ich und hob abwehrend die Hand. „Es sind nur meine Halswirbel. Sie quälen
mich schon seit zehn Jahren. Und machen meinen Orthopäden langsam aber sicher
zu einem reichen Mann.“
Der
junge Mann neben mir lachte. Ein echtes, sympathisches Lachen. Ich versuchte,
meinen Kopf zu drehen, wollte mehr von diesem Life Guard sehen, der sich so
aufmerksam um mich bemühte.
„Bleiben
Sie ruhig, Ma’am. Entspannen Sie sich.“
Er
öffnete seinen Koffer, kramte darin herum und förderte einen metallisch
glänzenden Beutel zutage. Ich konnte den Rettungsschwimmer nur aus den
Augenwinkeln wahrnehmen, aber was ich da sah, gefiel mir sehr. Blondes Haar, vom
Meerwasser gebleicht, breite Schultern, bronzefarbene Haut. Nur sein Gesicht,
das blieb im Schatten verborgen. Ich schloss die Augen, die Sonne blendete mich
zu sehr.
„So,
ich werde jetzt Ihren Nacken kühlen. Wenn Sie öfter Probleme haben, kennen Sie
sich ja aus, nehme ich an. Also so schnell wie möglich einen Termin bei Ihrem
Arzt vereinbaren.“
„Mache
ich, vielen Dank“, sagte ich.
Er
hob meinen Kopf sanft an, schob ein Handtuch darunter samt Kältepack und strich
mir leicht übers Haar. Oder bildete ich mir das nur ein?
Mein
Herz klopfte schneller. Was war nur los mit mir? Ich war seltsam aufgewühlt,
spürte die Präsenz dieses Mannes in jeder Zelle, wollte nach ihm greifen, ihn
nicht mehr gehen lassen, obwohl ich nur ein paar Worte mit ihm gewechselt und
ihm noch nicht einmal in die Augen gesehen hatte. Ich genoss einfach seine
Nähe. Es war, als ob sich unsere Körper lange vermisst und endlich
wiedergefunden hatten. Diese unvermutete Vertrautheit machte mich nervös.
„Danke“,
wiederholte ich. Und diesmal meinte ich nicht seine medizinische Fürsorge,
sondern die Tatsache, dass ich mich seit langem wieder einmal lebendig fühlte,
lebendig in der Gegenwart eines Mannes.
„Gern
geschehen, Ma’am. Kann ich noch etwas für Sie tun?“
Ja.
Bleib bei mir. Nimm meine Hand. Halt sie fest. Streichle meine Wangen, berühre
meine Lippen. Lass mich deinen Atem spüren, überall.
„Nein,
ich danke Ihnen. Sie waren sehr aufmerksam.“
„Gut.
Wenn Sie noch etwas brauchen – Sie wissen ja, wo Sie mich finden.“
*****
„Tja.“
Lizas selbstgefälliger Ton gefiel mir ganz und gar nicht. „Da hat es wohl
jemanden erwischt.“
„Was?
Wie meinst du das?“ Ich versuchte, die Unwissende zu spielen. Was mir natürlich
nicht gelang.
„Stella!
Der steht auf dich! Hast du das nicht gemerkt?“
Entrüstet
wollte ich mich aufrichten – ein Vorhaben, auf das meine Halswirbel äußerst
beleidigt reagierten. Ich stöhnte.
„Woran
soll ich das bitte gemerkt haben? Er war nett und professionell. Mein Orthopäde
ist das auch und ist seit dreißig Jahren glücklich verheiratet.“
„Ich
bitte dich. Als Frau spürt man sowas. Aber du brauchst natürlich wieder einen
Wink mit dem Zaunpfahl. Und Gott sei Dank hat Tom das kapiert.“
„Wer
hat was kapiert?“ Ich verstand kein Wort.
Statt
einer Antwort drückte mir Liz eine schlichte Visitenkarte in die Hand: „Tom Seamor
– (305) 509-6995“
*****
„Und?
Rufst du ihn an?“
Seit
zwei Stunden lag mir mein Schwesterchen in den Ohren. Und ich vermutete, sie
würde erst Ruhe geben, wenn ich ihr versprach, meinen Lebensretter – wie sie
ihn nannte –, anzurufen und am besten gleich ein Date mit ihm zu vereinbaren.
„Ja,
verdammt nochmal“, grummelte ich und parkte meinen Mietwagen vor Lizas Haus.
„Und jetzt raus mit dir, du nervtötende Kröte!“
Liza
grinste zufrieden, gab mir einen Kuss, packte ihre Sachen zusammen und
verschwand hinter einem kupferroten Eingangstor.
Ich
seufzte und nahm Toms Visitenkarte aus dem Handschuhfach. Gedankenverloren
drehte ich sie zwischen den Fingern. Sollte ich ihn anrufen? Meinen Verstand
abschalten, der mir sonst
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