BE (German Edition)
brennend, dass wir nur blinzeln konnten. Bernd, der sich gerne in seinen selbstgebauten dunklen Höhlen vor der Bana lität und möglichen Verletzungen verschanzte, der mit Natascha Kampusch gerade mitten in einer ganz speziellen Höhlengeschichte steckte, stand auf und blickte zu Boden. Das Höhlengleichnis sei doch die perfekte Metapher für das Kino, grummelte er. Dann ging er in seiner weißen Unterhose etwas unbeholfen über die glühendheißen Terrassensteine zurück ins Haus. Bernd war Kino. Sein Leben war Kino. Und alles, was er angefasst hat, war Kino. In meiner Vorstellung hat er den Höhlenausgang nun erreicht. Er steht da und schaut direkt hinein in das herrliche Licht.
How to B. E. – Tipps fürs Leben
BE rnd wurde in Interviews immer wieder gefragt, was sein Lieblingsfilm sei. Für einen Filmemacher ist das eine so weltumfassende Fragestellung, so gewaltig in ihrer Tragweite, man kann nur hoffen, dass man irgendwann eine Antwort darauf findet. Bernd hatte das große Glück, diese Frage für sich zu beantworten. Wie es dazu kam, war ein längerer Prozess, der damit begann, dass wir kurz vor unserer Hochzeit im Dezember 2006 eine Einladung von Francis Ford Coppola zu einem privaten Screening seines neuen Films »Jugend ohne Jugend« erhielten. Darin stand geschrieben, dass »Der Pate« ein Unfall, ein »accident«, gewesen sei. Er hätte den Verlauf von Coppolas Karriere und Leben verändert. Nun, im Alter von 67, hätte Coppola mit seinem Film »Jugend ohne Jugend« eine zweite Chance, das Leben zu leben, das er immer hatte führen wollen und Filme im Sinne der großen europäischen und japanischen Filme zu machen, die ihn als 17-Jährigen inspiriert hätten.
Bernd war außer sich: Was?! »Der Pate« nur ein Versehen? Ein Film, der Coppola quasi vom rechten Pfad abgebracht hätte? Das war in Bernds Augen Blasphemie! Die ultimative Form von Selbst-Boykott. Trotzdem fuhren wir natürlich zu Coppola nach San Francisco. Das Screening fand in George Lucas’ privatem Screening Room statt, dessen getäfelte Wände mit sehr seltenen Filmplakaten geschmückt waren. Dort begrüßte uns ein wahnsinnig freundlicher Francis Ford Coppola, der seinen glücksbringenden Schlips trug, sein »lucky tie«, der über und über mit der Ziffer »7« bedruckt war. Auch wenn Bernd »Jugend ohne Jugend« nicht besonders mochte, so konnte er doch verstehen, dass Coppola der klassischen 3-Akt-Struktur ebenso wie der klassischen Identifikationsdramaturgie müde geworden war. Er selbst hatte auch keine Lust mehr darauf, was sich ja auch in »Das Parfum« und »Der Baader Meinhof Komplex« widerspiegelt. Aber trotzdem … Bernd schüttelte ständig den Kopf. Im Vergleich zu diesem Film sollte der »Der Pate« nur ein Unfall sein!?
Egal. Es war ein großartiger Abend. Nach der Vorstellung lud uns Coppola noch in seine Pizzeria Café Coppola ein. Dort fand ich mich im Kinohimmel wieder: Mir gegenüber am Tisch Francis Ford Coppola, zu meiner Rechten George Lucas und vor mir stehend und wild gestikulierend Martin Scorsese, der auf Alfonso Cuarón einredete. Ganz zu schweigen, dass Bernd Eichinger zu meiner Linken saß. Spielberg konnte übrigens nicht kommen, weil sein Privatflugzeug einen Motorschaden hatte. Nach diesem Abend schauten wir uns wieder die gesamte »Der Pate«-Trilogie an. Bernd war begeistert. Danach las er einen Artikel in der Vanity Fair über die Entstehung von »Der Pate – Teil 1«, kaufte sich das große »Godfather«-Buch vom Taschen Verlag und verschenkte dies auch an andere befreundete Filmemacher. Als wir eines Abends einmal zufällig den ersten Teil im Fernsehen sahen, sagte er zu mir: »Weißt was? Das ist wirklich der perfekte Film. Nicht der zweite Teil, der ist für mich zu konstruiert, der hat weniger erzählerische Kraft. Nee, Teil 1. Da stimmt einfach alles. Der Film wird auch nicht älter. Der ist heute noch genauso großartig und kraftvoll wie damals.« Und so kam es denn, dass Bernd seinen Lieblingsfilm fand: Francis Ford Coppolas »Der Pate – Teil 1.«
Hier – zusammengestellt aus Unterhaltungen, die Bernd mit Herman Weigel, Uli Edel und Tom Tykwer und mir geführt hat – die Liste von Bernds zehn Lieblingsfilmen (natürlich seine eigenen nicht eingeschlossen). Muss man gesehen haben:
1. Der Pate – Teil 1 (The Godfather – Part One)
2. Der Leopard
3. French Connection – Brennpunkt Brooklyn
4. Singing in the Rain
5. La Dolce Vita
6. Die durch die Hölle gehen (The Deer Hunter)
7.
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