Beautiful Americans 03 - Leben á la carte
erzähle ihm, dass ich aus Brooklyn komme und mein Dad Französisch-Vietnamese ist. Ich frage ihn, ob er je von Luxe gehört hat, und er scheint beeindruckt, dass meine Mom dort mitarbeitet. Als ich das Gefühl habe, die nötige Menge an Informationen über mich preisgegeben zu haben, lenke ich das Gespräch auf ihn.
»Woher kommst du denn? Hast du nicht gesagt, dass du gar nicht ursprünglich aus Paris stammst?«
»Ich bin in der Dordogne aufgewachsen«, antwortet er. »Auf einem Anwesen außerhalb von Perigueux. Das ist mein Familiensitz.«
»Echt?«, frage ich, plötzlich sehr neugierig. Sanfte Hügel mit Sonnenblumen, hier und da von Gutshöfen mitsamt Swimmingpool und Tennisplatz unterbrochen, tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ich male mir aus, wie ich vorne in einem italienischen Sportwagen sitze, ein Hermes-Tuch um den Hals geschlungen, und auf ein Chateau zudüse, das mir gehört. »Und wie ist es?«
»Ein Traum«, sagt er mit einem gedankenverlorenen Lächeln. »Wir haben Schafe und Pferde und jede Menge Hunde und Katzen, die herumstromern. Es ist im Umkreis von mehreren Kilometern das größte Stück Land.«
»Und dort bist du aufgewachsen?«
»Ja. Das Chateau ist schon seit Jahrhunderten in Familienbesitz. Aber es ist ziemlich kostspielig, das Haupthaus zu erhalten, deshalb hat meine Familie es früher immer vermietet. Ich bin mit meinem Vater und meiner Mutter in dem kleineren Gebäude aufgewachsen, das eigentlich für den Verwalter gedacht ist.«
»Hmm«, sage ich. Das klingt allerdings bei Weitem nicht so glamourös, wie ich es mir erhofft hatte.
»Vor ein paar Jahren hat mein Pariser Onkel geheiratet, für das Amt in Perigueux kandidiert und sich dazu entschlossen, wieder im Haupthaus zu wohnen. Er hat nicht so viel Geld, wie er die Leute gern glauben machen will. Wenn Besuch kommt, tut er immer so, als wären meine Eltern seine Bediensteten.«
Die Rädchen in meinem Gehirn beginnen sich zu drehen und zu arbeiten. Während ich ihm weiter aufmerksam lausche, frage ich mich, was genau mein plötzliches Gefühl, von dem Château schon gehört zu haben, ausgelöst hat. Ich nehme mir noch ein Stück Brot aus dem Brotkorb und kaue nachdenklich.
»Die Dordogne ist wunderschön. Warst du da schon mal?«, fragt er.
»Nein«, gebe ich widerwillig zu. »Aber das habe ich schon ganz lange vor. Meine Mom war nämlich schon dort.«
»Würdest du gern mal übers Wochenende mit mir hinfahren? Vielleicht gleich am kommenden Wochenende. Wir könnten einen Ausflug machen. Du kannst etwas von der Butter kosten, die meine Mutter selbst macht. Sie salzt sie mit fleur de sel. Man kann die Kristalle darin sehen - es knirscht fast, wenn man hineinbeißt. Très delicieux.«
Ich sehe Denny überrascht an. »Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du kennst mich kaum, schenkst mir zwei Mal Blumen, und jetzt fragst du mich auch noch, ob ich mit zu dir nach Hause fahren und deine Mutter kennenlernen möchte? Also, eingebildeter geht's ja wohl nicht! Du musst denken, dass Mädchen sich nichts Schöneres vorstellen können, als deine Mutter kennenzulernen. Aber ich kann dir versichern: Nicht alle Mädchen brennen darauf, die Mütter von Kerlen kennenzulernen.«
»Gefällt es dir nicht, welche Aufmerksamkeit ich dir schenke, Alex?«
Ich lache. »Ich bin mir nicht sicher, was genau ich denke. Aber -« Ich mache eine gekonnte Pause, in der ich mich kokett-schüchtern gebe, und sage dann: »Mit der Dordogne könntest du mich schon locken. Wenn ich am kommenden Wochenende nicht durchgehend babysitten müsste, würde ich ja sofort mitfahren.«
»Kann dich denn niemand vertreten?«
»Ha! Das wäre schön«, sage ich. »Aber im Moment wollen ziemlich viele meiner Freunde nichts mehr mit mir zu tun haben.«
»Sind sie sauer auf dich?«
»In gewisser Weise ja.« Ich wische seine Frage mit einer resoluten Drehung meines bereiften Handgelenks beiseite. »Also nein. Es kann mich keiner vertreten.«
»Was, wenn ich dir nicht erzählt hätte, dass meine Familie im Verwalterhaus lebt? Würdest du mitkommen, wenn ich dir gesagt hätte, dass mein Familienname Peugeot ist? Dass ich irgendwann das große Familienerbe antrete?«
Ich lache. »Nein, ich kann auch ohne dieses Drumherum erkennen, dass du einen gewissen Stil hast. Meine Mom ist ebenfalls eine gesellschaftliche Außenseiterin. Wir sind es gewohnt, wie die rothaarigen Stiefkinder behandelt zu werden.« Ich erzähle ihm ein bisschen von meiner Mom und wie meine
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