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Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Beautiful Americans 03 - Leben á la carte

Titel: Beautiful Americans 03 - Leben á la carte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Silag
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unmerklich den Kopf schüttelt. Und das Schlimmste an der Sache ist, dass es mich nicht mal wirklich berührt.
    * * *
    Thomas verbringt das Osterwochenende zu Hause, ehe er mit Remy, Inez und Xavier während der Frühlingsferien der Sorbonne ins Baskenland fährt. Das heißt konkret, dass Thomas' Reisetasche im Wohnzimmer steht und auf der einen Seite der Couch liegt zusammengefaltetes Bettzeug. Aber ich habe ihn noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.
    Es ist später Freitagabend, ich bin hellwach und betrachte lange das Foto von Vince in der Seitentasche meines Geldbeutels. Ich muss daran denken, wie viele Male wir das Thema Sex umgangen haben. Als ich sechzehn geworden bin, hat er es dann schließlich doch angesprochen und gemeint, wir sollten, ehe wir miteinander schlafen würden, noch warten, bis er aufs College ginge. »Es sei denn ...«
    »Es sei denn - was?«, habe ich grinsend gefragt. Ich fand es so süß, dass er auch noch nicht so weit war. Auch wenn wir beide wirklich, wirklich neugierig waren.
    »Es sei denn, du bist schon vorher bereit«, sagte er zu mir. »Ich denke, es wäre wirklich etwas Besonderes, meine Jungfräulichkeit mit dir zu verlieren.«
    Das hatte mir gleichermaßen geschmeichelt wie mich geängstigt. Ich habe erwidert, ich wolle warten, bis ich siebzehn sei, vielleicht bis zur elften Klasse. Ich war einfach noch nicht so weit. Dann bin ich nach Frankreich gegangen. Und habe meine Jungfräulichkeit kurzerhand an Thomas verloren, ohne auch nur ein einziges Mal darüber zu reden.
    In diesem Augenblick höre ich, wie Thomas spät heimkommt und während des Aufschließens der Wohnungstür leise ein Handytelefonat beendet. Ob er mit einer neuen Freundin spricht? Eine, die intelligenter, leidenschaftlicher und psychisch stabiler ist?
    Als ich am kommenden Morgen ziemlich spät aufwache, aus irgendeinem Grund erst weit nach dem mehrmaligen Weckerklingeln, ist Thomas bereits wieder aus dem Haus.
    Mme Rouille hat Elise die Woche freigegeben, sodass sie zu ihrer Familie in die Bretagne gefahren ist. Mme Rouille wird morgen Nachmittag wohl ein richtiges Osteressen kochen.
    »Hast du Lust, mir zu helfen? Es gibt Lammbraten«, sagt sie, als ich von der Probe zurückkomme. Während wir darauf warten, dass das Teewasser kocht, zeigt mir Mme Rouille die massive, hellrosa Fleischkeule, die sie in der boucherie erstanden hat. Sie sieht glibberig aus und feucht, fast blutig.
    »Ich esse kein Lamm!«, sage ich zu ihr und breche in Tränen aus.
    »Olivia!« Mme Rouille hält noch immer das Stück Fleisch hoch, so als hätte sie es selbst erbeutet. Schnell legt sie es zurück in den Kühlschrank und wäscht sich die Hände, ehe sie zu mir kommt und mich umarmt. »Schon in Ordnung. Du musst mir nicht helfen. Oder das Lamm essen. Ich kann auch etwas anderes zubereiten. Oder wir könnten essen gehen ...«
    Ich schüttle den Kopf. »Sie müssen nichts anderes machen. Ich esse das Gemüse.«
    »Erzähl mir, was los ist«, sagt sie, aber ich weiß, dass sie es bereits weiß. »Dieser Junge.«
    »Seitdem das mit Drew passiert ist...«, erkläre ich mit einem trockenen Schluchzen, »... fühle ich mich so ... schwer. So ... als könnte ich ... nie mehr ich selbst sein.«
    Mme Rouilles Augen werden glasig. Sie zieht mich zu sich heran, und ich weine mich an dem dicken Schulterpolster ihres Vintage-Chanel-Kostüms aus, als wäre sie meine echte Mutter. Natürlich würde meine Mom einen Ed-Hardy-Kapuzenpullover tragen. Aber dieses tröstliche Muttergefühl ist trotzdem da.
    Und bei Mme Rouille weiß ich außerdem, dass sie genau weiß, wie es sich anfühlt. In den Weihnachtsferien hat sie mir eine Geschichte aus ihrem Leben erzählt, die nicht viel anders ist als meine. »Wird es sich immer so anfühlen?«, frage ich sie.
    »Nein«, sagt sie resolut. »Das wird es nicht.«
    * * *
    Mme Rouille bringt mich ins Bett und versorgt mich mit zusätzlichen extraflauschigen Kissen aus ihrem eigenen Bett, damit ich aufrecht sitzen und Tee trinken kann. Als ich Mme Rouille im Herbst kennengelernt habe, habe ich sie für kühl und abgehoben gehalten, mit ihren förmlichen Kostümchen und ihren perfekt frisierten silbernen Haaren. Damals hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich mich mal einem Menschen, der genauso gut vom Mond stammen könnte, was die Ähnlichkeit zu meiner eigenen Familie in Südkalifornien angeht, so nahe fühlen würde. Aber sie und ich haben eine Menge miteinander durchgemacht. Nicht zuletzt, als sie

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