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Befohlenes Dasein

Befohlenes Dasein

Titel: Befohlenes Dasein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. E. Wells
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    Wenn man sich’s recht besieht, ist Kan Kamana ein alter Mann. Doch man darf auf dem Kidor, einem Planeten im System des Beta Centauri, der großen Sonne im Sternbild des Zentaur, nicht nach irdischen Maßstäben rechnen. Denn ein Umlauf des Kidor um seine Sonne nimmt die dreifache Zeit in Anspruch, die Terra für einen Umlauf um Sol benötigt. Dreißig solcher Umläufe hat Kan Kamana schon erlebt, so daß er nach den Maßstäben des Kidor wohl dreißig Jahre, nach unseren Maßstäben aber schon neunzig Jahre alt ist.
    So sieht er bei Gott nicht aus. Sein hochglänzendes, poliertes schwarzes Haar läßt in ihm einen Vierziger vermuten, einen Mann im besten Mannesalter, zäh und energisch und vital. Seine Stirn ist hoch, und das ist auch im Zentaur-System ein Zeichen von Intelligenz. Wer aber wollte leugnen, daß Kan Kamana nicht intelligent sei?
    Intelligenz auf dem Kidor – das will schon einiges heißen. Denn im gleichen Zeitalter, in dem man auf Terra das Jahr 8000 schreibt, blickt der Kidor schon auf eine geschichtliche Vergangenheit von 50000 Jahren zurück. Was das aber bei einem intelligenten und aufgeschlossenen Volk bedeutet, kann nur derjenige ermessen, der mit einer Raumscheibe der GFG – der 

     

    Galaxis-Fluggesellschaft – in diesen entfernten Winkel des Zentaur-Systems geflogen ist. Das aber ist – da wir Erdenmenschen gewöhnt sind, Maße und Entfernungen von unserem eigenen Standpunkt aus abzuschätzen – eine beachtliche Zahl von Kilometern. Rund 2500 Billionen Kilometer von Terra entfernt, das sind – rund gerechnet – 250 Lichtjahre, das ist selbst für die an astronomische Zahlen gewöhnten Bewohner der Galaxis eine beachtliche Entfernung. Und während der Terra am nächsten liegende „Fixstern“ nur etwas über vier Lichtjahre entfernt ist – ein „Katzensprung“ für ein gutes Raumschiff –, befindet sich das dem Kidor nächstgelegene Sonnensystem, das Gebiet der Sonne Kees, rund 29 Lichtjahre von Kidor entfernt. Diese Abgeschlossenheit brachte es mit sich, daß Kidor im Verlauf des vor 2000 irdischen Jahren stattgefundenen „Großen Galaktischen Krieges“ ziemlich unbehelligt blieb.
    Der „Große Galaktische Krieg“ entstand – wie so viele Kriege – ohne triftigen Anlaß. Vielleicht war es der seit Hunderttausenden von Jahren aufgespeicherte Kräfteüberschuß der in der Galaxis befindlichen Lebewesen, der diesen Kampf aller gegen alle zur Auslösung brachte. Niemand vermag es heute mehr zu sagen. Nach irdischer Zeitrechnung dauerte dieser Krieg länger als 600 Jahre, und er wurde grausam und ohne jede Rücksicht geführt. Es waren die Geburtswehen einer neuen Zeit. Denn aus Blut und Tränen entstand jenes herrliche Gebilde, das man die „Galaktische Union“ nennt, die Vereinigung sämtlicher am Krieg beteiligten Planeten zu einem einzigen großen Reich, das von einem interplanetarischen Gremium hochintelligenter Männer regiert wird.
    Handel und Wandel entstanden. Aus den Trümmern der zerstörten Städte und Landschaften wucherte üppiger Wohlstand. Die weise Nutzung der Naturprodukte, ein gesunder sozialer Instinkt und der tiefe Wunsch nach Frieden und Erneuerung waren die besten Wegbereiter für den zivilisatorischen und kulturellen Aufschwung der in der „Union“ vereinigten Planeten, und es ist bedeutsam zu erfahren, daß es ausgerechnet der Planet Kidor war, der die Initiative zu diesem großartigen Friedenswerk ergriff. So ist auch der Kidor der dauernde Sitz der Weltregierung geworden. Weltparlament, Weltpräsident, alle größeren galaktischen Organisationen – das alles befindet sich in Kidora, der Hauptstadt dieses Planeten.
    Wir vermeinen es unseren geschätzten Lesern schuldig zu sein, obige Erklärungen einzuflechten, damit sie sich wenigstens eine ungefähre Vorstellung jener Welt machen können, in die wir sie durch unsere Erzählung einzuführen versuchen. Denn trotz aller Zerstörung und allen Ungemaches steht die Zeit nicht still, und der Geist des Menschen drängt nach neuem Ablauf, Auch ein Krieg – mag er auch noch so verheerend sein – kann nicht Verhindern, daß sich das Wissen behauptet und erhalten bleibt. Und auf dem alten Wissen baut sich das neue auf und streckt wie ein Baum seine Äste nach allen Seiten. Die Krone dieses Baumes aber ist die neue Erkenntnis, ist die neue Erfindung, die den Fortschritt bedingt.
    Wir begannen unsere Erzählung mit Kan Kamana, einem der berühmtesten Forscher des galaktischen Raumes. Er hat

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