Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman (German Edition)
1
Leicht verzweifelt stand Laura im Schlafzimmer und starrte in ihren offenen Kleiderschrank, während der berüchtigte ich-hab-nichts-zum-Anziehen-Frust über sie kam. Na toll, wie wunderbar klischeehaft. Unwillkürlich tauchte in ihrem Kopf das Bild einer Frau vor einem zum Bersten vollen Kleiderschrank auf, die sich theatralisch zu ihrem Mann umdreht und verkündet: »Ich habe nichts, was ich anziehen kann!«, während der Mann resigniert die Augen verdreht.
Sie schob das Bild aus ihrem Kopf und konzentrierte sich wieder auf den nicht vorhandenen Inhalt ihres Schrankes. Irgendwie war ihr entgangen, dass all ihre Trainingshosen, die sie sonst zum Kletterkurs trug, in der Wäsche waren, und es dringend notwendig gewesen wäre, die Waschmaschine anzuwerfen. Es war doch nicht möglich, dass in den Unmengen an Klamotten, die sie besaß, keine einzige brauchbare Hose dabei war. Aber die langen Hosen waren entweder Jeans, die ihr nicht genug Bewegungsfreiheit boten, oder schöne Hosen fürs Büro, die sie zum Klettern definitiv nicht anziehen konnte. Und die wenigen kurzen Hosen die sie besaß, waren ebenfalls allesamt Jeans. Ihr Blick fiel auf einen schwarzen Stoffzipfel, der unter den kurzen Hosen hervorlugte. Mit einem unmutigen Seufzen griff sie danach und förderte eine Hot Pants zu Tage, die sie schon ewig nicht mehr getragen hatte. Mit sechzehn hatte sie natürlich nicht eingesehen, warum ihre Mutter der Meinung gewesen war, diese Hose könne sie bestenfalls am Strand anziehen. Mittlerweile aber hatte sie das Gefühl, nun vielleicht doch schon ein bisschen zu alt dafür zu sein. Mit ihren knappen achtundzwanzig Jahren war sie zwar noch weit davon entfernt, sich wie eine biedere alte Frau zu kleiden, aber eine Hose, bei der man den Ansatz vom Hintern sah, weil sie so kurz geschnitten war, war ihr doch etwas zu freizügig. Leider war es das Beste, was sie momentan finden konnte, also faltete Laura die Hose zusammen und legte sie in ihre Sporttasche.
***
Als Laura aus der Umkleidekabine in die große Halle des Kletterzentrums eilte, stand ihre Gruppe schon vollzählig versammelt um ihren Kursleiter Rick, der gerade das heutige Programm besprach. Das hieß, nicht ganz vollzählig. Ihre Partnerin Melanie fehlte. Typischer Fall von: Heute geht aber auch alles schief.
Nachdem Rick seine Erklärungen beendet hatte, zerstreute sich die Gruppe, einzig Laura verweilte bei ihm.
»Melanie hat mich vorhin angerufen, die Sommergrippe hat sie erwischt, sie kann leider nicht kommen. Ich habe dir aber einen anderen Partner organisiert. Ah, wenn man vom Teufel spricht, da kommt er ja. Laura, das ist Mario. Mario – Laura. Ihr könnt auf der Wand Nummer Vier anfangen, da ist noch ein Platz frei.«
Etwas perplex betrachtete Laura ihren heutigen Partner. Der Kerl war einen Kopf größer als sie und um etliches schwerer. Wie um alles in der Welt sollte sie den denn sichern? Sie war noch Anfängerin und hatte keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte. Mit einem Lächeln, das mehr Selbstbewusstsein ausstrahlte, als sie empfand, deutete sie mit dem Kopf in Richtung der Kletterwand und marschierte los. Es war anzunehmen, dass Mario einen Kurs für Fortgeschrittene besuchte, er sollte sich also auskennen. Blieb nur zu hoffen, dass sie sich nicht furchtbar vor ihm blamieren würde mit ihren mangelnden Kenntnissen.
***
Zu Beginn machten sie ein paar Lockerungs- und Aufwärmübungen, während denen es sich Laura nicht verkneifen konnte, Mario unauffällig etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Er machte einen durchaus sympathischen Eindruck, und war zudem auch noch ziemlich gutaussehend. Sein Körper wirkte athletisch, und das ärmellose Tank-Top gab den Blick frei auf muskulöse Oberarme. Die dunkelblonden Haare, die am Oberkopf ein wenig länger geschnitten waren, fielen kreuz und quer in alle Richtungen, was ihn etwas keck und draufgängerisch wirken ließ. Dieser Eindruck wurde durch das charmante Lächeln, mit dem er sie begrüßt hatte, ebenso unterstrichen wie durch das verwegene Funkeln seiner haselnussbraunen Augen. Leider war anzunehmen, dass dieses umwerfende Lächeln nicht speziell mit ihr zu tun hatte, sondern lediglich seine übliche Art war, so bei Frauen aufzutreten. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass schon etliche Frauen diesem Blick erlegen waren.
Nachdem sie ihre Übungen beendet hatten, ging Laura zur Wand, wo sie die beiden Enden des Sicherungsseils ergriff. Eines davon reichte sie Mario und
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