Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
beeindrucken lassen und sich furchtbar an mir rächen würde.
Nachdem ich diese Furcht überwunden hatte, hätte ich auch den Prozess durchgestanden.
Dass meine Furcht nicht unbegründet war, wusste ich nur allzu gut. Wenn Mahmud sich ungerecht behandelt fühlte, dachte er keine Sekunde an die möglichen Folgen seines Tuns.
Mir fiel in diesem Zusammenhang eine Begebenheit ein aus der Zeit, als wir noch ein Paar waren.
Neben der Wohnanlage, in der ich wohnte, als ich Mahmud kennenlernte, lebte ein älterer Mann allein in einem Haus. Er schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, alle Mieter des Hauses, das ich bewohnte, zu terrorisieren.
Aus unerfindlichen Gründen musste er einen regelrechten Hass auf alles, was mit diesem Haus zu tun hatte, empfinden. Dies äußerte sich zum Beispiel darin, dass er nachts unsere Autos demolierte oder die Hauswand mit Farbe beschmierte. Irgendwann begnügte er sich aber nicht mehr damit, sondern begann mit einem Luftgewehr die Außenbeleuchtungen des Hauses zu zerschießen. Mein Schlafzimmerfenster lag ausgerechnet direkt über der Eingangstür, an der rechts und links Lampen angebracht waren.
Eines Tages öffnete ich gerade dieses Fenster, als ich auf einmal einen leichten Luftzug spürte und es unmittelbar hinter mir in der Zimmertür einen Einschlag gab. Mein Nachbar hatte offensichtlich auf mich geschossen.
Ich rief sofort die Polizei, die bei ihm eine Hausdurchsuchung unternahm und dabei einige Gewehre sicherstellte. Ob er nun gezielt auf mich oder auf die Lampe geschossen und dieses Ziel verfehlt hatte, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
Als ich Mahmud später davon erzählte, war er außer sich. Er schimpfte und sprach jede Menge Drohungen aus. Als ich ihn fragte, ob er etwas vorhabe, gab er mir keine Antwort. Am Abend versteckte sich Mahmud in seinem Auto. Er harrte dort so lange aus, bis der Nachbar schließlich mitten in der Nacht auftauchte. Er hatte eine Axt dabei, mit der er plötzlich die Scheinwerfer am Auto meiner Nachbarin zertrümmerte. Anschließend brach er noch die Scheibenwischer ab und warf sie achtlos auf die Straße. Mahmud hatte genug gesehen. Er sprang aus seinem Wagen und begann wild auf den Nachbarn einzuschlagen. Dieser ließ vor Schreck die Axt fallen und brachte sich in seinem Haus in Sicherheit. Mahmud nahm die Axt und schlug sämtliche Möbel auf der Terrasse kurz und klein. Dann holte er aus dem Kofferraum seines Autos Sprühfarbe und besprühte die Hausfassade des Nachbarn.
Als ich am nächsten Morgen das Haus verließ, fiel ich aus allen Wolken. Das Ausmaß von Mahmuds Aktion hatte ich in der Nacht nicht mitbekommen. Die zerschlagenen Terrassenmöbel des Nachbarn lagen auf dem Bürgersteig verstreut und die weiße Fassade seines Hauses war mit leuchtend blauer Farbe verziert. Ich wunderte mich, dass nicht schon längst die Polizei vor Ort war. Ob der Nachbar keine Anzeige erstattet oder ich den Besuch der Polizei am frühen Morgen nicht mitbekommen hatte, weiß ich nicht. Mahmuds Verhalten zeitigte jedoch Wirkung. Solange ich dort wohnte, wurde nie wieder etwas von diesem Nachbarn zerstört.
So war Mahmud. Der reinste Dampfhammer, der sich zu keinem Zeitpunkt Gedanken über mögliche Konsequenzen seines Handelns machte.
Heute stelle ich mir nur noch selten die Frage, wie ich wohl reagieren würde, wenn er plötzlich vor mir stünde. Würde ich noch Angst empfinden? Oder gar Panik? Würde ich flüchten oder mich der Situation stellen? Ich habe keine Ahnung. Man malt sich solch eine Situation ja vorher gern in allen Farben aus, aber wenn sie dann tatsächlich eintritt, reagiert man doch ganz anders, als man sich das vorgestellt hat.
18. Kapitel
Der Kreis schließt sich
I ch wollte mich gerade an die Planung eines neuen Projekts für das »Gefangen in Deutschland Hilfenetzwerk« setzen, als mein Telefon klingelte. Es meldete sich der Polizeibeamte, der die Ermittlungen gegen Mahmud und Kerim geleitet hatte. Er erklärte mir, dass er noch Sachen habe, die im Rahmen der Hausdurchsuchung beschlagnahmt worden waren und die er mir nun gerne zurückbringen würde. Wir verabredeten einen Termin für die kommende Woche.
Pünktlich stand er dann vor meiner Tür. Er händigte mir den Karton mit den beschlagnahmten Sachen aus und ich lud ihn noch auf eine Tasse Kaffee ein. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis, mit ihm zu reden. Es gab noch so viele Fragen, die für mich offengeblieben waren.
Gemeinsam ließen wir die Ereignisse noch
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