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Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte

Titel: Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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einmal Revue passieren. Die Ermittlungstruppe hatte wirklich ihr Möglichstes getan, um alle Zeugen zu finden und genügend Aussagen für eine Anklage zu sammeln. Er erzählte mir, dass der für den Fall zuständige Staatsanwalt sehr erfahren und einer der Besten seiner Zunft sei, er würde keinen Prozess führen, bei dem er nicht schon im Vorfeld zu einhundert Prozent sicher wäre, diesen auch zu gewinnen. Die Problematik bei den Ermittlungsarbeiten in meinem Fall bestand in erster Linie darin, dass bei den versuchten Tötungsdelikten keine Zeugen zugegen waren. Da Mahmud von einem Anwalt vertreten wurde, wusste er genau, was er bei seinen Vernehmungen zu sagen hatte. Er würde nicht bestreiten, dass es Gewalt gegeben habe, aber er würde aussagen, dass er, sobald er bemerkt habe, dass ich mein Bewusstsein verloren hätte, sofort von mir abgelassen habe. Somit konnte man ihm keine Tötungsabsichten nachweisen.
    Ich ahnte, dass Aysegül einen Teil der Informationen, die sie hätte beisteuern können, für sich behalten hatte, aber ich war ihr deshalb nicht böse. Wenn es zu einem Prozess gekommen wäre und sie darin gegen ihre Familie hätte aussagen müssen, wären die Folgen für sie nicht abzusehen gewesen. Sie hatte sich ihre Unabhängigkeit so hart erkämpft, dass ich verstehen konnte, dass sie die nicht aufs Spiel setzen wollte für Taten, die über zwanzig Jahre zurücklagen.
    Der Polizeibeamte bestärkte mich noch einmal darin, dass es auf jeden Fall richtig gewesen sei, das Ermittlungsverfahren zu unterstützen. Immerhin hatte ich damit ja auch der Öffentlichkeit gegenüber den Beweis angetreten, dass ich nichts zu verbergen hatte.
    Das Gespräch mit ihm tat mir gut. Plötzlich spürte ich so etwas wie einen inneren Frieden mit dem Ergebnis der Ermittlungen und ich empfand eine große Dankbarkeit all den Polizisten gegenüber, die nun seit bald zwei Jahren immer für mich da waren und mir das Gefühl von Sicherheit gegeben hatten.
    Unser Abschied war herzlich. Da dieser Polizeibeamte nicht für meine Sicherheit zuständig war, würde ich ihn wohl nicht wiedersehen.
    Nachdem er gegangen war, öffnete ich behutsam den Karton mit den bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmten Dingen. Ich hatte damals einen Zettel unterschreiben müssen, auf dem aufgelistet war, was die Beamten alles mitnahmen. In der Aufregung hatte ich das Schriftstück gar nicht richtig angeschaut, sondern einfach darauf vertraut, dass alles seine Ordnung haben würde, und unterschrieben.
    Als ich nun auf die Sachen schaute, musste ich unwillkürlich lächeln. Alles war fein säuberlich in Plastiktütchen verpackt, die beschriftet und nummeriert waren. In meinen Augen hatten sie ja wirklich nur Belangloses mitgenommen, Dinge, die nicht im Entferntesten etwas mit den Ermittlungen zu tun hatten. Beispielsweise die Absage eines Verlages und den Aufsatz der Tochter einer Freundin. Ich schüttelte den Kopf. Aber was sollte es, ich hatte meine Sachen wieder und das war schließlich die Hauptsache.
    Ich wollte den Karton gerade wieder schließen, als ich am Boden des Kartons ein weiteres Plastiktütchen entdeckte, in dem sich ein paar Fotos befanden. Behutsam nahm ich sie heraus. Ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, füllten sich meine Augen plötzlich mit Tränen. Auf diesen Bildern waren Petra, Kerim und ich zu sehen. Es waren die einzigen Fotos, die ich aus dieser Zeit besaß. Bei meiner überstürzten Flucht damals war gar nicht daran zu denken gewesen, persönliche Dinge wie Erinnerungsfotos aus der Wohnung mitzunehmen. Ich konnte ja nicht einmal meine Kleidung zusammenpacken. Alles, aber auch wirklich alles hatte ich zurücklassen müssen.
    Die Fotos, die ich jetzt in den Händen hielt, waren an dem Tag entstanden, als ich Petra zum ersten Mal nach meiner Flucht wieder besucht hatte. Die Anspannung war uns auf den Fotos deutlich anzusehen, auch wenn ich krampfhaft versucht hatte zu lächeln, damit Kerim keinen Verdacht schöpfte über den wahren Grund meines Besuches.
    Meine Erinnerungen gingen noch einen Schritt zurück, zu der Zeit, als ich mit Mahmud zusammen war. Mein Gott, wie schlecht ging es mir damals. Angst war mein ­ständiger Begleiter. Wie hilflos hatte ich mich gefühlt, weil ich einfach für mich keinen Ausweg aus dieser von Gewalt geprägten Beziehung gesehen hatte. Wie sehr hatte ich mich danach gesehnt, ein Leben zu führen, wie es die meisten jungen Frauen in meinem Alter führten. Aber diese Beziehung war wie eine

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