Befreiung vom Schleier - wie ich mich von meinem türkischen Freund und aus der islamischen Parallelwelt lösen konnte
Ich war auch diesmal erstaunt, wie verantwortungsvoll sich die Redaktion in der Situation verhielt.
Zum Beispiel bestanden sie darauf, Veronika und ihre Kinder zu verfremden, obwohl Veronika das gar nicht wollte. Nachdem Veronika den Entschluss gefasst hatte, ihren Leidensweg öffentlich zu machen, wollte sie ebenso wie ich mit ihrem richtigen Namen und für jedermann erkennbar vor der Kamera agieren. Es kostete jede Menge Überzeugungskraft, bis Veronika endlich bereit war, die mitgebrachte Perücke und die Sonnenbrille aufzuziehen. Die Kinder wollte man später pixeln und ihre Stimmen verfremden.
Ich war überrascht von Veronikas Reaktion. Ich hätte eher damit gerechnet, dass sie froh über diese Sicherheitsmaßnahmen wäre.
Die Fluchtwohnung gefiel ihr und den Kindern gut und sie begannen sofort damit, sich häuslich einzurichten.
Die nächsten Tage würden noch mal für alle Beteiligten anstrengend werden, es gab noch einiges zu erledigen. Der Gang zum Jugendamt stand ebenso an wie ein Termin bei einer Rechtsanwältin und ein Gespräch mit dem örtlichen Sozialamt.
Veronika wurde dabei plötzlich furchtbar anstrengend. Obwohl meine Freundin und ich uns abwechselnd um sie kümmerten und fast den ganzen Tag mit ihr verbrachten, war ihr das offenbar nicht genug. In der wenigen Zeit, die ich zu Hause war, stand sie ständig vor der Tür und wollte mit mir plaudern. Selbst bei meinen privaten Terminen wollte sie unbedingt dabei sein, obwohl meine Freundin sich anbot, ihr in dieser Zeit Gesellschaft zu leisten.
Auch davon, dass sie mit den Kindern gerne nach Köln ziehen wollte, war auf einmal keine Rede mehr. Vielmehr hatte sie beschlossen, sich in meiner Nähe eine Wohnung zu suchen.
In einer ruhigen Minute versuchte ich mit Veronika zu reden und ihr dabei zu erklären, dass es für mich so nicht weitergehen könne, ich meine Hilfeleistungen und mein Privatleben gern voneinander getrennt halten würde. Veronikas Reaktion schockierte mich. Sie verhielt sich wie ein kleines, trotziges Kind, und es hätte nur noch gefehlt, dass sie wütend mit dem Fuß aufstampfte. Von da an wendete sich ihr Verhalten mir gegenüber ins Negative. Sie begann mit Lisa zu flüstern, sobald ich in der Nähe war, und sie machte sich darüber lustig, wenn ich sie wieder einmal darauf hinwies, dass sie meine Sicherheitsvorkehrungen missachtete. Aus meiner Sicht trieb sie das Ganze dann auf die Spitze, als sie plötzlich beschloss, unbedingt eine Handykarte mit Internetzugang zu benötigen. Dabei hatte sie mir selbst erzählt, dass Freunde ihres Mannes Mobilfunkgeschäfte betrieben und es für ihn deshalb überhaupt kein Problem wäre, ihren Aufenthaltsort über die SIM-Karte ihres Handys ausfindig zu machen. Und dann zückte sie in einem Mobilfunkgeschäft, in das ich sie begleitet hatte, ohne mit der Wimper zu zucken, ihren Personalausweis, um die gewünschte Karte auf ihren Namen registrieren zu lassen!
Ich war fassungslos und reagierte doch sofort, indem ich ihr ihren Ausweis zurückgab und dem Verkäufer meinen vorzeigte. Ich versuchte die Ruhe zu bewahren, aber innerlich kochte ich vor Wut.
Nachdem wir das Geschäft verlassen hatten, erklärte ich ihr noch einmal, dass sie mit solchen Aktionen nicht nur sich und ihre Kinder gefährdete, sondern auch meine Familie in Gefahr brachte, denn ihr Mann wäre sicher über meine Fluchthilfe alles andere als begeistert. Hatte ich nun so etwas wie Einsicht erwartet oder vielleicht sogar eine Entschuldigung, so wurde ich bitter enttäuscht. Veronika verwandelte sich erneut in ein kleines Kind, das verstockt reagierte und sich in trotziges Schweigen hüllte. Ich brachte sie mit dem Auto zu ihrer Unterkunft und fuhr nach Hause.
Ich hatte mich gerade an meinen Computer gesetzt, als Veronika plötzlich vor der Tür stand. Sie wollte sich für ihr Verhalten entschuldigen. Ich nahm ihre Entschuldigung natürlich an und erklärte ihr noch mal in aller Ruhe, warum ich in Bezug auf Sicherheit keine Kompromisse eingehen konnte. Würde nur eine Frau im Rahmen meiner Hilfeaktionen zu Schaden kommen oder ich und meine Familie bedroht werden, so müsste ich meine sämtlichen Aktivitäten sofort einstellen.
Sie zeigte sich einsichtig, und obwohl mein Gefühl mir etwas anderes sagte, hielt ich an meiner Zuversicht fest, Veronika in eine gute Zukunft führen zu können. Ihre Kinder hatten einfach ein besseres Leben verdient und es war eine Freude mitanzusehen, wie sie in den wenigen Tagen bereits
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