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Begegnung in Tiflis

Begegnung in Tiflis

Titel: Begegnung in Tiflis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Taschkent traf um 5.07 Uhr ein. Privatmaschinen waren nicht gemeldet, auch keine Regierungsmaschine. Flugzeuge der sowjetischen Luftstreitkräfte hatten ebenfalls keine Übung. Nach Ansicht Bubnows mußte also der Himmel sauber sein wie ein eben gesaugter Teppich.
    Aber der Punkt wurde immer größer. Ganz deutlich erfaßte ihn der kreisende Radarstrahl.
    »Genossen!« rief Wladimir Mironowitsch aufgeschreckt in das Telefon der Flugsicherung I und gleichzeitig auf das Kontrolltonband, das nach dem Dienst vom Leiter des Flugplatzes abgespielt wurde. »In der Luft ist was! Aus Richtung Iran kommt es! Über den Kaukasus! Ein Flugzeug!«
    »Erkannt, Genosse!« Die Flugsicherung schaltete sich ein in das Rundsprechnetz, das bei Alarm alle Stellen aufrief, die für Sicherung und Verteidigung zuständig waren. »Behalten Sie Objekt unter Kontrolle.«
    »Unter Kontrolle, Genosse!« Bubnow beobachtete den Punkt auf dem Radarschirm. Objekt, dachte er. Wie vornehm das klingt. Die Leute haben so ihre eigene Sprache, je mehr Rubelchen sie verdienen. Oder sollte es gar kein Flugzeug sein? Objekt! Eine Rakete kann's sein. Ein niederkommender, nicht amtlich bekanntgegebener Satellit?
    In Bubnow vermehrte sich die Unruhe. Er schaltete sich in die Rundsprechanlage ein und erlebte zum erstenmal, wie lückenlos, schnell und präzise die Verteidigung der Sowjetunion war.
    Um Tiflis herum waren in dieser Minute alle Kommandos der sowjetischen Luftflotte alarmiert. Aus den unterirdischen Bunkern und Abschußrampen fuhren lautlos die Abwehrraketen hervor, die Flakbatterien wurden besetzt, auf ein zentrales Kommando hin flammten rund um die Stadt, bis zu den Rändern des Kaukasus, die Scheinwerferstellungen auf und tasteten mit ihren riesigen, grellen Fingern den Nachthimmel ab. Sogar General Fjodor Nikolajewitsch Oronitse hatte man aus dem Bett geholt. In Unterhosen, aber wegen der Nachtkühle mit umgehängter Uniformjacke, saß er neben dem Telefon und ließ sich informieren.
    »Flugobjekt ausgemacht!« Die Rundsprechanlage summte. Die Luftbeobachtungen an der Grenze gaben die ersten genauen Meldungen durch. »Es handelt sich um ein großes vierstrahliges Flugzeug noch unbekannter Herkunft. Flughöhe zirka 8.000 Meter. Flugrichtung Tiflis.«
    General Oronitse legte den Hörer auf, rannte ins Schlafzimmer und zog sich an. Vor dem Haus fuhr bereits der große Moskwitsch-Wagen vor; im Hauptquartier verfolgte man an der großen Leuchtkarte, die an der Wand hing, den Flug des unbekannten Düsenriesen.
    4.23 Uhr.
    General Oronitse saß an seinem großen Schreibtisch im Hauptquartier Tiflis und telefonierte mit Moskau. Dort saß im Kriegsministerium ein verschlafener Oberst, der sich weigerte, verbindliche Befehle zu geben.
    »Handeln Sie nach der Lage, Fjodor Nikolajewitsch«, sagte er zu General Oronitse. »Es wird kein amerikanischer Angriff sein. Und die U-2 fliegt 12.000 Meter hoch!«
    Oronitse warf den Hörer zurück auf die Gabel und befahl zunächst drei Mig-Jäger aufsteigen zu lassen, um das unbekannte Flugzeug zu begleiten und zu beobachten.
    Wladimir Mironowitsch in seinem Radarturm schwitzte vor Aufregung. Er hatte das alles entdeckt. Er hatte mit seiner Meldung den ganzen riesigen Apparat der Verteidigung mobilisiert. Welche Macht hatte er! Morgen früh würde er die Herren der Flugleitung in ihren weißen Hemden nicht zuerst grüßen und ihnen »Guten Morgen, Genossen!« zurufen. Was waren sie alle ohne ihn, den Radarmann Bubnow? Armselige Stiefelpisser! Jawohl! Man muß endlich mal die Wahrheit sagen, Brüder.
    Über Tiflis jagten die drei alarmierten Mig-Jäger mit heulenden Motoren. Die Scheinwerferbatterien tasteten noch immer den Himmel ab, nun alle Strahlen konzentriert auf einen Himmelsstreifen, an dem die unbekannte Maschine auftauchen mußte.
    General Oronitse ließ sich zum Flugplatz fahren, um vom Hauptturm aus mit einem Nachtglas das merkwürdige Ereignis zu beobachten.
    »Es kann sich nur um eine verirrte ausländische Verkehrsmaschine handeln«, sagte er zuversichtlich. »Über dem Iran tobt ein schreckliches Unwetter. Sie muß vom Kurs abgekommen sein, obgleich mir das rätselhaft ist. Warten wir ab, Genossen!«
    Die drei Mig-Jäger hatten unterdessen das fremde Flugzeug erreicht. Wie Mücken umkreisten sie den fliegenden Riesen, versuchten, in Funkverkehr mit ihm zu kommen und bekamen keine Antwort. Ein paarmal überflogen sie die viermotorige Maschine, jagten neben ihr her in bedrohlicher Nähe und kreisten dann

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