Das Land des letzten Orakels
Buch
Die Gründer des Stadtstaates Agora hatten prophezeit, dass eines Tages zwei Richter in der Stadt erscheinen würden. Jugendliche, deren Urteil über Agoras Zukunft entscheiden würde.
Nun ist die Zeit der Richter. Doch diese wissen nichts von ihrem vorherbestimmten Schicksal. Es sind Mark und Lily, ein ängstlicher Junge und ein neugieriges Mädchen. Für kurze Zeit hatten sie zueinandergefunden, nun wurden sie wieder getrennt, und allein müssen sie beide um ihr Überleben kämpfen.
Mark ist nach seiner Flucht in die Agora umgebenden Wälder in die Stadt zurückgekehrt. Doch er muss sich verstecken, um nicht zwischen die Fronten zu geraten. Denn in Agora stehen sich ein tyrannisches Stadtoberhaupt und eine Gruppe heißblütiger Revolutionäre unversöhnlich gegenüber. Kann Mark seine Stadt davon abhalten, sich selbst zu zerstören?
Lilys Weg hat sie derweil in das dunkle, fremdartige Land Naru geführt, wo die einzig gängige Währung in Informationen besteht und die schemenhaften Einwohner ihre Persönlichkeit je nach Laune verändern. Dort soll ein Orakel Lily verkünden, was sie und Mark unbedingt wissen müssen: ihre eigentliche Aufgabe. Aber das Orakel verlangt eine Bezahlung: Bevor Lily ihr Schicksal erfährt, muss sie das eine Geheimnis auf der ganzen Welt finden, das dem Orakel bisher verborgen geblieben ist …
Autor
David Whitley wurde 1984 geboren, studierte englische Literaturwissenschaft in Oxford und träumte schon immer vom Schreiben. Bereits mit siebzehn Jahren wurde er für den »Kathleen Fidler Award« nominiert, mit zwanzig gewann er den »Cheshire Prize for Literature«. Neben der Literatur fasziniert David Whitley auch das Theater, und er tritt immer wieder als Sänger auf. Seine auf drei Bände angelegte Serie um die geheimnisvolle Welt Agoras wurde von Lesern und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen. Mehr zum Autor und seinen Büchern unter www.davidwhitley.co.uk.
Von David Whitley sind im Goldmann Verlag außerdem lieferbar:
Die Stadt der verkauften Träume. Roman (46691)
Die Kathedrale der verlorenen Dinge. Roman (47467)
David Whitley
Das Land
des letzten Orakels
Roman
Aus dem Englischen
von Peter Beyer
Die Originalausgabe erschien 2013 unter dem Titel
»The Canticle of Whispers« bei Roaring Brook Press, a division
of Holtzbrinck Publishing Holdings Limited Partnership, New York
1. Auflage
Taschenbuchausgabe Januar 2013
Copyright © der Originalausgabe 2013 by David Whitley
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: © Tertia Ebert; FinePic
Redaktion: Alexander Groß
Th · Herstellung: Str.
Satz: DTP Service Apel, Hannover
ISBN 978-3-641-07649-8
www.goldmann-verlag.de
Für Jamie und Nienke
Yet pull not down my palace towers, that are
So lightly, beautifully built:
Perchance I may return with others there
When I have purged my guilt.
Alfred, Lord Tennyson
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Antworten
KAPITEL 1
Echos
Tertius hatte gesagt, er werde ihr ein Wunder zeigen.
So weit weg von den mittleren Höhlen war Septima noch nie gewesen. Zwar waren sie schon seit Tagen auf der Flucht, aber bis jetzt waren sie in der Nähe der ihnen bekannten Stätten geblieben – hatten, wann immer sie konnten, Proviantpakete stibitzt und aus tiefen, klaren Wasserbecken getrunken, wenn sie keine solchen fanden. Manchmal knurrte ihnen der Magen, und der ständige Nervenkitzel versetzte sie nach wie vor in helle Aufregung. Sie wusste, dass die Wächter sie bald einholen würden.
Als Tertius ihr daher vor einer Stunde gesagt hatte, er habe den Weg vor ihnen ausgekundschaftet und sei dabei auf etwas Erstaunliches gestoßen, war sie davon überzeugt gewesen, dass er gelogen hatte. Vielleicht hatten die Wächter ihn erpresst. Vielleicht führte er sie in eine Falle.
Das hielt sie natürlich nicht davon ab mitzugehen.
Sie bewegten sich durch ihr unbekannte, geheimnisvolle Höhlen. Es leuchtete darin kein Kristalllicht, sodass sie beide ihre Laternen entzündeten. Der Metallhenkel der Lampe fühlte sich glatt und warm in ihrer Hand an. Im Lampenlicht sah alles anders aus. Tertius’ blasses Gesicht war auf einmal golden glänzend, und seine großen, dunklen Augen leuchteten vor Aufregung.
Septima strich sich durch ihr langes, aschblondes Haar.
»Ist es noch weit?«, wagte sie zu fragen. Eigentlich war sie nicht mit Fragen an der Reihe, doch hier draußen
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