Begehrt von einem Highlander: Roman (German Edition)
auf einer Straße unweit der englischen Grenze zurückgelassen, um diesen Umweg zu reiten. Es war Wills Idee gewesen, und Rob fragte sich allmählich, warum er auf ihn gehört hatte. Und warum er zugestimmt hatte, dass auch die anderen sie begleiteten.
»Wegen der Abtei St. Christopher«, rief Will ihm über die Schulter zu. »Ich habe dir doch gesagt, dass Schwester Margaret Mary dort lebt.«
»Wer zur Hölle ist Schwester Margaret Mary?«, knurrte Angus MacGregor und rieb sich das Kreuz. »Und warum hat jemand mit einem so schwarzen Herzen wie du Interesse an einer Nonne – einer Braut Christi?«
»Nach dem Tod meiner Mutter war sie sechs Jahre lang mein Kindermädchen.«
»Ich glaube, Tristan hat mal von ihr erzählt«, warf Robs jüngster Bruder Colin nachdenklich ein, während es ihm gelang, ohne Zwischenfall einen moosbewachsenen Abhang hinunterzureiten. Rob fühlte sich hin- und hergerissen – zwischen dem Gefühl der Dankbarkeit, dass sein Bruder Tristan nicht mit ihnen ritt (hauptsächlich um der Schwestern von St. Christopher willen), und der Wut auf sich selbst, Colin mit auf diese Reise genommen zu haben. Und ganz offensichtlich hatte Will keine Ahnung, wo zur Hölle dieses Kloster überhaupt lag. Denn er führte sie immer tiefer in die Berge. Eine Bande von Gesetzlosen könnte sie hier von jeder Seite her unerwartet überfallen. Nicht, dass Rob sich übermäßig über einen Kampf ärgern würde oder sich um Colins Fähigkeit sorgte, unbeschadet aus einem solchen hervorzugehen. Es wäre ihm einfach lieber, seinen jüngsten Bruder nicht dabeizuhaben, käme es zu einer Auseinandersetzung irgendeiner Art.
»Beten die Nonnen in England genauso viel wie die in Schottland?«
»Noch sind wir nicht in England«, murmelte Rob ungeduldig und schaute Finlay Grant über die Schulter hinweg an. Der Junge wirkte einen Moment erschrocken, ganz so, als hätte er sich gerade in den Augen seines Chiefs als unwissend erwiesen. Verdammt, was würde er eigentlich mit Finn machen, sollten sie tatsächlich überfallen werden? Der Junge konnte durchaus wacker kämpfen, doch er hatte bisher mehr Interesse daran gezeigt, den Dudelsack zu spielen und Geschichten von alten Helden zu erzählen, als am Schwertkampf. Jeder Laird hatte einen Barden, und Finn war dazu bestimmt, der Robs zu werden. So lästig es manchmal auch war, den Jungen stets um sich zu haben und von morgens bis abends beobachtet zu werden, für den Fall, dass er eine heroische Tat vollbrachte, die weitererzählt werden musste – Rob mochte Graham und Claire Grants jüngsten Sohn. Er war ein respektvoller Junge mit einem neugierigen Geist, und weil Finn nicht die Ursache für Robs Frustration war, sollte er auch nicht deren volle Wucht zu spüren bekommen. »Nein«, sagte Rob daher in milderem Ton als zuvor, »schottische Nonnen beten mehr.«
»Mir ist es egal, ob sie sich die Knie durch ihre Gewänder hindurch abnutzen oder nicht«, grummelte Angus und holte einen Trinkschlauch mit Whisky unter dem Plaid hervor. »Wenn diese Schwester Margaret Mary Will und Tristan großgezogen hat, hab ich nicht den Wunsch, ihr zu begegnen.«
»Still, Angus!« Rob hob die Hand, um dem alten Haudegen Schweigen zu gebieten. »Hört ihr das auch?«
Seine Begleiter verharrten einen Augenblick und lauschten. »Klingt wie Schwerterklirren«, sagte Angus dann und griff sofort nach dem Schwert. »Und dieser Geruch – das ist verbranntes Fleisch.«
»Das Kloster!« Wills Gesicht wurde blass. Sogleich riss er sein Pferd herum und trieb die Sporen in die Flanken des Tieres. Er verschwand über den Kamm eines kleinen Hügels, ehe jemand ihn aufhalten konnte.
Rob stieß einen Fluch aus. Sein Cousin und engster Freund würde eines Tages sich selbst und jeden in seiner Umgebung umbringen, weil er sich immer kopfüber ins Ungewisse stürzte! Dennoch folgte er Will, nachdem er die beiden jüngeren Burschen ermahnt hatte, zurückzubleiben.
Rob und Angus hielten knapp unterhalb des Kammes, wo auch Will sein Pferd angehalten hatte. Voller Schrecken und Entsetzen starrten sie auf die Szene vor ihnen. Als Colin und Finn zu ihnen stießen, verfluchte Rob seinen Bruder heftig dafür, ihm nicht gehorcht zu haben, aber sein Blick war schon wieder auf die kleine Abtei gerichtet, die, eingebettet zwischen den niedrigen Hügeln, vor ihnen lag.
Das Kloster wurde angegriffen. Und so, wie es aussah, dauerte der Angriff schon mehr als nur einige Stunden. Hunderte Tote bedeckten den Boden. Nur eine
Weitere Kostenlose Bücher