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Beherrscher der Zeit

Beherrscher der Zeit

Titel: Beherrscher der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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klar sein, weshalb wir Frauen anheuern, die keine Freunde haben.«
    »Sie – Teufel!« Halb schluchzend stieß sie diese Worte hervor.
    »Ah!« sagte er sanft. »Ich sehe, Sie verstehen die Psychologie einer Frau. Zwei abschließende Warnungen noch, die meinen Argumenten zusätzliche Wirksamkeit verleihen dürften:
    Erstens, ich kann Ihre Gedanken lesen – jeden einzelnen, der Ihnen durch den Kopf geht, und jede, auch die minimalste Gefühlsregung.
    Und zweitens, ehe wir die Maschine in diesem bestimmten Haus unterbrachten, durchforschten wir die kommenden Jahre. Während der gesamten Zeitspanne, die wir unter die Lupe nahmen, verblieb die Maschine unbehelligt an ihrem Platz, und niemand in Regierungskreisen oder der Stadtverwaltung ahnte ihren Zweck auch nur. Die Aufzeichnungen der Zukunft beweisen also, daß Sie nichts unternahmen! Sie müssen mir zustimmen, daß das überzeugend ist.«
    Norma nickte stumpf. Der Spiegel war vergessen. »Ja«, murmelte sie. »Ja, das ist es wohl.«
     

 
4.
     
    Miß Norma Matheson
    Kalonisches Rekrutierungsbüro
    Carlton Street 322
     
    Liebe Norma,
    ich habe den Umschlag dieses Briefs absichtlich so adressiert, daß er Dir persönlich zugestellt wird und nicht möglicherweise unter die Büropost gerät. Nichts liegt mir ferner, als Dich in Gefahr zu bringen, selbst wenn es nur eine eingebildete Gefahr ist. Ich benutze das Wort ›eingebildete‹ absichtlich, denn ich kann Dir nicht beschreiben, wie erschrocken und betrübt ich war, einen solchen Brief von der Frau zu erhalten, die ich einst so sehr liebte – es sind jetzt elf Jahre her, seit ich Dich an unserem Promovierungstag bat, mich zu heiraten, nicht wahr? – und wie sehr mich Deine Fragen und Erklärungen über Zeitreise überraschten.
    Ich fürchte, ich muß sagen, daß, wenn Du nicht bereits geistig verwirrt bist, es nicht mehr lange dauern kann, bis Du es tatsächlich wirst, wenn Du Dich nicht fest in die Hand nimmst. Die Tatsache allein, daß Du beabsichtigt hattest, Selbstmord zu begehen, als dieser Mann – Dr. Lell – Dich von der Parkbank weg als Angestellte für das Rekrutierungsbüro anwarb, ist schon Beweis genug für Deine Hysterie. Ein geistig Gesunder wirft nicht gleich die Flinte ins Korn, es findet sich immer ein Ausweg.
    Ich stelle fest, daß Du nichts von deiner Fähigkeit verloren hast, Deinen Gedanken klaren Ausdruck zu verleihen. Dein Brief, so verrückt auch sein Inhalt, ist doch gut verständlich und wohldurchdacht. Deine Porträtzeichnung dieses Dr. Lell ist hervorragend.
    Wenn die Ähnlichkeit wirklich treffend ist, dann pflichte ich Dir bei, daß Lell kaum – nun sagen wir – westlicher Abstammung sein kann. Seine Augen liegen zweifellos schräg, ähnlich der der Chinesen. Deine Striche deuten eine dunkle Haut, also einen negroiden Einschlag an. Seine Nase ist sehr feingeformt: Empfindsamkeit demnach und Charakterstärke.
    Dieser Eindruck wird durch die feste Mundpartie noch verstärkt, obgleich diese schmalen Lippen viel zu arrogant wirken. Der Gesamteindruck ist jedenfalls der eines ungewöhnlich intelligenten Mannes, ein Supermischling dem Aussehen nach. Zu Menschen wie ihm kann es sehr leicht in den fernöstlichen Teilen Asiens kommen.
    Ich übergehe kommentarlos Deine Beschreibung der Maschine, die ahnungslose Rekruten verschlingt. Der Supermann hat offenbar seit Deinem Erlebnis im Polizeipräsidium keine Hemmungen mehr gehabt, Dir Deine Fragen zu beantworten. So haben wir also eine neue Theorie über Zeit und Raum:
    Zeit, behauptet er, ist die gesamte, die einzige Realität. Mit jedem neuen Augenblick werden die Erde und ihr Leben, das Universum und alle ihre Galaxien von der titanischen Energie, die die Zeit ist, neugeschaffen. Und immer werden sie im wesentlichen nach der gleichen Schablone neugeformt, da das das einfachste ist.
    Lell macht einen Vergleich. Nach Einstein, und damit hat er recht, zieht die Erde ihre Bahn um die Sonne, nicht weil es eine Kraft wie die Gravitation gibt, sondern weil es einfacher für die Erde ist, genau auf die Weise, wie sie es tut, um die Sonne zu kreisen, als sich ins Allzu stürzen.
    Es ist für die Zeit einfacher, dasselbe Muster des Gesteins, des gleichen Menschen, desselben Raums, der gleichen Erde neu zu bilden. Das ist alles. Das ist das Naturgesetz.
    Die Zahl der Reproduktionen ist etwa zehn Milliarden pro Sekunde. So wurden also in der vergangenen Minute sechshundert Milliarden meiner Ebenbilder geschaffen, und sie alle existieren noch,

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