Bei Anruf - Angst
kann also zu meinem Fußballspiel
zurückgehen.“
Vierfaches Grinsen bestätigte
das. Klößchen fragte, wie es denn stünde. Vier zu null für die Besseren,
erwiderte Maier, aber das sei nicht seine Mannschaft. Dann schloss er die Tür.
Tim trat zu Ivoritzkis
Behausung. Ein Namensschild in Messing war angebracht, aber der Vorname zum K.
abgekürzt. Tim klingelte. In der Diele schlug die Glocke an. Auch jetzt keine
Reaktion. Tim hielt das Ohr an die Tür. Dahinter war es still.
„Ich befürchte, Gaby, du hast
Recht. Der ist abgehauen mit deiner Anruferin.“
„Dann kommen wir ohne amtliche
Hilfe nicht weiter“, sagte Karl.
In diesem Moment erlosch das
Licht. Aber nur für einen Moment. Denn unten wurde die Eingangstür
aufgeschlossen. Männerschritte im Parterre-Flur. Licht. Der Mann kam die Treppe
herauf. Jetzt bog er um den Treppenabsatz und sah TKKG.
Ivoritzki!, dachte Tim. Oder
ich fresse meine Basecap.
Der Mann stutzte, stieg dann
weiter die Stufen herauf. Er mochte 27 oder 28 sein, war groß und schlank,
hatte ein Kettenhundgesicht — trotz geschlossener Lippen wirkte es, als
fletschte er die Zähne — , trug eine stahlgefasste Brille und zopflanges Haar,
das er sich klebrig an den Kopf gegelt hatte. Zum Pferdeschwanz
zusammengebunden, hing’s ihm über den Rücken der Lederjacke.
Jetzt war er da. Und konnte in
seine Wohnung gelangen, ohne irgendwen aus dem Wege zu schieben. Viel Platz war
allerdings nicht.
„Stehparty? Oder wollt ihr zu
mir?“
„Sind Sie Kuno Ivoritzki?“,
fragte Tim.
Der Kettenhund nickte.
„Dann wollen wir zu Ihnen“,
bestätigte Tim.
„Worum geht’s?“
Er sprach halblaut. Aber
unüberhörbar verfügte seine Stimme über eine Stahleinlage.
Tim nannte seinen Namen. „Meine
Freundin Gaby ist Beraterin bei der Sorgofon-Hotline für Kids und erhielt vorhin
einen Anruf von dem Mädchen, das in Ihrer Wohnung ist — oder war. Eine Art
Hilferuf. Bevor wir die Polizei einschalten, möchten wir mit dem Mädchen
sprechen. Denn immerhin besteht die Chance von null-komma-null-null-null-eins
Prozent, dass es sich um einen Scherz handelt.“
Ivoritzki hatte TKKG gemustert,
einen nach dem andern, nicht gerade mit Ekel, aber mit einer Mischung aus
Gleichgültigkeit und Geringschätzung im Blick.
„Was erzählst du denn da für’n
Quatsch.“
„Kein Quatsch!“, sagte Tim
scharf. „Also: Können wir mit dem Mädchen sprechen — oder wollen Sie, dass die
Polizei antanzt?“
Der Mann verdrehte die Augen
hinter der stahlgefassten Brille. „Gundula hat niemanden angerufen. Das ist
völlig unmöglich. Wir waren den ganzen Abend zusammen. Seit ungefähr sechs Uhr.
Wir haben zusammen gegessen, dann am Computer beim CD-Rom-Spiel eine knifflige
Rätselgeschichte geknackt. Ja, so war’s. Eben habe ich meine Nichte zum Bahnhof
gebracht und in den ICE nach Hamburg gesetzt. So war’s. Sie hat in der ganzen
Zeit mit niemandem telefoniert — nicht mal mit ihrer Mutter. Meiner Schwester,
also. So war’s. Im Übrigen gibt es auch nicht den geringsten Grund für einen
Hilferuf. Was soll denn der Quatsch?! Weshalb kommt ihr mir mit so was. Ich bin
doch kein Frankenstein, der blonde Junghühner frisst.“
Für einen Moment fühlte Tim
sich verunsichert. Das klang ja nach einem Alibi aus Zement. Aber dann sah der
TKKG-Häuptling in die verengten Augen, die genauso stahlgrau waren wie das
Gestell der Brille. Böse Augen! Und ein lauernder Blick.
Dir glaube ich kein Wort,
dachte Tim — und fragte: „Ihre Nichte heißt also Gundula. Und wie weiter?“
Ivoritzki starrte ihn an. „Weshalb
willst du das wissen?“
„Weil wir alles überprüfen
werden.“
„Glaubt ihr mir nicht?“
Tim grinste. „Sie wissen doch:
Vertrauen ist nett, aber Kontrolle bringt was. Sie sind sicherlich der
ehrlichste Typ der Welt, ein Freund von Ausländern und Hilfsbedürftigen. Und
wenn Sie mit Ihrer Nichte nach dem Abendessen ein Spielchen machen — sei’s am
Computer oder Mensch-ärgere-dich-nicht — dann lassen Sie die Gundula ganz
bestimmt gewinnen: aus reiner Gutherzigkeit. Aber das vermuten wir alles nur.
Deshalb werden wir überprüfen. Also?“
„Dich — würde ich nicht gewinnen
lassen.“
Tim grinste abermals. „Wäre
auch nicht nötig. Gegen mich hätten Sie sowieso keine Chance. Also?“
Ivoritzki zischte an den
Schneidezähnen vorbei. „Also meinetwegen. Sie heißt Gundula Welkhalm. Und ist
die einzige Tochter meiner Schwester Beate — die auch Welkhalm heißt. Wollt ihr
die
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