Bei Anruf - Angst
tatsächlich mit einer Lauge gefüllt. Davon können
sich die Zöllner überzeugen — und meine Papiere dafür sind vorzüglich. Aber in
der Mitte ist Hohlraum für 50 Personen. Nicht sehr komfortabel. Immerhin
quetschen sie sich nicht gegenseitig breit. Sie kriegen Atemluft zugeführt und
es gibt Beleuchtung. Nur raus können sie nicht. Und keiner darf in Panik
geraten — von wegen Platzangst und so. Naja, bis jetzt sind sie still. Und an
der Grenze sind wir durch wie geölt. Jetzt musst du übernehmen.“
„Eigentlich wollte ich mal früh
ins Bett.“
„Hahah!“
„Wohin bringe ich die Leute?“
„Rabbelingen bei Frankfurt.
Dort wirfst du sie raus. Aber so, dass sie unser Nummernschild nicht sehen.
Deck’s vorher zu.“
„Und dann sind die sich selbst
überlassen?“
„Klar. Vielleicht dürfen sie
bleiben — vielleicht werden sie abgeschoben. Egal! Wir haben unser Geld.“
„Wo bist du jetzt?“
„Ich bin schon runter von der
Autobahn. Bin auf dem Zubringer-Rastplatz Müllkipperheide.“
„Also, ich komme. Aber es
dauert ein bisschen. Erst muss ich mal aufs Klo. Dann zur Garage. Ist der
einzige Nachteil, wenn man so im Zentrum wohnt: langer Anmarsch zur Garage.“
„Alles klar. Ich penne solange.“
Ivoritzki legte auf.
Mit seinem neuen Wagen, einem
Mercedes-Coupé, würde er nun zur Müllkipperheide düsen und den Tankzug
übernehmen. Dafür hatte er die behördliche Erlaubnis, nämlich den richtigen
Führerschein. Seinen Wagen musste er dann dem Tschechen überlassen, was ihm widerstrebte,
aber nicht zu ändern war. Denn zu Fuß konnte der nicht vom Rastplatz wegkommen.
Havliczek würde den Wagen hier in die Garage fahren und dann mit seinem, Kunos,
Zweit-Wohnungsschlüssel für diese Nacht das Gästezimmer belegen. Auch das war
für Kuno nicht die reine Freude, denn Havliczek war ein ungepflegter Typ, der
Klo und Badezimmer jedesmal hinterließ, als wäre er in einem sibirischen
Schweinekoben zu Hause. Aber an diesem Ablauf war nun mal nicht zu rütteln. In
irgendeinem Hotelregister sollte Havliczek nicht auftauchen. Denn angeblich war
er ja mit dem Fahrzeug ins Ruhrgebiet unterwegs. Morgen, wenn Ivoritzki zurück
war, würde der Tscheche das Fahrzeug wieder übernehmen. Die Lauge aus den
Zwischenwänden versickerte dann, irgendwo in der Botanik illegal entsorgt, ins
Grundwasser.
Ivoritzki ließ sich Zeit. Wenn
er nachher die Wohnung verließ, würde er alle Lichter löschen.
5. Verfolgung mit Taxi
Schneeflocken schwebten herab.
Zwei landeten auf Tims Oberlippe. Aber er war schon dabei, Gaby auf die Wange
zu küssen — denn innige Love muss rund um die Uhr bewiesen werden, also auch zu
später Stunde.
„Hoffentlich brennt wenigstens
dein Herz lichterloh, wenn du an mich denkst“, meinte sie mit einem Feuerblick
durch ihre dunklen Wimpern, „denn dein Bussi ist kalt wie der Tod.“
„Das macht nur der verdammte
Schnee, Pfote. Es könnte endlich Frühling werden. Damit ich für dich Blumen
pflücken kann — Schneeglöckchen, zum Beispiel.“
„Die stehen unter Naturschutz.
Also Finger weg!“ Klößchen gluckste. Karl grinste verhalten. TKKG standen unter
einem Torbogen in der Nikolai-Straße, nicht weit von Ivoritzkis Adresse
entfernt. Sie lag noch im Blickfeld, aber TKKG wurden von der ungemütlichen
Dunkelheit verborgen.
„040 — 7 77 22 22“, sagte Karl
und kramte sein Handy aus dem Rucksack hervor. „Rufen wir sofort an oder
gleich?“
„Unmittelbar jetzt“, meinte
Tim. „Aber ich bin sicher: Frau Beate Welkhalm wird Ivoritzkis Erklärung
bestätigen.“
„Du glaubst doch nicht etwa“,
sagte Gaby heftig, „dass dieser mitleidslose Typ unschuldig ist?“
„Niemals, Pfote. Aber er ist
schlau. Er könnte die Welkhalm bereits verständigt haben — für den Notfall,
weil er, Ivoritzki, ja nicht ganz genau weiß, wieviel Gundula verraten hat — womit
er also rechnen muss. Und die Welkhalm ist natürlich eine Vertraute von ihm,
die alles mitmacht. Vielleicht ist sie wirklich seine Schwester.“
„Er war total pokerface-mäßig“,
urteilte Karl. „Der Kerl ist Profi. Vielleicht auch ein Schleuser. Könnte doch
sein!“
„Und was hat er da zu tun?“,
fragte Klößchen, dem noch die Infos fehlten zum totalen Durchblick.
„Erkläre ich dir später“, sagte
Karl und begann zu wählen. Dann gab er Tim das Handy, denn der ist nun mal der
Anführer von TKKG und kann — wo auch immer — den stärksten Druck machen.
Tim nahm den Mobil-Fernsprecher
ans
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