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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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krächzen konnte. Nein, sie war zu nah dran. »Du weißt die Antwort. Sag sie mir.«
    »Reilly – hat – immer – Recht.«
    »Blödsinn. Wenn er an dem Abend Recht gehabt hätte, dann hättest du die kleine Jenny getötet. An dem Abend ist dir bewusst geworden, was für ein Monster er ist und wie viele schreckliche Dinge er dich hatte tun lassen. Aber als du von dem Haus weggegangen bist, war es vorbei. Seine Macht über dich mag immer noch wirksam sein, aber du gehörst ihm nicht mehr.«
    Tränen liefen über Jocks Wangen. »Nein, es ist nicht vorbei. Es ist niemals vorbei.«
    »Okay, vielleicht ist es noch nicht vorbei.« Gott, sie wünschte, er würde seine Hände von ihrem Hals nehmen. Sie durfte nichts sagen, was ihn dazu brachte, ihr das Genick zu brechen. »Aber als du von dem Haus im Lilac Drive Nummer vier acht zwei weggegangen bist, hast du angefangen, dich von Reilly zu lösen. Er hat keine Macht mehr über dich. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    »Nein.«
    »Jock, es ist die Wahrheit. MacDuff und ich haben beide gemerkt, dass du dabei bist, dich zu verändern, dass du immer stärker wirst.«
    »Der Burgherr?« Er schaute ihr in die Augen. »Das hat er gesagt? Lügst du mich an? Du hast gelogen, als du gesagt hast, ich hätte das kleine Mädchen getötet.«
    »Mir ist nichts anderes eingefallen, wie ich dich aus deiner Starre lösen konnte. Ich musste dich mit dem konfrontieren, was du getan hast. Oder vielmehr mit dem, was du nicht getan hast. Als du Reillys Macht durchbrochen hattest, hast du dich beinahe genauso schuldig gefühlt, wie du dich nach dem Mord an dem Kind gefühlt hättest.«
    »Nein, ich konnte es nicht tun.«
    »Ich weiß, dass du es nicht konntest. Aber ich musste dich schockieren, um dich dazu zu bringen, dass du mit mir redest. Und ich hab es geschafft, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Und du weißt, dass ich es dir zuliebe getan habe. Stimmt’s?«
    »Ich … glaube, ja.«
    »Würdest du dann bitte die Hände von meinem Hals nehmen? MacDuff und Trevor wären auf uns beide wütend, wenn sie reinkommen und sehen würden, dass du versuchst, mich zu erwürgen.«
    Er betrachtete seine Hände, die immer noch ihre Kehle umklammerten, als gehörten sie ihm nicht. Langsam ließ er sie los und sank aufs Bett. »Ich glaube … sie wären vor allem wütend auf mich.«
    Konnte es sein, dass da eine Spur von Humor mitklang? Sein Gesicht war ausdruckslos und seine Augen waren immer noch mit Tränen gefüllt, doch die rohe Gewalt war aus seinem Ausdruck gewichen. Jane atmete tief durch und rieb sich den Hals. »Und zu Recht. Es gibt so etwas wie Verantwortlichkeit.« Sie setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett. »Nicht nur für dich. Reilly wird sich wegen einer Menge verantworten müssen.«
    »Nicht … der Burgherr. Meine Schuld. Alles meine Schuld.«
    »Das Wichtigste ist, dass wir ihn zu fassen kriegen.«
    »Nicht der Burgherr.«
    »Dann musst du dich zwingen, dich zu erinnern, wo Reilly steckt, damit wir uns auf seine Fährte setzen können.«
    »Ich versuch’s …«
    »Nein, du musst es tun, Jock. Deswegen haben wir dich hierher gebracht. Deswegen lassen wir dich durch diese Hölle gehen. Glaubst du, wir würden das tun, wenn wir eine andere Möglichkeit hätten, deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin müde. Ich möchte schlafen.«
    »Versuchst du, dem Gespräch mit mir auszuweichen, Jock?«
    »Vielleicht.« Er schloss die Augen. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Ich muss mit ihm allein sein.«
    Sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. »Mit wem?«
    »Reilly«, flüsterte er. »Er ist immer bei mir, weißt du. Ich versuche, ihm zu entkommen, aber er ist immer da. Ich fürchte mich davor, ihn anzusehen oder ihm zuzuhören, aber ich muss es tun.«
    »Nein, das musst du nicht.«
    »Du verstehst das nicht …«
    »Ich verstehe, dass er dir auf die schlimmstmögliche Weise seinen Willen aufgezwungen hat. Aber jetzt ist er nicht mehr da.«
    »Wenn er nicht mehr da wäre, würdest du jetzt nicht versuchen, mir beim Erinnern zu helfen. Solange er lebt, wird er mich nicht in Frieden lassen.« Er wandte sich ab. »Geh weg, Jane. Ich weiß, was du von mir willst, und ich werde versuchen, es dir zu geben. Aber du kannst mir nicht helfen. Entweder ich kann es tun oder ich kann es nicht.«
    Sie stand auf. »Soll ich MacDuff reinschicken?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht, dass er mich so sieht. Reilly macht mich schwach. Ich …

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