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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nicht – Ich werde nicht sterben.«
    MacDuff atmete erleichtert auf. »Jeder muss sterben.« Er zauste das blonde Haar des Jungen. »Aber du hast noch viele Jahre vor dir.«
    »Das habe ich nicht geglaubt. Reilly wollte nicht –« Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck des Staunens. »Aber es spielt keine Rolle, was er will, oder? Ich kann tun, was ich will.«
    »Du kannst nicht von einem hohen Dach springen.« MacDuff räusperte sich. »Aber alles, was vernünftig ist, kannst du tun.«
    »Er wartet immer noch auf mich. Aber er kann mir nicht mehr wehtun, wenn ich es nicht zulasse.«
    »Genau das versuche ich dir schon lange klar zu machen.«
    »Ja …« Er legte den Kopf zur Seite. »Ich möchte noch ein bisschen schlafen. Ich bin so müde … Er wollte nicht aufhören. Aber ich habe ihm nicht nachgegeben.«
    »Sehr gut.« MacDuff schluckte. »Kannst du mir sagen, wo er ist?«
    »Noch nicht. Ich sehe Bilder, aber es gibt keinen Zusammenhang. Und vielleicht ist er ja gar nicht mehr dort. Er hält sich häufig an anderen Orten auf.«
    »Idaho?«
    Jock nickte. »Ich denke immer noch, dass es Idaho ist.«
    »Wo?«
    Er antwortete nicht sofort. »In der Nähe von Boise.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein. Manchmal hat Reilly mir Erinnerungen an Dinge eingeflößt, die nie passiert sind. Aber als ich ihm zum ersten Mal begegnet bin, habe ich in einem Skiort in der Nähe von Boise in einem Sportgeschäft gearbeitet. Er hat mir einen Job angeboten, und wir sind in eine Kneipe in der Stadt gegangen. Nach dem dritten Bier bin ich bewusstlos geworden. Das nehme ich jedenfalls an. Danach gab es nur noch Reilly.«
    »Wie hieß der Skiort?«
    Jock überlegte. »Powder Mountain.«
    »Und die Kneipe?«
    »Harrigan’s.« Er zog die Stirn kraus. »Aber ich habe Ihnen ja gesagt, manchmal weiß ich nicht, was wirklich war und was –«
    »Ich werde das überprüfen.« MacDuff stand auf. »Ich gebe dir Bescheid. Versuch einfach weiter, dich zu erinnern.«
    »Mehr kann ich nicht tun.« Jock lächelte freudlos. »Ich werde diese Erinnerungen nicht los. Es wirbelt alles im Kreis, mit Reilly im Zentrum.«
    »Wir müssen so viel wie möglich über ihn wissen.«
    »Ich versuch’s. Aber es steht zu viel im Weg. Straßensperren …«
    »Spring einfach drüber.« MacDuff wandte sich zum Gehen. »Du schaffst das.«
    »Ich weiß«, antwortete Jock ruhig. »Aber vielleicht nicht rechtzeitig.«
    Noch vor einer Woche hätte MacDuff es nicht für möglich gehalten. Aber dass Jock sich plötzlich Gedanken über Konsequenzen machen konnte, erfüllte ihn mit Mut und Hoffnung, und Jock war so normal, wie er ihn nicht mehr erlebt hatte, seit er ihn als Jungen kennen gelernt hatte. »Unsinn. Ich habe großes Vertrauen in dich.«
    »Wirklich?«
    »Glaubst du, ich hätte das alles mit dir zusammen durchgestanden, wenn ich kein Vertrauen zu dir hätte?« Er lächelte ihm über die Schulter hinweg zu. »Tu, was du zu tun hast. Sieh zu, dass ich stolz auf dich sein kann, Junge.«
    »Dazu ist es zu spät. Aber ich werde tun, was ich tun muss.« Er schloss die Augen. »Es könnte ein bisschen dauern.«
    »Wir lassen dir Zeit.«
    »Gut. Er kommt mir immer wieder in die Quere. Ich kann nicht richtig sehen …«
    »Das wird sich ändern. Lass einfach alles an dich heran.«

Achtzehn
    »Und?«, fragte Trevor, als MacDuff aus dem Zimmer kam. »Wissen wir nun, wo wir Reilly finden?«
    »Vielleicht. Jock meint immer noch, es muss Idaho sein. Wo ist Jane?«
    »Mit Mario in der Küche. Wo in Idaho?«
    »Er ist sich nicht sicher.« Er ging in Richtung Küche. »In der Nähe von Boise. Ich werde jetzt nicht noch mal in ihn dringen. Machen Sie allen klar, dass ich nicht will, dass irgendjemand Jock drangsaliert.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie es waren, der ihn verrückt gemacht hat?«
    »Mit Janes Unterstützung.«
    »Für meinen Geschmack übertreibt sie es ein bisschen mit der Unterstützung. Ich habe die blauen Flecken an ihrem Hals gesehen.«
    »Und? Hat sie sich beklagt?«
    »Sie meinte, das sei es wert gewesen. Da bin ich anderer Meinung.«
    »Das wären Sie nicht, wenn Sie Jock gerade erlebt hätten. Er ist dabei, ins normale Leben zurückzukehren.«
    »Gut für ihn. Das ist es trotzdem nicht wert.« Trevor ging voraus in die Küche, wo Mario und Jane am Tisch saßen.
    »MacDuff sagt, dass Jock Boise für Reillys möglichen Aufenthaltsort hält.«
    »Wirklich?«, fragte Mario begierig. »Wo genau?«
    »Er ist sich nicht sicher. Man kann nicht von ihm erwarten,

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