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Bei Null bist du Tod

Bei Null bist du Tod

Titel: Bei Null bist du Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dass Sie da sind.« Er blieb auf dem Treppenabsatz stehen. »Gütiger Gott, es ist wahr. Sie sind Cira.«
    »Nicht im Entferntesten. Ich bin Jane MacGuire.«
    »Und ich bin ein Trottel«, sagte er entschuldigend, als er auf sie zutrat. »Verzeihen Sie mir, ich hatte nicht die Absicht, Sie zu beleidigen. Ich konnte gar nicht erwarten, Sie kennen zu lernen. Ich war gerade damit beschäftigt, die Schriftrollen zu lesen und mir Trevors Statue anzusehen, und dann kam ich die Treppe herunter und sah Sie da stehen und es war, als ob –« Er machte ein gequältes Gesicht. »Ich bin ein Idiot. Es muss Ihnen ziemlich auf die Nerven gehen, wenn die Leute Ihnen dauernd sagen, wie sehr Sie der Statue ähneln.«
    »Allerdings.« Aber Mario war jung und nett und sein Patzer tat ihm wirklich Leid. »Andererseits bin ich in diesem Punkt wahrscheinlich empfindlicher, als ich es sein sollte.« Sie lächelte. »Und wenn Sie so vertieft sind in Cira, ist Ihr Vergleich ja auch verständlich.«
    »Danke.« Er drehte sich zu Trevor um. »Ich habe nur noch vier Rollen vor mir. In ein paar Tagen müsste die Übersetzung komplett sein.« Seine dunklen Augen funkelten. »Und es ist noch eine von Cira dabei.«
    »Noch eine?«, fragte Jane. »Wie viele Rollen von Cira haben Sie denn gefunden?«
    »Bisher war es nur eine.« Er lächelte. »Und diese ist erheblich interessanter als die Rollen von Julius Precebio. Cira muss eine unglaubliche Frau gewesen sein. Sie war erst siebzehn, als sie diese Texte verfasst hat, als Sklavin geboren, dennoch hat sie es geschafft, schreiben zu lernen. Dabei konnten sogar die meisten Frauen aus höheren Schichten weder lesen noch schreiben. Sie war intelligent, verdammt intelligent.« Er wandte sich wieder zu Trevor um. »Ich habe nach dem Hinweis gesucht, auf den Sie mich angesprochen hatten. Aber bisher bin ich auf nichts gestoßen. Vielleicht in den letzten Rollen.«
    »Oder auch nicht«, entgegnete Trevor. »Wenn Sie was finden, lassen Sie es mich umgehend wissen.« Und zu Jane gewandt sagte er: »Gehen Sie doch mit Mario, er kann Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen. Um sechs gibt’s Abendessen. Wir kochen und spülen abwechselnd.«
    »MacDuff auch?«
    »Nein, der wohnt nicht hier in der Burg. Ich habe ihm angeboten hier zu bleiben, aber er ist in eine Wohnung über den Stallungen gezogen, als wir uns hier eingerichtet haben. Mario oder Bartlett wird Ihnen den Speisesaal zeigen. Bei unserer Ankunft sah es darin aus wie an König Artus’ Hof, aber Bartlett ist es gelungen, den Raum beinahe gemütlich zu gestalten.« Er wandte sich zum Gehen. »Wir haben Sie während der nächsten Tage nicht für den Küchendienst eingeteilt. Danach stehen Sie mit auf dem Dienstplan.«
    »Ich werde sicherlich nicht länger als ein paar Tage hier bleiben«, rief sie ihm nach. »Ich habe Ihnen nichts versprochen, Trevor.«
    Er lächelte ihr über die Schulter hinweg zu. »Aber Sie haben gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd, als Mario über Ciras Schriftrollen gesprochen hat. Ich kann wohl davon ausgehen, dass Sie wenigstens bleiben, bis Sie alles gelesen haben.« Er öffnete eine in die Wandpanele eingelassene Tür. »Und Mario ist noch nicht fertig mit seiner Übersetzung. Er arbeitet sehr langsam und akribisch. Wir sehen uns beim Abendessen.«
    »Er hat Recht, wissen Sie«, sagte Mario ernst, nachdem sich die Tür hinter Trevor geschlossen hatte. »Manchmal bin ich übertrieben sorgfältig, andererseits trage ich eine große Verantwortung. Ich arbeite nur mit Kopien der Originalrollen, aber die Übersetzung ist sehr wichtig. Die Texte sind Teil der lebendigen Geschichte.«
    »Und Sie müssen Trevor geben, wofür er Sie bezahlt hat.«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Ich kann Ihren Zynismus verstehen. Ich nehme Geld für meine Arbeit, aber das ist nicht der Grund, warum ich hier bin. Haben Sie eine Ahnung, wie selten ich die Chance bekomme, eine solche Arbeit für jemanden zu machen? Ich habe gerade erst mein Studium abgeschlossen und noch keinerlei Berufspraxis. Diesen Job wollte ich unbedingt, ich habe dafür gekämpft. Schließlich war ich nicht der Einzige, der sich darum beworben hat. Trevor hat alles Mögliche von mir verlangt, von einer Bestätigung, dass ich keine direkten Angehörigen habe, bis hin zu einer Probeübersetzung einer der Rollen. So ein Projekt läuft einem nur einmal im Leben über den Weg.«
    »Und Sie könnten dafür im Gefängnis landen.«
    »Trevor hat mir versprochen, mich

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