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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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nicht damit gerechnet –« Er brach ab. »Ich denke, wir sollten lieber das Thema wechseln. Würdest du mir vielleicht gern von deinem letzten Cira-Traum erzählen?«
    Sie zögerte. Außer Eve hatte sie noch nie jemandem Einzelheiten aus ihren Träumen preisgegeben. Eve war nicht nur eine Art Alter Ego, sie hatte ebenfalls Geheimnisse, die sie nicht einmal Joe anvertraute, was Jane gut verstehen konnte. Sie war genauso verschlossen wie Eve, und es fiel ihr schwer, mit jemandem über diese Träume zu sprechen, die ihr so gar nicht wie Träume vorkamen.
    »Ich kann verstehen, wenn du nicht darüber reden willst«, sagte Trevor ruhig. »Aber du sollst wissen, dass ich alles glauben werde, was du glaubst. Ich vertraue deinem Instinkt und deinem Urteilsvermögen. Alles andere kann mir gestohlen bleiben.«
    Sie schwieg eine Weile. »Ich weiß selbst nicht, was ich glauben soll«, sagte sie zögernd. »Cira hat es aus dem Tunnel nach draußen geschafft. Antonio ist bei ihr. Und Dominic auch. Sie versuchen, ein Schiff zu erreichen, das an der Küste auf sie wartet. Cira hat Demonidas dafür bezahlt, dass er sie von Herkulaneum fortbringt.«
    »Demonidas?«
    »Er ist geldgierig. Sie glaubt, dass er auf sie warten wird, obwohl –« Sie schüttelte den Kopf. »Obwohl ihre Welt dem Untergang geweiht ist. Antonio ist sich da nicht so sicher.« Sie starrte in die Dunkelheit hinein. »Um sie herum steht alles in Flammen, sämtliche Zypressen am Wegesrand brennen. Eine davon ist vor Cira auf den Weg gestürzt. Sie fällt vom Pferd. Sie ruft nach Antonio …« Jane schloss die Augen. »Das alles hört sich an wie eine Szene aus Pauline lebt gefährlich, stimmt’s? Gott sei Dank gab es damals noch keine Eisenbahnschienen. Dann würde ich im Traum erleben, wie Cira gefesselt auf den Schienen liegt und eine Lokomotive auf sich zurasen sieht.«
    »Selbst in dieser Situation würde Cira sich zu helfen gewusst haben«, sagte Trevor. »Demonidas …«
    Jane öffnete die Augen und schaute ihn an. »Was denkst du?«
    »Nun, du hast bisher nichts über Cira gefunden, das du irgendwo aufgeschnappt haben könntest, bevor du angefangen hast, von ihr zu träumen. Demonidas ist eine neue Figur in dem Stück. Vielleicht handelt es sich um einen bekannten Kaufmann und Händler. Womöglich gelingt es uns, Cira über ihn auf die Spur zu kommen.«
    Wir. Das Wort wärmte ihr das Herz. »Falls er wirklich existiert hat.«
    »Sei nicht so pessimistisch. Solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, existiert er für uns. Ich werde der Frage gleich morgen nachgehen. Vielleicht finde ich ja einen Hinweis auf ihn.«
    »Das ist meine Aufgabe.«
    »Dann machen wir es eben gemeinsam. Es gibt noch eine Menge Wege, die wir gemeinsam erkunden können.«
    »Viel zu viele. Aber dazu haben wir im Moment keine Zeit. Nicht, solange Reilly und Grozak –«
    »Ein bisschen Zeit haben wir. Und es könnte sich als wichtig erweisen. Wenn Cira vor Julius flieht, würde sie das ohne das Gold tun?«
    Sie zuckte zusammen. »Nein.«
    »Wäre es dann nicht logisch, dass das Gold auf dem Schiff war?«
    »Ja.« Sie schluckte. »Du redest ja schon, als hätte es tatsächlich einen Demonidas gegeben.«
    »Du hast gesagt, du würdest halbwegs glauben, dass sich das alles so zugetragen hat. Ich gehe einfach von dieser Annahme aus. Meinst du, du bist irgendwann in der Vergangenheit auf den Namen Demonidas gestoßen und hast ihn nun in eine Fantasiegeschichte eingewoben? Möglich wär’s. Aber warum sollten wir dem Hinweis nicht nachgehen? Schaden kann’s jedenfalls nicht.«
    »Wir könnten wertvolle Zeit vergeuden, die wir nicht haben.«
    »Ich habe dir gesagt, ich glaube, was du glaubst. Und ich habe das Gefühl, dass du weit mehr, als du dir eingestehen willst, an die Existenz von Cira, Antonio und Demonidas glaubst. Du vertraust mir nur noch nicht genug.«
    »Ich … vertraue dir.«
    Er lachte. »Das kam ja ziemlich lahm.« Er rollte sich auf sie. »Aber das macht nichts. Auf anderen Gebieten reagierst du dafür umso leidenschaftlicher. Ich werde einfach zusehen müssen, dass ich einen Durchbruch erziele.« Er schob ihre Beine auseinander und flüsterte: »Es gibt ja alle möglichen Arten von Durchbrüchen. Ich denke, wir können schon mal mit einem sehr interessanten anfangen.«
    Mit klopfendem Herzen schaute sie ihn an. Er ahnte nicht, dass er in den letzten Stunden bereits einen entscheidenden Durchbruch erzielt hatte. Nicht den sexuellen, der sie bis ins Mark erschüttert hatte.

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