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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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wußtest, wo
der Schatz vergraben war! Oder sind das etwa nicht die Alderton-Juwelen? Würde
mich aber wundern.“
    „Das sind die Alderton-Juwelen“, sagte
ich aus meiner Strafecke heraus.
    „Wie das funkelt und glänzt! Herr im
Himmel, wie das funkelt!“
    „Ja, wie die Scheinwerfer eines
Abbruchunternehmens. Zerstörung aller Art. Von Leben, von Illusionen und von
Ruhe!“
    „Was...“ Erstaunt riß er die Augen
auf. „Was? ... Ach so!“ Er lachte. „Laß den Quatsch und heb dir deine Sprüche
fürs Fernsehen auf.“
    „Vom Fernsehen hab ich die Schnauze
voll. Ich wollte damit nur sagen, daß ein Haar in der Suppe ist. Wir haben uns
für die Katz abgestrampelt! Die Juwelen da sind genauso falsch wie die Liebe,
die Lydia Orzy dir entgegenbringt.“
    „Was?“
    Er tat einen Satz auf die Beute zu,
bremste sich aber sofort wie jemand, der in letzter Sekunde merkt, daß er in
eine Falle rennt. Argwöhnisch runzelte er die Stirn. Seine Knarre schien ihn zu
imitieren. Er lachte kurz auf.
    „Aber natürlich sind sie falsch!“ rief
er. „Nun, weißt du was? Ich nehme sie trotzdem mit!“
    „Willst du dich auf deine alten Tage
noch auf den Flohmarkt stellen? Den Grundstock an Waren hättest du schon. Du
könntest dir einen Gemüsekarren mieten und einen Sack Sägemehl kaufen.“
    „Genau! Sing, Vögelchen, sing! Hör zu,
Burma, du kannst mich nicht mit Schmus besoffen machen. Außerdem... Wenn der
Schmuck wirklich nicht echt ist, werd ich’s bald wissen. Mach dir um mich keine
Sorgen. Ich hab Besseres zu tun, als den Kram auf dem Flohmarkt zu verhimmeln.
Werd mir die alte Schachtel vorknöpfen, diese Madame Alderton, und dann…“
    Jetzt überschlugen sich die
Ereignisse. Ich hörte Angela ein „NEIN!“ brüllen, das mir immer noch in den
Ohren klingt. Dann fielen ein paar Schüsse. Vivonnet wirbelte herum, so als
hätte man ihn in den Hintern getreten; aber in Wirklichkeit hatte es ihn
zwischen den Schultern erwischt. Seine Waffe spuckte nun ihrerseits blaue
Bohnen aus, von denen ich mir wenigstens eine gefangen hätte. Doch im Bruchteil
einer Sekunde hatte ich mich auf den Boden geworfen und Schutz hinter einem
Möbelstück gefunden.
    Angela fuhr mit ihrem Schützenfest
fort. Auch Vivonnet schoß noch einmal. Besser gesagt: Sein Zeigefinger zuckte
im Todeskampf. Dann brach der Gangster zusammen. Im Fallen stieß er gegen den
Tisch, und eine Halskette aus dem teuflischen Glitterzeug fiel auf seine Brust.
    Ich stand auf. Es schien mir, als
würde immer noch geschossen, diesmal jedoch weiter weg. Oder es war das Echo
der Schießerei von eben. Ich horchte. Das Feuerwerk verlor sich in der Nacht.
Es war ein zweites Moped (oder wieder dasselbe), das durch Paris knatterte. Ich
stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und sah zu Angela hinüber.
    Das Mädchen stand da, starr, mit
zerzaustem Haar und vor Schreck geweiteten Augen, und riß den Mund auf, um
gleich hysterisch loszuschreien. Ich stürzte zu ihr hin, stieß sie in den
Sessel zurück, verpaßte ihr zwei saftige Ohrfeigen und hielt ihr den Mund zu.
Der Schrei bahnte sich seinen Weg durch meine Finger, und ich spürte das
Zittern der Kinnladen. Der Rest war Schluchzen und Tränen.
    Mit einem dumpfen Geräusch fiel der
Revolver auf den Boden. Ich zog Angela aus dem Sessel hoch, brachte sie ins
Badezimmer, zog sie halb aus und hielt ihren Körper unter die Dusche. Nach und
nach beruhigte sie sich. Ich wickelte sie in meinen Bademantel, verabreichte
ihr ein Beruhigungsmittel und legte sie auf mein Bett. Dann kehrte ich wieder
an den Schießstand zurück.
    Ich ging zum Telefon und rief Hélène
an. Sie solle sofort in meine Wohnung kommen, es werde dringend eine
Krankenschwester gebraucht. Sie versprach zu kommen.
    Ich hob meinen Revolver auf, wischte
ihn sorgfältig ab, um Angelas Fingerabdrücke zu tilgen, und versah ihn
ausgiebig mit meinen. Ich legte ihn auf den Tisch und beugte mich über
Vivonnet.
    Er hatte ebensoviele Kugeln von vorn
wie von hinten abgekriegt. Zwei von jeder Seite, auf den ersten Blick. Sehr
gut. Ich versuchte zu bestimmen, wie oft er selbst geschossen hatte. Dreimal.
Eine Kugel steckte im Schrank, die zweite in der Wand und die dritte unten in
der Fußleiste. Diese Anordnung gefiel mir schon weniger gut, aber ich mußte
mich mit dem, was ich konstatierte, zufriedengeben.
    Nachdem ich das Ergebnis der
Schießerei begutachtet hatte, verstaute ich den Schmuck wieder in der
Aktentasche und sah dann nach Angela. Sie schlief nicht, war

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