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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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nur völlig
benommen. Unsere Blicke trafen sich, aber wir sagten nichts.
    Wenig später kam Hélène. Ich erzählte
ihr, was vorgefallen war. Dann sagte ich:
    „Sie werden das Mädchen jetzt nach
Hause in die Rue d’Alboni bringen. Geben Sie ihr ein Schlafmittel, und bleiben
Sie bei ihr, solange es nötig ist. Ein paar Tage, falls es sein muß. Nehmen Sie
auch diesen Plunder mit.“ Ich zeigte auf die Aktentasche mit dem falschen
Schmuck. „Man muß ihn nicht unbedingt hier bei mir finden. Verstecken Sie ihn
irgendwo.“
    Hélène fuhr mit Angela, die immer noch
stumm und stumpfsinnig vor sich hinstarrte, und den wertlosen Glasperlen weg.
    Ich setzte mich neben das Telefon,
zündete mir eine Pfeife an und wartete. Ich konnte Vivonnet sehen, aber er sah
mich nicht.
    Vivonnet, der alte Blödmann! Warum
hatte er auch andeuten müssen, daß er Madame Alderton die Hölle heiß machen
wollte? Warum wollte er den Schmuck unbedingt mitnehmen? Warum hatte er sich
überhaupt dafür interessiert? Wir alle hätten uns für etwas anderes
interessieren sollen. Und Angela, die nicht auf mich geschossen hatte, hatte
auf Vivonnet geschossen. Wie ich vermutet hatte, hatte sie tatsächlich auf meinem
Revolver gesessen, als der Gangster hereingeplatzt war.
    Das Telefon klingelte.
    „Ich bin’s, Hélène“, meldete sich
meine Sekretärin. „Alles in Ordnung. Sie schläft.“
    „Hervorragend! Gute Nacht, ihr
beiden.“
    Ich wählte die Privatnummer von
Florimond Faroux.
    „Hier Nestor Burma“, sagte ich. „Ist
in der Morgue noch ein Platz frei?“
     
    * * *
     
    Den ganzen darauffolgenden Tag
verbrachte ich in der Tour Pointue damit, einem Heer von Flics mein
kleines Märchen zu erzählen.
    Sehen Sie, meine Damen und Herren, ich
saß gemütlich bei mir zu Hause und rauchte mein Pfeifchen, als dieser
Unbekannte hereingestürmt kam und mit seinem Schießeisen herumfuchtelte. Dann
ist alles so schnell gegangen, daß ich jetzt gar nicht mehr mit Bestimmtheit
sagen kann, wer von uns beiden das Feuer eröffnet hat, aber... na ja... äh...
also...
    „Hören Sie, Alter“, sagte Faroux am
späten Nachmittag zu mir, „wir weinen diesem Vivonnet keine Träne nach, ja? Er
war den Strick nicht wert, an dem er hätte baumeln müssen. Aber trotzdem, wenn
ich mir die Spuren der Schießerei in Ihrem Wohnzimmer so ansehe, dann habe ich
den Eindruck, daß Sie einen etwas zu kurzen Prozeß mit ihm gemacht haben!
Natürlich, er ist einfach so in Ihre Wohnung gekommen, mit vorgehaltener
Waffe... Na gut. Reden wir von etwas anderem. Oder besser gesagt: von
demselben. Diese verrückte Schauspielerin hat ihre Aussage vom Montag ergänzt.
Danach sieht es so aus, daß sie, Olga Maîtrejean, die Fernsehansagerin dazu
veranlaßt hat, Sie, Burma, als Leibwächter zu engagieren. Durch Ihre bloße
Anwesenheit sollten Sie Vivonnet einen Schrecken einjagen. Wie es der Zufall
nämlich so wollte, war der Gangster der Liebhaber einer anderen Schauspielerin,
auf die Olga Maîtrejean neidisch oder eifersüchtig oder beides war. Na ja, das
übliche Weibergezänk! Und weil die Maîtrejean Schiß vor Vivonnet hatte...“
    Er breitete die Geschichte, die ich
bereits kannte und die mit dem Tod der unglücklichen Françoise Pellerin geendet
hatte, vor mir aus.
    „Na, dann ist ja jetzt alles klar,
oder?“ bemerkte ich erleichtert. „Vivonnet hat Wind von den Machenschaften
gegen ihn bekommen und wollte mich einschüchtern.“
    „Hm... ja...“ brummte der Kommissar.
„Was wirklich klar ist, das ist die Tatsache, daß Vivonnet nicht viel wert war.
Und daß er mit vorgehaltener Waffe bei Ihnen eingedrungen ist. Das ist Ihr
Glück, aber reiten Sie nicht zu sehr darauf herum.“
    „In Ordnung“, erwiderte ich. „Ich
werde versuchen, nicht zu sehr darauf herumzureiten.“
    „Das rate ich Ihnen! Und jetzt
verschwinden Sie!“
     
    * * *
     
    In der Rue d’Alboni öffnete Hélène mir
die Tür.
    „Freilassung auf Ehrenwort?“ fragte
sie.
    „So ungefähr. Faroux ist nicht ganz
von meiner Version der Ereignisse überzeugt. Er riecht den Braten. Wie geht’s
unserem Sorgenkind?“
    „Schläft. Ich hab Ihren Freund kommen
lassen, den Arzt. Nichts Ernstes. Nervenzusammenbruch. Morgen ist sie wieder
auf den Beinen. Wie wär’s, würden Sie mir jetzt vielleicht die ganze Geschichte
erzählen? Schließlich bin ich Ihre Sekretärin, oder?“
    Wir setzten uns in das Zimmer, in dem
ich einige Tage lang gewohnt hatte, und ich kam Hélènes Wunsch nach

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