Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste
Da ist eben so ein Typ mit dem Lkw gekommen und wollte hier wenden! Das ist aber Privatbesitz. Ich habe jetzt schnell das Tor zugemacht und den mit seinem Lkw eingesperrt. Der kann hier nicht mehr weg. Jetzt will ich den wegen Hausfriedensbruchs anzeigen.«
Drei Minuten später ruft ein Mann mit polnischem Akzent an, und ich bekomme unvermittelt die andere Seite der Medaille mit:
»Gutte Tag. Auf Autobahn groÃe Unfall. Muss runterfahren. Kenne Weg nicht, falsch gefahren. Müsse wenden, da kommt Mann, macht Tor zu. Nicht mehr fahre könne. Du mir helfe? Was tun?«
Drei Worte â¦
â¦Â waren es, die im folgenden Dialog einen vor Wut schäumenden Herren schlagartig besänftigen konnten â¦
Gegen 10Â :Â 00 Uhr morgens
»Polizeinotruf.«
Eine Männerstimme mittleren Alters, sehr wütend und aufgebracht: »Guten Tag. So geht das nicht weiter. Ich will, dass Sie hier sofort tätig werden. Ich bin ja normalerweise niemand, der sofort die Polizei anruft, aber das geht hier nun mal nicht. Das ist eine Unverschämtheit â¦Â«
Ganz ruhig: »Was ist denn los, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Das ist ein Lärm hier, das ist so was von frech. Die arbeiten schon seit Stunden hier auf der Baustelle, als sei es das Normalste auf der Welt. Mit Presslufthämmern und was-weiÃ-ich-nicht-allem. Es ist Sonntag, da haben auch die schlieÃlich Ruhe zu wahren und â¦Â«
Sanft unterbrechend: »Entschuldigung, aber â¦Â«
Immer noch sauer: »â¦Â und überhaupt. Wenigstens am Sonntag will man doch mal seine Ruhe haben und sich ein wenig ausruhen, und dann sind die dermaÃen rücksichtslos und â¦Â«
»Hallo?«
Erschöpft: »Ja, was denn?«
»Es ist Montag.«
Geschockt: »Heute ist �«
Bestätigend: »Montag, richtig.«
Verlegen: »Oh, äh ⦠ja, dann â¦Â«
Mein Name ist Notruf
Manchmal frage ich mich nach all den Dienstjahren wirklich, wozu ich mich überhaupt noch mit »Polizeinotruf« melde. Die Leute hören irgendwie doch nie zu. Oder vielleicht denken sie ja, »Notruf« sei ein Bestandteil meines Namens? In vielen Fällen könnte ich mich einfach mit »Steel«, »Bundeskanzleramt« oder »Hallöchen« melden, das würde keiner bemerken.
Ich melde mich mit »Polizeinotruf«, und die Leute glauben, ich sei Hanna und wollen Rüdiger sprechen. Oder sie erzählen mir, dass ihre 90-jährige Mutter schreckliche Verstopfungen hat und ich mich um ein Klistier kümmern soll. Da hilft auch der Hinweis auf die Rechtslage nicht. Besonders Hartnäckige versuchen es sogar wieder in der Hoffnung, an einen â verständigeren â Kollegen zu geraten.
Vermisst
»Polizeinotruf.«
Die Stimme einer jungen Frau. »Ich möchte meine Schwester als vermisst melden. Die hat geweint, und ich weià nicht, wo die jetzt ist. Können Sie die suchen? Orten Sie doch mal schnell ihr Handy!«
»Da brauche ich schon ein paar mehr Informationen: Ist Ihre Schwester erwachsen, warum hat sie geweint, und welche Gefahren befürchten Sie?«
»Ja, also die hatte Streit mit ihrem Mann. Und dann hat sie geweint und ist aus der Wohnung gelaufen. Und jetzt will ich sie anrufen, aber die geht nicht an ihr Handy. Und wo die ist, weià ich nicht. Und ihr Mann, der hat auch keine Ahnung.«
Nicht überzeugt: »Also, dass man im Streit schon mal anfängt zu weinen, ist ja nicht ungewöhnlich. Und dass man anschlieÃend erst mal allein sein will, ist ja auch verständlich. Ich sehe immer noch nicht die Notlage.«
Ungeduldiger: »Ja, aber ich weià nicht, wo die jetzt ist, und die geht nicht an ihr Handy.«
»Ich denke, wenn Ihre Schwester Ihre Hilfe benötigt, wird sie schon an ihr Telefon gehen oder Sie anrufen.«
»Nee ⦠auf mich ist die, glaube ich, auch sauer.«
Ebenfalls ungeduldiger: »Passen Sie auf, ich sage das jetzt mal ganz klar: Wenn zu befürchten ist, dass Ihrer Schwester Gefahren für Leib oder Leben drohen â dann orten wir sie und suchen natürlich nach ihr. Wir machen das aber ganz gewiss nicht, wenn Sie Familienstreit haben und jetzt einfach mal schnell über uns herausfinden wollen, wo Ihre Schwester sich aufhält. Verstehen Sie das?«
»Ja, das verstehe ich.«
»Okay, bestehen nun irgendwelche Hinweise, dass Ihre Schwester sich etwas antun könnte oder dass
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