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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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gesagt...«
     
    Am Freitagmorgen hatte Hannelore in der Kaffeepause gefragt, ob Marianne am Wochenende nicht wieder einmal vorbeischauen wolle, die Mutter tät sich arg freuen. Und weil Otto zu einer Dienstbesprechung nach Stuttgart musste, nahm Marianne am Samstag das Rad und fuhr durch das Kleine Lautertal und von dort über die Alte Landstraße hoch zu dem Bauernhof, den Hannelores Mutter betrieb. Es war ein schöner, nicht mehr ganz so heißer Tag, es gab Stachelbeerkuchen und sogar richtigen Bohnenkaffee, Marianne fragte die Bäuerin lieber nicht, wie sie dazu gekommen war. Zwar hätte es Hannelore gerne gesehen, wenn der Besuch über Nacht geblieben wäre, aber Marianne wusste nicht, ob Otto nicht doch schon am Abend zurückkommen würde, und so radelte sie am Nachmittag zurück, mit einem Korb am Lenker, in dem unter
zwei Salatköpfen vorsichtig vier Eier, ein geräucherter Schinken und eine Flasche Birnenschnaps verpackt waren.
    Unterhalb der Einmündung der Alten Landstraße verläuft der Radweg zwischen grauem Felsgestein und der von Bäumen überschatteten Kleinen Lauter, wobei sich der Fluss zuweilen in einer Schleife vom Weg entfernt, dann aber wieder zu ihm zurückkehrt. Marianne mochte das Tal, und als sie an diesem Nachmittag hier entlangfuhr, ohne Mühe, hoch aufgerichtet, nur eine Hand am Lenker, fühlte sie sich glücklich.
    An der Gestalt, die am Wegrand saß und dem über die Steine plätschernden Fluss zuzusehen schien, war sie fast schon vorbei, als ihr bewusst wurde, dass es eine Frau war, die dort saß, und dass diese Frau einen Verband um den Kopf trug. Sie hielt an und stellte das Rad an der von Moos überzogenen Felswand ab.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie, und während sie es fragte, wunderte sie sich, warum sie nicht gegrüßt hatte. Sie hatte den Gruß einfach vermieden, zur Not geht das ja.
    Die Frau hob den Kopf und sah sie aus dem einen Auge an, das nicht unter dem Verband verborgen war. »Danke«, kam die Antwort. »Sie sind die Frau, die mir geholfen hat, nicht wahr? Ich bin froh, dass ich mich noch einmal bei Ihnen bedanken kann...«
    »Ist das Auge verletzt?« Noch während Marianne fragte, ärgerte sie sich über sich selbst. Was ging sie das an?
    »Ein Augenarzt, ein Freund meines verstorbenen Mannes, kam heute aus Stuttgart und hat es sich angesehen«, kam die Antwort. »Es wird schon werden, hat er gesagt...«
    »Ja, das wird es sicher«, meinte Marianne. Weil sie nicht wusste, was sie sonst hätte sagen sollen, ging sie zu ihrem Rad und nahm dabei ihr Kopftuch ab. Sie holte die Salatköpfe aus dem Korb, packte die vier Eier in das Kopftuch und band es zu einem Beutel.
    »Hier«, sagte sie und brachte der Frau den Beutel, »nehmen Sie das, Sie können es sicher gebrauchen...«
    Die Frau zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich das annehmen darf.«
    »Nun nehmen Sie schon«, drängte Marianne.
    »Und das Kopftuch?«
    »Das geben Sie mir irgendwann zurück, das nächste Mal, wenn
wir uns sehen.« Marianne zwang sich zu einem Lächeln, wandte sich um und lief zu ihrem Rad. Sie hörte, wie die Frau noch etwas sagte, aber sie hatte schon das Rad angeschoben und war losgefahren.
     
    Otto kam mit dem letzten Zug, er war erschöpft, wirkte aber sehr zufrieden. Es war eine sehr wichtige Besprechung, sagte er, »es geht voran, das merkt man in allem«. Marianne freute sich oder wollte sich mit ihm freuen, das ist doch etwas, dachte sie, dass er bei wichtigen Entscheidungen hinzugezogen wird...Sie brachte den Birnenschnaps und ein Glas und schenkte ihm ein; auf dem Hof der Hannelore hätten sie alte Brennereirechte, sagte sie, und da hätte sie eine Flasche davon bestellt, für drei Reichsmark! Otto trank den Schnaps und war beides zufrieden, den Schnaps und die Auskunft dazu.
    »Weißt du«, sagte er dann, »das darfst du alles nicht wissen und vor allem nicht weitererzählen, aber stell dir vor, es ging heute in Stuttgart auch um hier, um diesen Ort, um den Schandfleck oben an der Steige...«
    Er reichte ihr das Glas, und sie schenkte nach. »Pass doch auf«, sagte er ärgerlich, »du verschüttest es ja! ... Was ich sagen wollte und was du bitte niemandem weitererzählst - es hat sich da droben bald ausgejüdelt, glaub mir das.«
    Marianne sah ihn an. »Das sind doch alles alte, klapprige Leute - wo sollen die denn hin?«
    »Die bekommen eine nützliche Arbeit, im Osten, weißt du...«
    »Arbeit?« Marianne schüttelte den Kopf. »Die können nichts mehr arbeiten.«
    »Ich sag dir

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