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Prinz für die Köchin

Titel: Prinz für die Köchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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1
Januar
    Nie, nie wieder würde sie einen Tramper mitnehmen, dachte Imogen, während sie mit starrer Miene auf die Straße blickte, die Hände ums Lenkrad geklammert. Und schon gar keinen Franzosen. Verstohlen warf sie einen raschen Blick auf den jungen Mann, der sich missmutig auf dem Beifahrersitz lümmelte. Ohne jeden Zweifel war er der fürchterlichste Mensch, der ihr je begegnet war. Zunächst einmal war er ohne ein Dankeschön in ihr Auto gestiegen. Und dann war er auch noch frech und unverschämt geworden.
    An allem war wohl das für Anfang Januar ungewöhnlich milde Wetter schuld. Irgendetwas an dem Anblick von Palmen vor einem strahlend blauen Himmel machte einen an der Riviera zu einem anderen Menschen. Sie hatte ihre Reise vor zwei Tagen im bitterkalten London begonnen, in den bequemen, praktischen Klamotten, die sie immer trug – Cargohose, Turnschuhe, ihrer Lieblings-Fleecejacke, die vom vielen Waschen ein bisschen pillte, sowie ein Regenmantel mit Kapuze. Doch je näher sie dem Süden Frankreichs gekommen war, desto weniger hatte sie anziehen müssen. Jetzt hatte sie die Cargohose bis zu den Knien hochgekrempelt und die Fleecejacke ausgezogen, unter der ein weites T-Shirt zum Vorschein gekommen war.
    Irgendwie hatte sie – für gewöhnlich die Umsicht und Besonnenheit in Person – dabei auch etwas von ihrer britischen Zurückhaltung aufgegeben. Sogar Monty, dachte sie und warf einen raschen Blick auf ihren auf dem Rücksitz ausgestreckten schwarzen Scotchterrier, war vom Sonnenschein wie besoffen und schien fast zu lächeln, obwohl sein Mienenspiel normalerweise nur feierliches Missfallen ausdrückte. Er hatte nicht einmal ein verdrossenes Wuff von sich gegeben, als seine Herrin angehalten und diesen Dimitri mitgenommen hatte. Sowohl der Hund als auch die junge Frau verhielten sich heute höchst untypisch.
    Imogen und Monty waren durch einen der vielen reizenden kleinen Orte entlang der Côte d’Azur gefahren, irgendwo zwischen St. Tropez und Menton, als ihr ein junger Mann aufgefallen war, der mit einer Reisetasche über der Schulter vor einem verlassenen Busbahnhof stand. Er reckte den Daumen, und sie trat auf die Bremse.
    Warum nicht?, hatte Imogen mit einem höchst erbaulichen rebellischen Gefühl gedacht. So etwas hätte sie in London niemals getan, in tausend Jahren nicht! Sie wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen. Zu Hause hatte sie gern alles so sicher und vertraut wie nur möglich; allein bei dem Gedanken, einen Wildfremden in ihr Auto zu lassen, hätte sie ziemlich Fracksausen bekommen. Hier in Frankreich jedoch hatte sie das Gefühl, sich an keinerlei Regeln halten zu müssen. Niemand war da, um ihr etwas vorzuschreiben oder etwas zu missbilligen. Sie war allein und konnte tun und lassen, was sie wollte – warum also nicht einmal ein bisschen die Grenzen austesten? Ihr war einigermaßen schwindelig von ihrem eigenen Wagemut, als sie sich über den Beifahrersitz beugte. »Où … äh … vouz allez?«, fragte sie den Tramper stockend und fügte dann hinzu: »Wo wollen Sie hin?«
    »Saint-Jean-les-Cassis«, hatte er geantwortet.
    »Oh oui, d’accord! Ich auch!«, hatte sie erwidert und dabei enthusiastisch mit dem Finger auf sich gezeigt. Sie war sich wie eine typische Ausländerin vorgekommen, und außerdem ein bisschen albern. »Ich kann Sie mitnehmen. Steigen Sie ein.«
    Er hatte neben ihr Platz genommen und dabei irgendetwas genuschelt, das wie »merci« klang. Und dann saß er eine ganze Weile schweigend da und schaute mürrisch aus dem Fenster. Alles, was sie anfangs von ihm mitbekam, war, dass er groß und hager war und ziemlich schäbige Jeans und ein schwarzes T-Shirt anhatte. Er trug eine Sonnenbrille, die er beim Einsteigen nicht abnahm.
    »Äh … Je m’appelle Imogen« , sagte Imogen nach zehn Minuten Fahrt. »Et vous?«
    »Dimitri«, antwortete er.
    »Machen Sie hier Urlaub?«, erkundigte sie sich auf Englisch.
    » Non.«
    Okay, du großer Kommunikator, hatte Imogen gedacht, während die gute Laune, die ihr die Rivierasonne beschert hatte, angesichts der Einsilbigkeit dieses Fremden verflog, brich dir meinetwegen bloß keinen ab . Ich bin ja nur die Chauffeuse.
    Während sie weiterfuhren, konzentrierte sie sich darauf, auf der rechten Seite der Straße zu bleiben. Es herrschte nicht viel Verkehr, was es noch schwerer machte, nicht automatisch nach links hinüberzugleiten, so wie sie es in England gewohnt war. Sie merkte, wie ihr Fahrgast auf seinem Sitz

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