Beim Blick in deine Augen
KAPITEL
Als Alex’ Schritte endlich verklangen, schloss Laura die Haustür und stieß einen tiefen Seufzer aus, der erleichtert klang. Hoffentlich hat er mit meiner Schwester einen schönen Tag, betete sie stumm. Hoffentlich lenkte es ihn von der Enttäuschung ab, die seit ihrer Rückkehr aus Griechenland in der vergangenen Woche deutlich in sein kleines Gesicht geschrieben stand. Einer Woche, die sich wie ein Jahr angefühlt hatte.
Es war merkwürdig, wieder in England zu sein, und noch merkwürdiger, wieder in ihrer kleinen Wohnung zu leben, die sich nicht länger wie ihr Zuhause anfühlte. Weil sie ihr im Vergleich zu der riesigen Karantinos-Villa winzig vorkam? Oder weil Constantine fehlte und die Räume deshalb keine Seele zu haben schienen?
„Ich vermisse Daddy“, sagte Alex ihr immer wieder – auf eine Weise, die Lauras Gewissen quälte.
Und ich auch, dachte sie. Ich auch. Die Entscheidung, die sie aus guten Gründen gefällt hatte, erwies sich jetzt als unerträglich – und es schien, als gäbe es niemanden auf der Welt, an den sie sich wenden oder dem sie sich anvertrauen konnte.
Denn selbst Sarah lebte jetzt ihr eigenes Leben. Ihre Schwester fuhr bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach London, um sich mit Matthius zu treffen – dem Cousin der griechischen Studentin, die Constantine als Aushilfe engagiert hatte, solange Laura weg war. Und Matthius war offenbar, genau wie Demetra, ein Mitglied im Constantine-Karantinos-Fanclub und hatte Sarah davon überzeugt, dass der Milliardär nur arrogant und kalt gegenüber den Leuten war, die etwas von ihm wollten – seinen Freunden und seiner Familie gegenüber jedoch stets loyal.
Für Laura, die verzweifelt versuchte, den griechischen Geschäftsmann zu vergessen, war es das Letzte, was sie hören wollte. Sie war froh, dass Sarah angeboten hatte, etwas mit Alex zu unternehmen. Es war ihrer Schwester sicher nicht entgangen, dass sie sich seit ihrer Rückkehr auf nichts mehr wirklich konzentrieren konnte, und obwohl sie sich freute, dass Alex ein bisschen Ablenkung bekam, wusste sie nichts mit ihrer freien Zeit anzufangen. Sie fragte sich gerade, wie sie die endlosen schmerzhaften Stunden füllen sollte, als es plötzlich laut klopfte. Sie rannte zurück in den Flur und riss erleichtert die Tür auf.
„Na, was hast du vergessen …“, begann sie, aber die Worte erstarben auf ihren Lippen, als sie sah, wer dort stand. Nicht Alex. Nicht Sarah. Sondern …
Constantine?
Laura schluckte und schüttelte ein wenig den Kopf, blinzelte gegen die dummen Tränen an, die ihr in den Augen brannten, während sie ihn anstarrte. Sie hatte ununterbrochen an ihn gedacht. Ständig von ihm geträumt. Ihre Gedanken an ihn hatten sie fast in den Wahnsinn getrieben, und ihr Herz schmerzte seinetwegen unaufhörlich – sodass es ihr für einen Moment so vorkam, als habe ihre Sehnsucht ihn hergezaubert. Als wäre der Mann, der vor ihr stand, nicht real.
Aber er war es. Laura starrte auf die muskulöse Gestalt von Constantine Karantinos – der mit vom Wind zerzaustem Haar und einem Ausdruck auf dem Gesicht, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, im Türrahmen stand. Hatte sie vergessen, wie umwerfend er war? Wie stark und vital? Dass er einen Raum dominieren konnte, einfach nur durch seine Anwesenheit?
„Constantine“, hauchte sie, und ihr Herz hämmerte vor verzweifelter Sehnsucht. Sie wollte ihn berühren. Sich ihm in die Arme werfen. Mit den Fingerspitzen über die harte, stolze Linie seines Kinns streichen – als würde nur eine Berührung sie davon überzeugen, dass er wirklich da war. „Was tust du hier?“, fragte sie.
Und dann wurde es ihr klar. Natürlich! Er war gekommen, um seinen Sohn zu sehen. Der herzzerreißende Abschied auf dem Landeplatz musste ihn veranlasst haben, Alex früher als vorgesehen zu besuchen. Und obwohl es ihr lieber gewesen wäre, wenn seinen Besuch angekündigt hätte, damit sie nicht in einer alten Jeans und einem T-Shirt vor ihm stehen musste, gelang ihr ein Lächeln.
Denk an Alex, sagte sie sich – er ist der Einzige, der zählt. „Oh, wie schade. Alex ist gerade weggefahren.“
„Das weiß ich.“
Sie blickte ihn verständnislos an. „Das weißt du?“
„Ja. Ich habe Sarah heute Morgen angerufen und sie gebeten, mit ihm einen Ausflug zu machen.“
„Du hast Sarah angerufen?“, wiederholte sie. „Und sie … hat zugestimmt ?“
„Ja, das hat sie.“
Laura blinzelte ihn verwirrt an. Es stimmte, dass ihre Schwester ihn
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