Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 1) (German Edition)
muskulöses Gesäß lugte zwischen den Schwingen hervor.
David schluckte. »Ähm, ich gehe kurz in die Küche, um Essen zu holen, und du machst es dir in der Wanne gemütlich«, sagte er hastig, schnappte sich eine Kerze und ließ ihn allein.
In Grannys Hexenküche angekommen, schaute er sich um und atmete tief den vertrauten Duft nach kalter Asche, Essen und Kräutern ein. Was sollte er Zahar mitnehmen?
Lächelnd schüttelte er den Kopf. Hatte er da oben tatsächlich einen Gargoyle in seiner Wanne? Das war verrückt!
Vielleicht war etwas vom Abendessen übrig? Zahlreiche Töpfe und Kellen hingen über einem großen, gusseisernen Ofen. Ein Topf stand darauf. Granny ließ ihm meistens etwas dort, damit David sich, wenn er nachts an seinen Büchern schrieb, bedienen konnte. Tatsächlich fand er Gemüsesuppe darin, die noch warm war. Ob Zahar das mochte?
Sein Magen knurrte. Er hatte seit dem Nachmittag nichts mehr gegessen.
David stellte seine Kerze auf den großen Holztisch mitten im Raum. Dort bereitete Granny das Essen zu. Obst lag in einer Schale. Äpfel und Orangen, die Tante Abigail in ihrem eigenen Gewächshaus anbaute.
Er holte ein Tablett, das er zwischen zwei Schränken fand, und legte einen Apfel darauf. Dann nahm er eine Schüssel aus der Anrichte, schnappte sich eine Kelle und löffelte Suppe hinein. Selbst schlürfte er die leckere Gemüsesuppe direkt aus dem Schöpflöffel, bis sein gröbster Hunger gestillt war.
Er stellte einen Krug mit kaltem Tee dazu, den Granny ihm ebenfalls für die Nacht bereitet hatte, und zwei Becher. Ein Löffel durfte auch nicht fehlen.
Was brauchte er noch? Wenn doch Granny hier wäre … David kam sich unbeholfen vor, weil er seinen Gast nicht richtig zu bewirten wusste.
Der Kühlschrank … Er war ein Prototyp von Vater, ohne Ammoniak, und tat gewissenhaft seine Dienste. David holte die Kerze und öffnete die massive Holztür. Kälte schlug ihm entgegen. Zwischen allerlei Tiegeln und Phiolen fand er ein gerupftes Huhn, das Granny bestimmt für Morgen vorbereitet hatte. Sollte er das nehmen? Mochten Gargoyles rohes Fleisch? David glaubte sich daran zu erinnern.
Er packte also das Huhn dazu, obwohl es sich eklig anfühlte, so kalt und ohne Federn, und nahm den Krug Milch auch mit. Eine Ausrede würde ihm bis zum nächsten Tag bestimmt einfallen.
Mit dem schweren Tablett machte er sich wieder an den Aufstieg.
Zahar la g mit geschlossenen Augen in der Wanne, Kopf und Schwingen gegen den Rand gelehnt.
»Du hattest recht, das ist herrlich.« Seine Nasenflügel bebten.
David stellte das Tablett auf eine niedrige Säule, die sich neben der Wanne befand. Dort deponierte er sonst immer ein Buch. Er las oft, wenn er badete.
Zahar setzte sich auf und sein Blick fiel auf das rohe Huhn. Langsam leckte er sich über die Lippen, die einen außerordentlich schönen Schwung besaßen. Sie hatten etwas Sinnliches an sich.
»Bedien dich«, sagte David und nahm auf dem Wannenrand Platz.
Nach kurzem Zögern streckte Zahar die Hand aus.
Er selbst hatte nur Augen für die Iriden des Gargoyles, die im Kerzenlicht wie Bernstein funkelten. Doch als sein neuer Freund dem toten Huhn einen Flügel abriss und die Fänge in der Keule versenkte, wurde ihm bewusst, dass Zahar kein gewöhnlicher Mann war und etwas von einem wilden Tier besaß.
Herzhaft biss er ab, kaute schnell und schlos s knurrend di e Augen. Es schmeckte ihm wohl. Er knabberte das rohe Fleisch ab, bis nur noch die blanken Knochen übrig waren. Diese legte er zurück aufs Tablett und riss den anderen Schenkel ab, mit dem er genauso verfuhr.
Gut, der Löffel war somit überflüssig. Gargoyles liebten rohes Fleisch!
David kam sich dumm vor, Zahar anzustarren, weshalb er zum Apfel griff, um etwas zu tun zu haben. Er konnte nicht den Blick von dem Gargoyle nehmen. Alles an ihm faszinierte David. Wie er die Keule in seinen Händen hielt, die lang und schlank und doch voller Kraft waren, wie er sich über die Lippen leckte und vor Genuss die Augen verdrehte.
Als das Hähnchen verspeist war, trank Zahar die halbe Milch direkt aus der Kanne und lehnte sich entspannt zurück.
David schmunzelte. »Du hast einen Milchbart.« Mit dem Daumen wischte er über Zahars Oberlippe und war versucht, sich den Finger abzulecken. Rechtzeitig besann er sich und tauchte seine Hand ins Wasser.
Zahar war bis zu den Schultern im Schaum versunken und grinste ihn selig an. »Ich danke dir für dieses köstliche Mahl. So etwas Feines hatte ich
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