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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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Klan die Wahrheit vorenthalten würde. Er liebte seine Partnerin wohl sehr.
    »So soll es sein«, erwiderte Granny. »Alles Gute für euch und euer Junges.«
    Zahar kam zu ihnen, um sich ebenfalls zu verabschieden.
    »Du bist jederzeit in unserem Revier willkommen«, sagte Nuriel. Keinerlei Traurigkeit oder Verzweiflung lagen mehr in seinem Blick; er war äußerlich wieder der unerschütterliche Krieger.
    Zuhra lächelte Zahar an. »Außerdem schuldest du uns noch ein Gespräch.«
    »Ich werde euch bald aufsuchen«, versprach Zahar. Er wirkte erleichtert. Die alte Fehde zwischen ihm und Nuriel schien beendet.

Nachdem Zuhra und Nuriel das Haus verlassen hatten, brachte David Granny nach oben in die Küche, weil sie nach all den Strapazen einen extrastarken Tee brauchte.
    »Kann ich dich kurz allein lassen?«, fragte er und schielte zu Zahar, der an der Tür stand. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Sie nickte gedankenversunken, während sie am Ofen hantierte.
    David eilte mit Zahar auf sein Zimmer. Dort umarmten sie sich, stahlen sich gegenseitig einen Kuss und hielten sich fest. Leider währte der innige Moment zu kurz, denn die Sonne stieg über den Horizont.
    Zahar hockte sich in eine Ecke des Raumes und lächelte David an, bevor er versteinerte.

    ***

6 Jahre später

    Zahar folgte der Fährte des kleinen Mädchens. Ihr Duft leuchtete ihm wie ein rosafarbenes Band den Weg durch die Nacht. Die Kleine war vor vier Stunden weggelaufen, als der Vater sie geschimpft hatte. Der Mensch, bei dem Zahar Unterschlupf gefunden hatte, erzählte ihm davon. Das Kind lebte ein Haus weiter. Seine Mutter hatte aufgeregt bei ihm vor der Tür gestanden, in der Hoffnung, er wüsste, wo sie steckt.
    Eine Turmuhr in der Ferne schlug Mitternacht. Zahar gelangte in einen verwilderten Hinterhof. Dort endete die Spur zu seinen Füßen, zwischen Büschen, Bäumen und zerbrochenen Holzbrettern, die am Boden lagen. Hier roch es besonders stark nach dem Mädchen.
    Der Duft modrigen Wassers beleidigte seine Nase. Ein alter Brunnenschacht! Hastig riss Zahar die morschen Balken zur Seite und starrte in das schwarze Loch. Dort hinein konnte er trotz seiner an die Dunkelheit angepassten Augen kaum sehen. Er machte lediglich einen hellen Fleck aus.
    Rosa Nebel waberten im entgegen, aber auch der Duft der Furcht. Dieser zeigte sich Zahar als graue Schleier. Das Mädchen lebte; er hörte es zitternd einatmen und wimmern.
    »Hab keine Angst«, sagte Zahar, wobei seine Stimme an den feuchten Wänden abprallte und ein schauriges Echo erzeugte. »Ich werde dich herausholen und nach Hause bringen.«
    Behutsam kletterte er die bemoosten Wände des Steinschachtes nach unten. Er durfte nicht abrutschen; er könnte auf das Mädchen fallen. Der Brunnen war eng.
    Unten angekommen schlug ihm Kälte entgegen. Bis zu den Knöcheln stand er im eisigen Wasser. In dieser Pfütze kauerte das Mädchen. Sie zitterte und schaute ihn aus großen Augen an.
    »Bist du ein Engel?«, fragte sie leise.
    Zahar hockte sich zu ihr. »So etwas Ähnliches.«
    Im Dunkeln tastete sie nach ihm und schlang ihre eiskalten Ärmchen um seinen Nacken. Sie trug nur ein durchnässtes Nachthemd und musste dringend ins Warme.
    »Halte dich gut fest.« Zahar schlug die Krallen in den Stein und kletterte geschwind nach oben, rannte mit dem Kind auf seinem Arm durch die Hinterhöfe und Gärten, bis er die Rückseite des Stadthauses erreichte, in dem die Kleine lebte. An der Küchentür setzte er sie ab und klopfte.
    Jetzt konnte ihn das Mädchen zum ersten Mal sehen, da mattes Licht durch das Fenster genau auf seine Gestalt fiel.
    Ihre Kulleraugen weiteten sich.
    Hinter der Tür hörte er eilende Schritte. Er musste gehen, bevor sie ihn entdeckten. »Lauf nicht wieder weg, hörst du?«
    Sie nickte langsam.
    Nachdem er sich umgedreht hatte, um in den Schatten zu verschwinden, hörte er die Kleine rufen: »Danke, Fledermausmann«, und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Das war es, wofür er lebte …

Der Fledermausmann … Ob David seinem neuesten Buch diesen Titel geben sollte? Es handelte von einem maskierten Helden in einem Cape und einer Kopfbedeckung mit spitzen Ohren. Nur für die Krallen brauchte er noch eine Erklärung.
    Sein Fledermausmann hatte bereits Kätzchen von Bäumen geholt, nächtliche Spaziergänger vor Überfällen bewahrt und Einbrecher aufgespürt. Tatsächlich schrieb David Zahars Erlebnisse auf. Die Geschichte mit dem Mädchen hatte sich letzte Woche

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