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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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ziemlich alte Institution. Jedermann dachte, sie würden ganz von Körper-Transmittern ersetzt werden, bis wir alle herausfanden, daß einem davon schlecht wurde. Aber da wollte sowieso niemand mehr reisen.
    „Was ist das für ein Gefühl, ein Relikt zu steuern?“ fragte ich die Führungsmaschine, die versuchte, mich in zwanzig Paar Augen auf einem drehbaren Hals zu verwandeln. „Nein, ich will mir diesen geologischen Fehler nicht ansehen. Nein, auch den erloschenen Vulkan zur Linken nicht. Ich will mir ansehen, was ich möchte.“ Und das tat ich. Ehrlich, die Felsspitzen sahen aus wie phantastische Burgen aus irgendwelchen Mythen. Ich ertappte mich dabei, mir vorzustellen, daß es so war, und rief mich zur Ordnung. Oh … was … der Himmel war dunkel, eher türkis als blau, mit einem geisterhaften Grün, das sich die ganze Zeit darin bewegte. Alles andere schimmerte in schwarzen Tönen, mit einem merkwürdigen rosaroten Schleier hier und dort, nur der Sand war einfach hell und schien einen Regenbogen zu reflektieren. Staubschwaden schimmerten, und Schluchten gähnten, und ich war dabei, in milden Wahnsinn zu verfallen, als die Seiten wände und das Dach plötzlich undurchsichtig wurden. Ich beschwerte mich bei dem Roboter, aber anscheinend wird zu bestimmten Tageszeiten automatisch erhellt und dann ziemlich rasch wieder verdunkelt, falls sich herausstellt, daß es zuviel für einen wird und man auf ihrem Schiff ganz zaradann wird.
    Wieder zurück, stellte ich fest, daß das Tierchen fortgelaufen war und mit dem rosa Tier kämpfte, während alle anderen hysterisch waren. Konnte ich mein Monster denn nicht unter Kontrolle halten? Nein, konnte ich nicht, wollten sie es einmal versuchen? Sie wichen zurück, und ich machte einen Ausfall und erwischte es irgendwie, gleichzeitig aber auch eine Handvoll Zähne. Die ältere Frau grapschte das rosa Tier und drückte seinen zerzausten und verknäuelten Körper an ihren Busen. Es trat sie.
    Danach kündigte glücklicherweise das silbrige Klingeln die Ankunft einer Mahlzeit im Salon an, und wir trotteten alle hin, um uns vollzustopfen. Es war wirklich groshing, goldene Teller und so und Kelche mit Mustern und kleinen, malvenfarbenen Bläschen im Kristall. Wir begannen mit geeisten Feuer-Tomaten in Rotwein, fuhren fort mit Wurzelsteak und künstlichen Bohnen in Bernsteinsauce mit Gewürzen und schlossen mit Lavendel fruchten, Wüstenpflaumen und Flechtenkäse mit Nüssen. Dazu gab es Ströme von Feuer-und-Eis und Freudigkeit, das Ekstase auslöst.
    Ich aß allein und fütterte das Tierchen von meinem Teller, nur um den anderen auf die Nerven zu fallen. Es war allerdings nicht sehr begeistert und wurde erst etwas munterer, als der Roboter mit Syntho-Fleisch-Ersatz und Kaktuscreme auftauchte. Ich mußte eine Menge dafür bezahlen. Sie gaben ihm sogar etwas Wein, aber ich weiß nicht genau, welchen. Es verfiel aber nicht in Ekstase oder etwas Ähnliches, Gott sei Dank.
    Nach dem Essen – anscheinend werden auf den Schiffen nur sieben Mahlzeiten serviert, aber man kann zwischendurch kalte Imbisse bekommen, das ist wirklich annehmbar; doch selbst dabei war jedesmal nur ein Mann anwesend – gingen die Älteren Leute los, um Bildvision zu sehen und die Jangs nahmen ein Bad im Schwimmbassin, was mich zugegeben auch verlockte. Ich nahm mir eins der großen Lebende-Bilder-Magazine aus den Schiffsbeständen und setzte mich in den Transparent-Turm, wobei ich das Tierchen fest zwischen meine Füße geklemmt hielt.
    Schon bald hellte sich die Wand wieder auf, und ich sah einen Trupp langhaariger Wesen mit Antenne und Skifüßen, die in großer Zahl durch die Wüste stapften. Sie sahen außerordentlich zielstrebig und stark aus. Man konnte sich vorstellen, wie sie einen auf Partys schnappten und einem alles über die Bewegung erzählten. Erst mußte ich kichern, dann wurde mir komisch zumute, als ob ich aus einem Kreis ausgeschlossen worden war und nun weinen mußte. Das Tierchen lenkte meine Aufmerksamkeit jedoch ab, weil es sie anstarrte und bellte.
    „Du hast noch nie gebellt“, bewunderte ich es. „Das solltest du öfter tun.“
    Es sah mich fragend an.
    Einige Verdunkelungen später sah ich, daß der türkisfarbene Himmel am Horizont allmählich über einem großen schwarzen Berggipfel rot wurde. Langsam erscholl ein dumpfes Erdbebengepolter, und das Schiff erzitterte ganz leicht. Sofort kam von unten ein Geschrei und Gekreische. Im Salon, wo eine weitere Mahlzeit serviert war,

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