Beiss nicht in die Sonne
noch drei weitere eindeutige SF-Romane: Drinking Sapphire Wine (Trinkt den Saphirwein), Electric Forest und Day by Night. Neben den Romanen verfaßte sie bisher weit über zwanzig Kurzgeschichten, von denen die meisten ebenfalls im Bereich der Fantasy angesiedelt sind. Eine dieser Kurzgeschichten ist übrigens im Science Fiction Almanach 1981 (Moewig-SF 3509) erschienen. Tanith Lee, die übrigens mit dem Derleth Award ausgezeichnet wurde, gelang es innerhalb kürzester Zeit, sich ein Publikum zu erobern, dem es die Themenvielfalt, die Phantasie und Farbigkeit sowie die epische Breite insbesondere der Fantasyzyklen und -einzelromane angetan hatten. Sie lotet dabei ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen aus und spielt die einzelnen Formen innerhalb dieses Bereiches durch. So schrieb sie poetisch anmutende, atmosphärisch dichte Texte ebenso wie Heroic Fantasy-Mythen, erotische Fantasy und „schwarze“ Fantasy, d.h. Fantasy mit ausgeprägten Weird Fiction-Elementen. Der Roman Sabella, or The Blood Stone schließlich kombiniert – in Form eines auf dem Mars lebenden weiblichen Vampirs – Sujets aus Weird Fiction und Science Fiction.
Wie schon erwähnt: Ihr Science Fiction-Werk ist schmal, aber nicht unedel. Der hier präsentierte antiutopische Roman Don’t Bite the Sun (Beiß nicht in die Sonne) ist nach meiner Meinung wie auch der Einschätzung einer Reihe von Kritikern und Verfassern von Sekundärliteratur im Bereich der Science Fiction ihr gelungenstes Werk. Kein Wunder also, daß dieser Roman auch für den Nebula nominiert wurde. Der Roman erfuhr mit Drinking the Sapphire Wine (Trinkt den Saphirwein) eine Fortsetzung, die allerdings m. E. nicht mehr ganz so reizvoll wie der erste Roman ist. Im Mittelpunkt steht erneut jenes Mädchen, das in Beiß nicht in die Sonne als Erzählerin fungiert. Sie duelliert sich mit einer anderen Frau und wird zur Strafe in die Wüste verbannt. Sie beginnt Land zu bewässern und wieder fruchtbar zu machen, baut Blumen und Gemüse an und bringt andere Bewohner von Vier BEE dazu, sich ihr anzuschließen. In dieser kleinen Kolonie finden die Menschen zu sich selbst. Sie verzichten darauf, dauernd den Körper und das Geschlecht zu ändern, und zeugen wieder Kinder miteinander, ohne daß Maschinen daran beteiligt sind. (Als Hinweis für Leser, die sich für diese Fortsetzung interessieren: Die deutsche Ausgabe ist als Band 23 296 im Goldmann Verlag erschienen.)
Hans Joachim Alpers
Weitere Kostenlose Bücher