Beißen fuer Anfaenger (komplett)
ein Sofa samt Tisch, zwei Lehnsessel und ein Fernseher den Wohnbereich. Tibolt lümmelte ausgestreckt auf der Couch und nippte an einem Drink, während Ramon am Tisch saß und eine Europakarte studierte.
»Hallo, Leute.« In diesem opulenten Ambiente kam ich mir ziemlich deplatziert vor. »Tibolt, ich bring dir deinen Anhänger zurück. Außerdem wollte ich dich fragen, ob du so gut sein könntest, ihn zu benutzen, um die Wikinger wieder loszuwerden. Ich mag sie ja, aber Absinthe war heute Morgen stinksauer auf sie, und in der Stadt gab es auch ordentlich Ärger, darum denke ich, es wäre das Beste, sie nach Walhall zu befördern.«
Tibolt prostete mir mit seinem Drink zu. »Der Valknut gehört jetzt dir. Das wollte ich dir schon früher sagen, habe es aber vergessen.«
»Mir? Das denke ich nicht.« Ich zog mir die Kette über den Kopf. »Er hat mir schon genug Ärger bereitet.«
»Dennoch ist das
Vikingahärta
für mich jetzt tot. Es hat mich für dich verlassen.«
»Tot?« Ich betrachtete das Amulett in meiner Hand. Es sirrte leicht, als wäre es elektrisch aufgeladen. »Es fühlt sich nicht tot an. Es vibriert irgendwie.«
»Ja? Lass mich mal sehen.« Er streckte mir den Arm entgegen. Ich ließ den Valknut in seine Handfläche fallen. Tibolt schloss kurz die Augen, bevor er sie wieder öffnete, den Kopf schüttelte und mir den Anhänger hinhielt. »Nein, es ist, wie ich dachte – das
Vikingahärta
birgt keine Macht mehr für mich. Es hat ausgedient, darum kannst du es haben.«
»Ich will es aber nicht!«, protestierte ich, als er sich aufsetzte und es mir wieder in die Hand drückte. »Das Ding sieht echt antik und wertvoll aus. Meine Mutter flippt aus, wenn sie herausfindet, dass du es mir geschenkt hast.«
Er setzte ein schiefes kleines Lächeln auf. »Deine Mutter muss begreifen, dass wir diesbezüglich keine Wahl haben. Das
Vikingahärta
kann nicht einfach von irgendjemandem benutzt werden – der, der es trägt, muss sich wohlwollend seinen Fähigkeiten öffnen. Es hat dich auserkoren, um durch dich zu wirken, darum bist du, wie schon gesagt, die Einzige, die die Geister nach Walhall schicken kann. Ich kann gar nichts tun.«
»Aber ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich das anstellen soll«, sagte ich frustriert. Ohne Hilfe würde ich die Wikinger nie loswerden!
»Tib, es muss etwas geben, das du tun kannst«, wandte Mikaela ein, als er aufstand und sich reckte. Ich kniff die Augen zusammen, als mir erneut auffiel, dass Tibolts Anziehungskraft auf mich deutlich nachgelassen zu haben schien. Und das ziemlich genau, seit er mir diesen Anhänger anvertraut hatte … hmm. Unauffällig hängte ich die Kette über eine Stuhllehne.
»Nein, und ich bin es leid, dass ihr mir deswegen zusetzt. Ist es nicht schon schlimm genug, dass der Gebieter mich ungerechterweise bestraft«, schimpfte Tibolt und guckte mich verdrossen an. Meine Knie wurden weich wie Pudding bei seinem Anblick – selbst wenn er wütend war, sah er unfassbar hinreißend aus. Ich wollte zu ihm rennen und mich ihm an den Hals werfen … pfui Spinne! Hastig grapschte ich mir den Anhänger und seufzte vor Erleichterung, als Tibolts Reize sich wieder auf normal einpendelten.
Ganz bestimmt hatte er irgendeinen Glamour um sich gewoben, um unwiderstehlich zu sein. Ich fragte mich, ob das die Beschwörung meiner Mutter beeinflusst hatte, oder war es der Valknut, der ihre Konzentration gestört hatte?
»Du wirst für deine eigene Torheit bestraft«, sagte Mikaela, deren finstere Miene der ihres Cousins in nichts nachstand. »Du kannst niemandem als dir selbst die Schuld an dem geben, was passiert ist. Es Loki oder sonst irgendwem in die Schuhe zu schieben ist pure Verleugnung.«
»Das weiß ich, du dumme Hexe!«
Mikaela schnappte nach Luft. Ramon stand auf und blaffte: »Wage es nicht, so mit ihr zu sprechen!«
»Sag mir nicht, was ich zu tun habe!«, brüllte Tibolt und baute sich drohend vor Ramon auf. »Ich spreche mit ihr, wie es mir passt!«
»Ähm«, meldete ich mich unbehaglich zu Wort. Ich hatte das mulmige Gefühl, dass ich indirekt die Ursache des Streits war – besser gesagt, der Valknut – und es angebracht wäre, mich zu verkrümeln. Ich versuchte, an den beiden Männern vorbeizuschlüpfen, aber sie blockierten den Weg zur Tür. »Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen. Wenn ihr so freundlich wärt, mich vorbeizulassen …«
»Du kannst von Glück reden, dass ich eine Priesterin bin und keine Hexe, wie du mich
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