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Beißen fuer Anfaenger (komplett)

Beißen fuer Anfaenger (komplett)

Titel: Beißen fuer Anfaenger (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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ich gebe es zu, das rührte mich ein bisschen. Nicht seine Überheblichkeit – die ärgerte mich maßlos und hatte schon häufig zum Streit zwischen uns geführt, bevor Ben verschwunden und ich nach Schweden aufgebrochen war –, sondern sein aufrichtiges Bedürfnis, jeden Kummer von mir fernzuhalten. Ich hätte trotzdem wieder mit ihm debattiert, hätte meine Mutter nicht eine Handvoll getrockneter Lavendelzeige hervorgeholt und angefangen, mit ihnen den Kreis zu fegen.
    Das ist das Reinigungsritual
, erklärte ich Ben, als sie entlang der Kreislinie ihre Runde drehte und jedermanns Füße mit dem Lavendel berührte.
Es dient dazu, den Zirkel von schlechten Einflüssen zu säubern
.
    Warum streicht sie über unsere Füße?
    Um auch uns zu reinigen. Es ist rein symbolisch. Meine Mutter sagt, dass viele Hexen Besen dafür benutzen, aber sie findet das zu profan. Sie bevorzugt Lavendel
.
    »Wir werden nun mit der Beschwörung von Gott und Göttin beginnen«, verkündete sie, nachdem sie die Reinigung abgeschlossen hatte. »Normalerweise würde ich an dieser Stelle die vier Himmelsrichtungen anrufen, aber da unsere Brüder und Schwestern vom Asatru-Kult nicht weit von hier ein
Blót
abhalten, wollen wir ihre Energie nicht schwächen, indem wir ihre Aufmerksamkeit stören. Folglich werden wir uns darauf beschränken, Göttin und Gott einzuladen, an unserem Zirkel teilzunehmen.«
    Jetzt kommt die Beschwörung
, informierte ich Ben.
Die Göttin in den Zirkel zu bitten bezeichnet man als
»
Herabziehen des Mondes
«
. Führt man dieselbe Handlung für den
männlichen Gott aus, spricht man vom
»
Herabziehen der Sonne
«
.
    Hmm. Es gibt also nur zwei Götter?
    Richtig. Sie stehen für die
männliche
und die weibliche Seite
.
    Meine Mutter stand mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen im Zentrum des Kreises und sprach ihre Beschwörungsworte an die Göttin.
    »Erde, Wasser, Feuer und Luft,
    Elemente der Sterne, hört unser Gesuch.
    Göttin und Mutter, komm ohne Verdruss
    in unseren Zirkel gleich neben dem Bus!«
    Ich blinzelte verdattert. Das war nicht der normale Wortlaut. Offenbar merkte auch meine Mutter, dass etwas nicht stimmte, denn sie öffnete die Augen und linste zu dem Bus, der in ein Wohnmobil für Desdemona umfunktioniert worden war. Sie schüttelte den Kopf, schloss abermals die Augen und konzentrierte sich.
    »Bewahre vor Unheil unseren Kreis,
    so wie ein Deo uns schützt gegen Schweiß.«
    Jemand kicherte. Meine Mutter, die die Augen wieder geöffnet hatte, starrte mit gefurchten Brauen ins Leere.
    Ähm … das scheint mir eine recht eigenwillige Beschwörungsformel zu sein,
kommentierte Ben.
    Sie stimmt so nicht. Es sind nicht die korrekten Worte. Aus irgendeinem Grund bekommt sie es nicht richtig hin
, antwortete ich.
Verdammter Froschlaich. Ich frage mich, was hier vor sich geht.
    Ich kann es dir nicht sagen
.
    »Ich muss mich entschuldigen, Schwestern. Äh, und Bruder«, ergänzte meine Mutter mit einem schnellen Blick zu Ben. »Ich scheine heute Nacht ein wenig … außer Form zu sein. Bitte, habt Nachsicht mit mir.«
    »Aber natürlich«, versicherte Desdemona. Sie saß neben mir, was im Hinblick auf Ben sein Gutes hatte (es gefiel mir nicht, wie sie ihn immer wieder verstohlen musterte), trotzdem machte mich ihre Nähe in dieser Nacht irgendwie nervös. Ich rutschte ein Stück von ihr weg und hoffte inständig, dass niemand es bemerkte. Die Wicca legen großen Wert darauf, bei einem Zirkel Kontakt zu halten. Zu jemandem auf Abstand zu gehen, gilt als Beleidigung.
    Meine Mutter atmete tief durch und wagte einen neuen Anlauf.
    »Göttin der Berge und Wüsten und Seen
    Beim Stab und beim Schwert und meinen Ochsenfroschzehen,
    Vernimm unser Flehen!«
    Stille senkte sich über den Kreis.
    »Ach, du liebes bisschen«, tuschelte Navy einer der ortsansässigen Hexen ins Ohr. »Das ist so nicht richtig, oder doch?«
    »Erde, Wasser, Feuer und Luft«, intonierte meine Mutter grimmig und ballte die Fäuste, als sie zu ihrer Anrufung des Gottes ansetzte.
    »Elemente der Sterne, hört unser Gesuch.
    Gott und Vater, komm und gib uns deinen Segen,
    sonst kannst du dein blaues Wunder erleben.
    Behüte uns vor jeder Gefahr!
    Nisten Läuse in deinem Haar?
    Beim Stab und Kelch und Schläger und Ball,
    in dieser Hose wirkt mein Hintern zu drall.
    Vernimm unser Flehen.«
    Desdemona brach in schallendes Gelächter aus. Ich wollte ebenfalls losprusten, doch der entsetzte Gesichtsausdruck meiner Mutter erstickte

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