Beißen fuer Anfaenger (komplett)
hielt abwehrend die Hand hoch, als er die Scheine herauszufischen begann. »Es gibt kein anderes Angebot, ganz ehrlich. Ich will Tesla einfach nicht verkaufen.«
Er guckte mich mit verständnisloser Miene an, dann verschwand der Ausdruck, als er die Augen auf Ben richtete. Er sagte etwas in einer Sprache, die nicht Englisch war. Erstaunen flackerte über Bens Züge, ehe er in derselben Sprache antwortete. Wenige Sekunden später musterte Mr Laufeyiarson mich abschätzend und nickte schließlich. »Ich verstehe. Es betrübt mich, dass Sie meinem Wunsch nicht entsprechen können. Sollten Sie es sich doch noch anders überlegen, können Sie mich jederzeit kontaktieren.«
Ich spähte auf die Visitenkarte, die er mir im Gehen in die Hand drückte, und konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, was hier los war. Was hatte Ben zu ihm gesagt, und wieso nahm der Typ an, ich könnte es mir doch noch anders überlegen? Zeit für ein paar Antworten.
»Raus mit der Sprache. Was hat das alles zu bedeuten?«
»Was meinst du mit ›alles‹?« Anstatt auf meine Antwort zu warten, nahm Ben mich bei der Hand, zog mich in Richtung der Wohnwagen und blieb erst stehen, als die Schatten uns verschluckten.
»Ich meine damit, wie ihr beide euch angeguckt und in dieser typisch männlichen Geheimsprache kommuniziert habt, woraufhin Mr Laufeyiarson dann einfach gegangen ist. He! Du kannst mich nicht wieder küssen!«
»Ich kann nicht? Wieso nicht?« Ben zog mich in seine Arme, und da ich nun mal die Königin der Unentschlossenheit bin, ließ ich es mir gefallen. Ein Teil von mir – der romantische – wollte sich an ihn schmiegen und diesen wundervollen Ben-Duft einatmen, der sich halb aus dem Geruch seiner Lederjacke und halb aus den Aromen der waldigen Natur zusammensetzte. Doch der andere Teil – der vernunftbegabte – erinnerte sich daran, dass Ben sich drei Wochen lang ohne eine Erklärung oder auch nur eine Verabschiedung verdünnisiert hatte.
»Weil du deinen Begrüßungskuss bereits bekommen hast und es jetzt Zeit wird, dass du mir ein paar Dinge erklärst, wie zum Beispiel, wo du gewesen bist und warum du dich einfach aus dem Staub gemacht hast, ohne mir oder Imogen etwas davon zu sagen, wer dieser Mr Laufeyiarson ist und wieso irgendjemand eintausend Dollar für einen alten grauen Gaul blechen will.«
»Tesla ist ein Lipizzaner. Ich habe dir gesagt, dass er wertvoll ist«, antwortete Ben, ohne auf die wichtigeren Fragen einzugehen. Aber zumindest ließ er mich los, sodass ich ein bisschen auf Distanz zu ihm gehen konnte. »Offenbar hat dieser Mann seine Abstammung erkannt und entschieden, dass die Zuchtrechte trotz Teslas Alter den Preis wert sind.«
»Du hast nie gesagt, dass Tesla wertvoll ist.« Ich zog die Stirn kraus. Zuchtrechte? Der Typ wollte, dass Tesla sich mit einer Stute verlustierte? Mein alter, klappriger Tesla, der mehrere Stunden herumgehen musste, um die Steifheit aus seinen Gelenken zu vertreiben? Wertvoll? »Meinst du, man hat ihn gestohlen? Vielleicht sollte ich meiner Freundin in Ungarn schreiben und sie fragen, woher ihr Großvater ihn hatte.«
Ben zuckte die Achseln. »Ich hatte eigentlich vorgehabt, noch in Ungarn über Teslas Vergangenheit zu recherchieren, aber ich wurde … na ja … abgelenkt.«
»Wovon?«, fragte ich und riss meine Aufmerksamkeit schlagartig von dem Mysterium um Tesla los.
Ben schaute mich wortlos an. Mit einem verärgerten Knurren streifte ich beide Handschuhe von meiner Rechten und kratzte eine juckende Stelle auf meinem Handrücken, bevor ich die Finger auf die nackte Haut über dem Ausschnitt seines schwarzen T-Shirts legte. Ben gehörte zu den wenigen Personen, die ihr Bewusstsein vor mir abschotten konnten, sodass ich nicht von einer ganzen Flut von Emotionen überwältigt wurde. Darum war das Einzige, was ich wahrnahm, ein heftiger, verzehrender Hunger.
Seufzend nahm ich die Hand weg. Ich tat es widerwillig, doch ich wusste, dass, wenn ich ihn weiter berührte, wir uns am Ende doch küssen würden, und ich brauchte dringend ein paar Antworten. Eine kleine Stelle an meiner Schläfe begann zu kribbeln. Ich kratzte sie und sagte: »Du musst übrigens nicht sämtliche Gefühle abblocken. Ein paar wären ganz hilfreich.«
Trotz des dämmrigen Lichts konnte ich sehen, wie seine Zähne aufblitzten, als ein flüchtiges Grinsen über sein Gesicht glitt. »Wenn du alles über mich wüsstest, gäbe es kein Geheimnis mehr, dass dich immer wieder zu mir
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