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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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Empörung auf das rote Manteltuch, das einer der Capeadores, servierend gebückt, in einiger Entfernung vor ihm auf den Sand breitet, stürzt darauf zu, bohrt seine Hörner hinein, bohrt das Tuch in den Grund, und während, in einem Augenblick, wo er schiefen Kopfes das Stoßhorn wechseln will, der kleine Mensch, das Tuch wegziehend, hinter ihn springt und die Kraftmasse sich schwerfällig um sich selber dreht, rammen zwei Bandarilheiros ihr je zwei bunte Stäbe ins Nackenfettpolster. Da saßen sie nun; sie hatten wohl Widerhaken und hielten fest; schwankend standen sie ihm schräg vom Körper ab beim weiteren Spiel. Gerad in die Mitte des Nackens hatte ein dritter ihm einen kurzen Federspieß gepflanzt, er trug fortan diesen Schmuck, der gespreizten Taubenflügeln glich, während seines toddrohenden Kampfes gegen den Tod am vorderen Rücken.
    Ich saß zwischen Kuckuck und Dona Maria Pia. Der Professor versah mich, leise redend, mit einem und dem anderen Kommentar zu den Vorgängen. Die Namen der verschiedenen Chargen der Kampfspieler vernahm ich von ihm. Ich hörte ihn sagen, der Stier habe bis zum heutigen Tage ein Herrenleben auf freier Weide geführt, gehalten, behandelt mit größter Sorgfalt und Höflichkeit. Meine Nachbarin zur Rechten, die hehre Frau, hielt sich stumm. Von dem Zeuge- und Mordgott da unten und dem, was mit ihm geschah, wandte sie die Augen nur ab, um strafend den Kopf gegen den Gatten zu wenden, wenn er sprach. Ihr strenges, südbleiches Gesicht im Schatten der Mantilha war unbeweglich, aber ihr Busen hob und senkte sich in Beschleunigung, und ich sah, ihrer Nichtachtung gewiß, dies Gesicht, diesen in unvollkommener Beherrschtheit wogenden Busen öfter an als das bespießte, im Rücken lächerlich klein beflügelte und etwas von Blut beronnene Opfertier.
       So nenne ich es, weil man sehr stumpf hätte sein müssen, um nicht die zugleich beklemmende und heilig belustigende, aus Jux, Blut und Andacht unvergleichlich gemischte Stimmung von freigegebener Ur-Volkstümlichkeit, tief heraufgeholter Todesfestlichkeit zu spüren, die über dem Ganzen lag. Später, im Wagen, als er reden durfte, äußerte der Professor sich darüber, aber meinem sehr feinen und erregbaren Spürsinn hatte seine Gelehrsamkeit nichts wesentlich Neues zu sagen. Der Jux, mit Wut vermengt, brach aus, als nach einigen Minuten der Stier, in einer Anwandlung von Einsicht offenbar, daß dies nicht gut ausgehen könne, Kraft und Witz hier ein denn doch ungleiches Spiel spielten, sich gegen die Tür wandte, durch die er herausgelassen worden, und, mit seinen bebänderten Stangen in Fett und Muskeln, lieber zurück in den Stall trotten wollte. Es gab einen Sturm entrüsteten Hohngelächters. Zumal auf der Sonnenseite, aber auch bei uns, sprang man auf die Füße, pfiff, johlte, pfuite und schimpfte ihn aus. Auch meine Hehre sprang auf, pfiff unerwartet gellend, drehte dem Feigling eine Nase und ho-ho-hohnlachte sonor. Picadores sprengten ihm in den Weg und stießen nach ihm mit ihren stumpfen Lanzen. Neue Buntstäbe, von denen einige zur Ermunterung mit Feuerwerkskörpern versehen waren, welche mit Knall und Gezisch auf seinem Felle abbrannten, wurden ihm in den Hals, den Rücken, die Flanken gerammt. Unter diesen Reizungen verwandelte sein die Masse empörender kleiner Vernunftanfall sich rasch in die blinde Rage, die seiner Kraft beim Todesspiel zukam. Er tat wieder mit dabei und wurde ihm nicht mehr untreu. Ein Pferd wälzte sich mit seinem Reiter im Sande. Ein Capeador, der strauchelte, wurde leider auf die gewaltigen Trinkhörner genommen und in die Luft geschleudert, von wo er schwer zu Fall kam. Während das wilde Tier durch die Ausnutzung seiner Idiosynkrasie gegen das rote Tuch von dem regungslosen Körper abgelenkt wurde, hob man diesen auf und trug ihn hinaus unter einem Ehrenapplaus, von dem nicht ganz klar war, ob er dem Verunglückten oder dem Toiro galt. Er galt wahrscheinlich beiden. Maria da Cruz beteiligte sich an ihm, zwischen Händeklatschen und raschem sich Bekreuzigen wechselnd und indem sie in ihrer Sprache etwas murmelte, was eine Fürbitte für den Gestürzten sein mochte.
    Der Professor meinte, es möge bei ein paar Rippen und einer Gehirnerschütterung sein Bewenden haben. »Das ist Ribeiro«, sagte er dann. »Ein beachtlicher Junge.« Aus der Gruppe der Kampfspieler löste sich einer der Espadas, mit ›Ah’s‹ und grüßenden Zurufen empfangen, die seine Popularität bezeugten, und nahm, da

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