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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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helfen Sie mir und sagen Sie, was ich tun soll.«
    »Ich höre die Beichte alle Sonnabende von drei bis sechs«, erwiderte er.
    Aber sie faßte ihn am Arm und wiederholte:
    »Nein, nein! nein! Sofort, sofort! Es muß sein! Er ist hier in dieser Kirche! Er erwartet mich!«
    »Wer erwartet Sie denn?« fragte der Priester.
    »Ein Mann, der mich verderben will, der mich verführen wird, wenn Sie mich nicht retten ... Ich kann nicht mehr vor ihm fliehen ... ich bin zu schwach ... so schwach ... so schwach ...«
    Sie warf sich vor ihm auf die Knie und schluchzte:
    »Erbarmen Sie sich meiner, mein Vater! Retten Sie mich, im Namen Gottes, retten Sie mich!«
    Sie hielt ihn an seinem schwarzen Priesterrock fest, damit er nicht fort konnte und er blickte unruhig nach allen Seiten, ob nicht irgendein übelwollendes oder zu frommes Auge die Frau zu seinen Füßen sehen konnte. Da er schließlich einsah, daß er sie nicht los würde, sagte er:
    »Stehen Sie auf, ich habe zum Glück den Schlüssel zum Beichtstuhl bei mir.«
    Er wühlte in seiner Tasche und zog einen Ring mit einer Menge Schlüssel daran heraus. Er suchte einen davon heraus und ging mit schnellem Schritt zu einer kleinen Holzhütte, in welcher die Frommen ihre Seelen von allen Sünden entlasten. Er trat durch die Mitteltür herein und schloß hinter sich ab, während Frau Walter sich in dem schmalen Seitenteil niederwarf und leidenschaftlich und inbrünstig stammelte:
    »Segnen Sie mich, mein Vater, denn ich habe gesündigt.«
    Du Roy hatte einen Gang um den Chor gemacht und schritt nun das linke Seitenschiff hinunter. Er war gerade in der Mitte, als er dem dicken, kahlköpfigen Herrn begegnete, der immer noch im langsamen, gemessenen Schritt auf und ab wanderte. »Was mag dieser Sonderling hier zu suchen haben?« fragte sich der junge Mann. Auch der Herr hatte seinen Schritt verlangsamt und blickte George:; an, mit dem sichtlichen Wunsch, mit ihm ein Gespräch anzufangen. Als er ganz nahe war, grüßte er und fragte sehr höflich:
    »Ich bitte sehr um Verzeihung, aber könnten Sie mir vielleicht sagen, wann ist diese Kirche erbaut worden?«
    »Wahrhaftig,« antwortete Du Roy, »ich weiß das leider nicht. Ich glaube so vor etwa zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren. Übrigens bin ich zum ersten Male hier.«
    »Ich auch. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    Nun fuhr der Journalist neugierig fort:
    »Sie scheinen sie sehr sorgfältig zu besichtigten.«
    Der andere erwiderte bedächtig:
    »Nein, ich besichtige sie gar nicht, ich warte auf meine Frau, die ich hier treffen sollte, sie hat sich sehr verspätet.«
    Er schwieg und nach einer kurzen Pause fuhr er fort:
    »Es ist furchtbar heiß draußen.«
    Du Roy betrachtete ihn, und fand, daß er recht anständig aussah; plötzlich kam es ihm vor, daß er eine Ähnlichkeit mit Forestier hatte.
    »Sie sind aus der Provinz?« fragte er.
    »Ja, ich komme aus Rennes. Und Sie, mein Herr, Sie sind wohl aus Neugier in diese Kirche gekommen?«
    »Nein, ich warte auf eine Frau.«
    Der Journalist grüßte ihn und ging lächelnd weiter. Er näherte sich dem Hauptportal und sah dieselbe arme Frau immer noch beten und knien. »O Gott,« dachte er, »die hat Ausdauer im Beten.« Er war nicht mehr gerührt und empfand mit dieser Armen auch kein Mitleid mehr.
    Er ging vorbei und schritt langsam das rechte Seitenschiff hinauf, um Frau Walter abzuholen.
    Von weitem spähte er nach der Stelle, wo er sie verlassen hatte und war sehr erstaunt, als er sie nicht mehr sah. Er glaubte, er hätte sich in dem Pfeiler getäuscht und ging bis zum letzten durch und kehrte wieder zurück. Also war sie doch fort. Wütend und überrascht blieb er stehen. Dann dachte er, daß sie ihn vielleicht suche, und ging noch einmal durch die ganze Kirche herum. Er fand sie nicht und setzte sich auf denselben Stuhl, vor dem sie gekniet hatte, in der Hoffnung, sie käme dorthin wieder; er wartete.
    Bald erregte ein kaum hörbares Murmeln seine Aufmerksamkeit. In dieser Ecke der Kirche hatte er niemanden bemerkt. Woher kam dieses leise Geflüster? Er stand auf, um es herauszufinden und erblickte in der nächsten Seitenkapelle einen Beichtstuhl. Der Saum eines Kleides ragte aus ihm heraus. Er trat heran, um die Frau näher zu betrachten. Er erkannte sie. Er verspürte ein heftiges. Verlangen, sie an den Schultern zu packen und aus diesem Kasten herauszureißen. Dann aber dachte er: »Ach was, heute ist der Pfaffe an der Reihe und morgen ich.« Er setzte sich ruhig

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