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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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Papiere, als wenn ihm eine lange Reise bevorstand. Er verbrannte die Briefe, die ihn kompromittieren konnten, die anderen versteckte er und schrieb an einige Freunde.
    Von Zeit zu Zeit sah er auf die Standuhr und dachte:
    »Jetzt muß es drüben sehr heiß hergehen.«
    Eine Unruhe und Unsicherheit nagte ihm am Herzen. Wie, wenn ihm die Sache mißlingen würde? ... Was hatte er ja eigentlich zu fürchten? Er hatte sich noch immer aus der Klemme ziehen können. Es war doch ein sehr großes Spiel, das er heute spielte.
    Gegen elf Uhr verließ er sein Haus. Er wanderte eine Weile auf und ab. Dann nahm er eine Droschke und ließ den Kutscher an der Place de la Concorde vor den Arkaden des Marineministeriums halten. Hin und wieder zündete er ein Streichholz an, um nach der Uhr zu sehen. Je mehr die Mitternachtsstunde heranrückte, um so fieberhafter und unruhiger wurde seine Ungeduld. Alle Augenblicke steckte er seinen Kopf aus dem Wagenfenster und spähte hinaus.
    Eine ferne Turmuhr schlug zwölf, gleich darauf schlug eine andere in der Nähe und dann gleich zwei auf einmal. Als der letzte Schlag verhallt war, dachte er: »Nun ist es aus, es ist mißlungen, sie kommt nicht mehr!« Trotzdem war er entschlossen zu bleiben, bis es Tag wurde. In solchen Fällen muß man Geduld haben.
    Er hörte, wie es ein viertel, dann ein halb, dann dreiviertel schlug, und schließlich wiederholten sämtlich Uhren, eine nach der anderen, eins, wie sie zwölf Uhr geschlagen hatten.
    Er hatte die Hoffnung schon verloren und zerbrach sich den Kopf darüber, was wohl geschehen sein könnte. Plötzlich blickte ein Frauenkopf durch die Fenster und fragte:
    »Sind Sie da, Bel-Ami?«
    Er fuhr atemlos empor:
    »Sind Sie das, Suzanne?«
    »Ja, das bin ich.«
    Die Türklinke ging nicht sofort auf und er konnte sie nicht rasch umdrehen, inzwischen wiederholte er:
    »Ach ... Sie sind es ... da sind Sie, Gott sei Dank ... kommen Sie herein.«
    Sie stieg ein und sank in seine Arme.
    Er rief dem Kutscher zu: »Vorwärts!« Und die Droschke setzte sich in Bewegung. Vor Aufregung konnte sie kein Wort hervorbringen.
    Er fragte:
    »Nun erzählen Sie, wie ist es bei Ihnen zu Hause hergegangen?«
    Beinahe ohnmächtig murmelte sie:
    »Oh! Es war furchtbar, besonders mit Mama.«
    Er war unruhig und zitterte:
    »Erzählen Sie? Was hat Ihnen Ihre Mama erzählt, erzählen Sie mir alles.«
    »Oh, es war entsetzlich. Ich kam in ihr Zimmer und habe ihr die Sache vorgetragen, wie ich sie mir im voraus vorbereitet hatte. Da wurde sie ganz blaß und schrie:
    ‘Niemals, nie im Leben!’
    Ich habe geweint, ich wurde böse, ich habe geschworen, daß ich nur Sie heiraten würde. Ich habe gedacht, sie würde mich schlagen. Sie wurde wie wahnsinnig. Sie erklärte, daß man mich morgen schon ins Kloster schicken würde. Ich habe sie noch nie in einem solchen Zustande gesehen. Da kam Papa, der offenbar gehört hatte, wie sie alle ihre Dummheiten sagte. Er wurde nicht so wütend wie sie, aber er erklärte, Sie seien keine gute Partie für mich. Sie machten mich auch wütend, und da schrie ich noch lauter als sie. Da befahl mir Papa mit einem dramatischen Gesichtsausdruck, der ihm gar nicht stand, hinauszugehen. Das brachte mich zum Entschluß., mit Ihnen zu fliehen. Nun! Hier bin ich. Wo fahren wir hin?«
    Er hielt ihre Taille sanft umschlungen; und er hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu, sein Herz klopfte, ein zorniger, neidischer Haß stieg in ihm gegen diese Leute auf. Doch er hielt die Tochter. Nun würden sie sehen.
    »Es ist zu spät,« antwortete er, »wir können keinen Zug mehr erreichen. Wir fahren mit diesem Wagen nach Sevres und dort übernachten wir, und morgen früh reisen wir nach La Roche Guyon weiter. Es ist ein hübsches Dorf an der Seine, zwischen Montes und Bonnieres.«
    Sie murmelte:
    »Ich habe aber gar keine Sachen mit.«
    Er lächelte mit sorgloser Miene.
    »Ach was, das richten wir drüben irgendwie ein.«
    Der Wagen rollte durch die Straßen. Georges nahm die Hand des jungen Mädchens und begann sie langsam und rücksichtsvoll zu küssen. Er wußte nicht, was er ihr sagen sollte, denn er war an platonische Zärtlichkeiten nicht gewöhnt. Plötzlich schien es ihm, als wenn sie weinte.
    Erschrocken fragte er:
    »Was haben Sie, meine liebe Kleine?«
    Sie antwortete mit schluchzender Stimme:
    »Meine arme Mutter, wenn sie bemerkt hat, daß ich fort bin, wird sie jetzt sicher nicht schlafen können.«
    Und in der Tat schlief ihre Mutter nicht.
    Sobald

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