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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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mich allein und niemanden andern. Werden Sie das tun?«
    »Ja, ich werde es tun.«
    »Wenn Sie von Ihrer Mutter kommen, sagen Sie dasselbe Ihrem Vater, aber sehr ruhig und entschlossen.«
    »Ja, sehr gut; und dann?«
    »Und dann ... und dann kommen wir an den schwierigsten Punkt. Wenn Sie entschlossen, richtig entschlossen sind, meine Frau zu werden, meine liebe, liebe, kleine Suzanne ... dann ... dann entführe ich Sie.«
    Sie fuhr vor Freude auf und begann in die Hände zu klatschen. .
    »Oh, welches Glück! Sie werden mich entführen, wann werden Sie mich dann entführen?«
    Die ganze Poesie der nächtlichen Entführungen mit Postkutschen, Herbergen und all den wunderbaren Abenteuern, wie sie in den Büchern stehen, fuhr ihr plötzlich wie ein märchenhaftes Traumbild, das sich verwirklichen sollte, durch den Kopf. Sie wiederholte:
    »Wann werden Sie mich entführen?«
    Er antwortete ganz leise:
    »Heute noch ... heute abend... vielleicht in der Nacht.«
    Sie fragte zitternd:
    »Und wohin gehen wir?«
    »Das ist mein Geheimnis. Aber überlegen Sie sich genau, was Sie tun. Bedenken Sie, daß nach dieser Flucht Ihnen nichts anderes übrigbleibt, als meine Frau zu werden. Es ist das einzige Mittel, aber es ist ... sehr gefährlich ... für Sie ...«
    Sie erklärte:
    »Ich bin entschlossen ... Wo werde ich Sie treffen können?«
    »Können Sie das Palais ganz allein verlassen?«
    »Ja. Ich kann die Seitentür aufschließen.«
    »Nun gut! Wenn der Portier sich schlafen gelegt hat, erwarte ich Sie auf dem Place de la Concorde. Sie finden mich in einer Droschke, gegenüber dem Marineministerium.«
    »Ich komme«, sagte sie.
    »Bestimmt?''
    »Ganz bestimmt.«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Oh, wie ich Sie liebe, wie Sie gut und tapfer sind! Sie wollen also den Marquis de Cazolles nicht heiraten?«
    »O nein.«
    »War Ihr Vater sehr böse, als Sie nein sagten?«
    »Das will ich wohl meinen, er wollte mich in ein Kloster schicken.«
    »Sie sehen also, daß wir energisch sein müssen.«
    »Ich werde es auch sein.«
    Sie sah vor sich die weite Landschaft, den Kopf voll Gedanken über die Entführung. Sie würde noch weiter ziehen ... mit ihm! ... Sie wurde entführt! ... Sie war stolz darauf! Sie dachte nicht an ihren Ruf, an das Infame und Schändliche, was ihr vielleicht bevorstand. Wußte sie etwas davon? Ahnte sie das überhaupt?
    Frau Walter wandte sich um und rief:
    »Aber komm doch, Kleine! Was machst du da mit Bel-Ami?«
    Sie holten die anderen ein. Man sprach über Seebäder, wo man bald sein würde.
    Dann fuhren sie über Chatou zurück, um nicht denselben Weg noch einmal machen zu müssen. Georges sagte nichts. Er dachte: »Also, wenn diese Kleine etwas Mut hat, dann würde die Sache endlich klappen.«
    Seit drei Monaten spann er um sie das unwiderstehliche Netz der schmeichelnden Zärtlichkeit. Er bezauberte, er verführte und eroberte sie. Er hatte sich von ihr lieben lassen, er strengte sich an, so gut wie er es irgend konnte. Er hatte mit Leichtigkeit ihre Puppenseele gewonnen.
    Er hatte zunächst erreicht, daß sie dem Marquis de Cazolles absagte. Nun hatte er erreicht, daß sie mit ihm durchgehen würde, denn es war das einzige Mittel.
    Daß Frau Walter niemals zustimmen würde, ihm ihre Tochter zu geben, das begriff er sehr wohl. Sie liebte ihn noch, sie würde ihn immer lieben, und zwar mit einer leidenschaftlichen Wucht. Er hielt sie durch seine berechnete Kälte in den Schranken, aber er fühlte, wie sie von einer gierigen, ohnmächtigen und verzehrenden Leidenschaft gequält wurde. Sie würde nie nachgeben. Sie würde nie zulassen, daß er Suzanne heiratete. Aber sobald er die Kleine in der Ferne versteckt hielt, dann konnte er mit dem Vater unterhandeln, wie eine Macht mit der anderen.
    Er dachte über dieses alles nach. Er antwortete mit abgehackten Sätzen auf die Fragen, die man an ihn richtete und auf die er kaum hörte. Als man nach Paris zurückkam, wachte er wieder auf.
    Auch Suzanne war in Gedanken. Das Schellengeklingel der vier trabenden Pferde klang ihr im Kopf, und sie träumte von endlosen. Straßen, unter ewigem Mondschein, von finstern Wäldern, Herbergen am Rande der Landstraßen und von Stallknechten, die hastig die Pferde umspannten, denn jeder sollte erraten, daß sie verfolgt würden.
    Als der Landauer in den Hof des Palais einfuhr, wollte man Georges zum Diner dabehalten. Er lehnte jedoch dankend ab und ging nach Hause. Nachdem er etwas gegessen hatte, ordnete er seine

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