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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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Suzanne das Zimmer verlassen hatte, stand Frau Walter ihrem Manne gegenüber und fragte ängstlich und niedergeschmettert:
    »O Gott! Was soll das nur bedeuten?«
    »Das bedeutet,« rief Walter wütend, »daß dieser Intrigant ihr den Kopf verdreht hat. Er war es doch, der sie bewegen hat, dem Cazolles abzusagen. Natürlich findet er die Mitgift hübsch!«
    Er begann wütend im Zimmer hin und her zu laufen und fuhr fort:
    »Du auch, du hast ihn immerfort ins Haus gelockt, du hast ihm geschmeichelt, du hast ihm den Hof gemacht, du fandest nie genug schöne Worte für ihn. Bel-Ami hier, Bel-Ami dort, — so ging es vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Nun hast du den Lohn dafür.«
    »Ich?« stammelte sie totenblaß, »ich lockte ihn ins Haus?«
    Er schleuderte ihr ins Gesicht:
    »Jawohl, du! Ihr alle seid toll auf ihn, die Marelle, Suzanne und viele andere. Glaubst du, daß ich nicht merkte, wie du keine zwei Tage aushalten konntest, ohne daß er hierherkam?«
    Sie richtete sich mit tragischer Miene empor:
    »Ich erlaube Ihnen nicht, mit mir so zu reden. Sie vergessen, daß ich nicht wie Sie in einem Laden erzogen bin.«
    Er stand zuerst starr und verblüfft da, dann stieß er ein wütendes »O Gott!« aus, ging hinaus und warf die Tür hinter sich zu.
    Sobald sie allein war, ging sie unwillkürlich zum Spiegel, um zu sehen, ob nicht etwas an ihr verändert wäre, so unglaublich, so ungeheuerlich erschien ihr das Geschehene. Suzanne war in den Bel-Ami verliebt und Bel-Ami wollte Suzanne heiraten! Nein! Sicher irrte sie sich, es konnte nicht wahr sein. Das junge Mädchen hatte sich in den schönen jungen Mann vergafft, es war ganz natürlich; sie hoffte, ihn zum Gatten zu bekommen; sie hatte es sich in den Kopf gesetzt! Aber er? Er konnte doch unmöglich die Hand im Spiel haben! Sie grübelte, verwirrt, wie man überhaupt vor einem bevorstehenden Unglück verwirrt ist. Nein, Bel-Ami konnte nichts von Suzannes Streich wissen.
    Sie sann lange über die mögliche Gemeinheit oder Unschuld dieses Mannes nach. Oh! welch ein treuloser Schurke war er, wenn er diesen Streich vorbereitet hat! Was würde dann geschehen? Wie viele Gefahren und wie viele Qualen glaubte sie dann vorauszusehen.
    Wenn er nichts wußte, dann konnte alles noch gerettet werden. Man würde mit Suzanne für sechs Monate verreisen und damit wäre alles zu Ende. Wie konnte aber sie ihn dann wiedersehen? Sie liebte ihn noch immer. Diese Leidenschaft hatte sich in sie hineingebohrt wie Pfeilspitzen, die sich nicht wieder herausreißen lassen. Leben ohne ihn war unmöglich. Dann lieber sterben.
    Ihre Gedanken schweiften in dieser Angst und Ungewißheit herum. Ein heftiger Schmerz drückte auf ihren Kopf. Ihre Gedanken wurden sorgenvoll, trübe und quälten sie furchtbar. Verzweifelt suchte sie die Sache zu ergrübeln, und die Unwissenheit: machte sie nervös. Sie sah nach der Uhr, es war eins vorbei. Sie sagte sich: »So kann es nicht bleiben, sonst werde ich wahnsinnig. Ich muß mir Gewißheit verschaffen. Ich werde Suzanne wecken und sie ausfragen.«
    Dann ging; sie ohne Schuhe, um keinen Lärm zu machen, mit der Kerze in der Hand nach dem Zimmer ihrer Tochter. Sie öffnete leise die Tür, trat herein und sah nach dem Bett. Es war nicht angerührt. Zunächst begriff sie nichts und dachte, das Mädchen spräche vielleicht noch mit seinem Vater. Dann aber stieg plötzlich in ihr ein furchtbarer Verdacht auf und sie eilte zu ihrem Gatten. Blaß und keuchend stürzte sie in sein Zimmer. Er lag im Bett und las.
    Er war bestürzt.
    »Was ist denn? Was ist los?«
    Sie stammelte:
    »Hast du Suzanne gesehen?«
    »Ich? Nein. Wieso?«
    »Sie ist ... sie ist ... sie ist durchgegangen. Sie ist nicht in ... in ihrem Zimmer.«
    Mit einem Satz sprang er auf den Teppich, schlüpfte in seine Pantoffeln und stürzte ohne Unterhosen, im bloßen Hemd, das um ihn herumflatterte, in das Zimmer seiner Tochter. Sobald er es selbst gesehen hatte, hegte er keinen Zweifel mehr. Sie war entflohen.
    Er sank in einen Sessel und stellte die Lampe vor sich auf den Boden hin.
    Seine Frau kam nach. Sie stammelte;
    »Nun? ... Was jetzt? ...«
    Er hatte keine Kraft mehr zu antworten. Er war nicht mehr wütend, er seufzte nur:
    »Es ist erledigt. Er hat sie. Wir sind verloren.«
    Sie begriff ihn nicht.
    »Wieso verloren?«
    »Nun ja. Jetzt muß er sie heiraten.«
    Sie stieß einen Schrei aus wie ein wildes Tier.
    »Er! Nein, niemals! Bist du wahnsinnig?«
    Er antwortete traurig:
    »Es nützt

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