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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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auf der Zeitung?« fragte Forestier.
    »Nichts. Man hat als Ersatz für dich den kleinen Lacrin genommen, der vom ‘Voltaire’ kommt. Aber er kann nicht viel. Es ist höchste Zeit, daß. du wiederkommst.«
    Der Kranke stammelte:
    »Ich? Ich werde bald sechs Fuß unter der Erde Artikel schreiben.«
    Immerzu kam ihm diese fixe Idee wie ein Glockenschlag wieder, sie tauchte in jedem Gedanken, in jedem Satze von neuem auf.
    Es folgte nun ein langes, tiefes und schmerzliches Schweigen. Die feuerrote Glut des Sonnenunterganges erlosch nach und nach, und die Berge am Horizont wurden allmählich schwarz unter dem rötlichen Himmel, der immer dunkler wurde. Farbige Schatten, der Beginn der Nacht, über die noch die letzten Lichter des Sonnenscheines zuckten, drangen in das Zimmer und schienen die Wände, Bezüge, Möbel und alle Winkel mit einer aus Tinte und Purpur gemischten Farbe zu überziehen. Der Spiegel über dem Kamin, der den Horizont zurückstrahlte, glich einer blutigen Scheibe.
    Frau Forestier rührte sich nicht. Sie stand noch immer mit dem Rücken zum Zimmer, das Gesicht gegen die Fensterscheibe gelehnt.
    Forestier begann zu reden, mit abgerissener, keuchender, langsamer Stimme, die sich entsetzlich anhörte.
    »Wieviel Sonnenuntergänge werde ich wohl noch erleben? ... achtzehn ... fünfzehn oder zwanzig ... vielleicht auch dreißig, aber nicht mehr. Ihr habt Zeit, ihr andern ... mit mir ist es vorbei ... Und alles wird weitergehen ... auch nach mir, als sei ich gar nicht fortgegangen.«
    Ein paar Minuten blieb er still, dann sprach er weiter:
    »Alles, was ich sehe, mahnt mich daran, daß ich es in wenigen Tagen nicht mehr sehen werde ... Es ist entsetzlich ... Ich werde nichts mehr sehen ... nichts von dem, was da ist ... nicht die kleinsten Dinge, die man in die Hand nehmen kann ... die Gläser, die Teller ... die Betten, in denen man so angenehm ruht ... die Wagen. Es ist doch so schön, im Wagen abends spazieren zu fahren! ... Wie liebte ich das alles.«
    Er machte mit den Fingern beider Hände leichte, nervöse Bewegungen, als ob er auf den Armlehnen seines Sessels Klavier spielte. Und jedes Schweigen, das seinen Worten folgte, war noch furchtbarer; man spürte deutlich, daß er währenddessen an die entsetzlichsten Dinge dachte.
    Duroy mußte plötzlich daran denken, was ihm Norbert de Varenne vor wenigen Wochen gesagt hatte:
    »Ich sehe jetzt oft den Tod so nahe vor mir, daß ich die Arme ausstrecken will, um ihn zurückzustoßen. Ich entdecke ihn überall. Die kleinen Tierchen, die auf den Wegen zertreten werden, die fallenden Blätter, das weiße Haar im Bart eines Freundes, alles zerreißt mir das Herz und ruft mir zu: »Da ist er!«
    Damals hatte er ihn nicht verstanden, jetzt, wo er Forestier sah, verstand er alles. Und eine ihm noch unbekannte, qualvolle Angst erfaßte ihn, als sähe er dort vor sich auf dem Lehnstuhl, wo der keuchende Mann saß, die abscheuliche Gestalt des Todes. Er hatte Lust, aufzustehen, fortzulaufen, um sich zu retten und schleunigst nach Paris zurückzukehren. Oh, wenn er das geahnt hätte, er wäre nicht gekommen!
    Die Nacht erfüllte nun das ganze Zimmer, wie eine vorzeitige Trauer für den Todgeweihten. Nur das Fenster blieb noch sichtbar und zeichnete in seinem etwas helleren Viereck den unbeweglichen Schattenumriß der jungen Frau.
    Forestier fragte gereizt:
    »Nun, wird heute keine Lampe gebracht? Das nennt man einen Kranken pflegen.«
    Der Schatten des Körpers verschwand vom Fenster und der laute Ton einer elektrischen Klingel klang durch das Haus.
    Alsbald erschien der Diener und stellte eine Lampe auf den Kamin.
    Frau Forestier fragte ihren Mann:
    »Willst du zu Bett gehen oder kommst du zum Essen hinunter?«
    »Ich gehe hinunter«, murmelte er.
    Sie mußten fast eine ganze Stunde bis zum Beginn des Essens warten und blieben alle drei unbeweglich sitzen. Sie sprachen nur hin und wieder irgendein gleichgültiges, banales Wort, als brächte es eine schauderhafte Gefahr, wenn das Schweigen zu lange dauerte, damit nicht die stumme Luft, in der der Tod schon lauerte, erstarrte. Schließlich meldete der Diener, daß es angerichtet sei. Das Essen kam Duroy entsetzlich lang vor. Sie sprachen kein Wort, aßen lautlos und zerkrümelten während der Pausen das Brot. Auch der Diener kam und ging, ohne daß man seine Schritte hörte, da Charles das Knarren der Stiefelsohlen nicht vertragen konnte und der Mann deshalb Filzpantoffel trug. Nur das Ticktack der hölzernen

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