Bel Ami (German Edition)
See hinaus. Neben diesen häßlichen, eisernen Kriegsungetümen sah er hübsch und graziös aus.
Forestier bemühte sich, jedes einzelne Kriegsschiff zu erkennen. Er nannte die Namen:
»Das ist der Colbert, der Suffren, der Admiral Duperré, der Redoutable, die Dévastation, nein, ich irre mich, da drüben ist die Dévastation.«
Sie gelangten zu einer großen Ausstellungshalle, auf der die Inschrift stand: »Kunstfayencen vom Golf Juan«. Der Wagen fuhr um einen Rasenplatz herum und hielt dann vor der Tür.
Forestier wollte zwei Vasen kaufen, um sie in seiner Bibliothek aufzustellen. Da er nicht aus dem Wagen heraussteigen konnte, wurden ihm die Muster eines nach dem andern gebracht. Er wählte lange und fragte bald seine Frau, bald Duroy um Rat.
»Weißt du, ich stelle sie auf das Möbelstück am Ende meines Arbeitszimmers. Ich werde sie dann immer vor Augen haben. Ich liebe die antike, griechische Form.«
Er prüfte die Muster, ließ sich andere bringen, dann wieder die, die er schon gesehen hatte. Schließlich entschloß er sich, bezahlte und verlangte, daß sie ihm sofort hingeschickt würden.
»Ich kehre in wenigen Tagen nach Paris zurück«, sagte er.
Sie fuhren längs der Meeresküste nach Hause. Plötzlich traf sie ein kalter Luftzug, der aus irgendeinem Seitental kam, und der Kranke begann zu husten. Anfangs war es nur ein kleiner Anfall, aber er wurde stärker, das Husten wurde heftiger und hörte gar nicht mehr auf. Es wurde ein ununterbrochenes Ächzen und ging zuletzt in ein Röcheln über.
Forestier war am Ersticken, und jedesmal, wenn er aufatmen wollte, zerriß ihm der Husten, der aus seiner Brust herauskam, die Kehle. Nichts konnte ihm die Qual erleichtern, nichts konnte ihn beruhigen, und der Kranke mußte aus dem Wagen in sein Zimmer hinaufgetragen werden. Duroy hielt seine Beine und fühlte bei jedem krampf der Lungen das Zucken seiner Füße.
Auch das warme Bett brachte keine Linderung und der Anfall dauerte bis Mitternacht an. Endlich gelang es durch Betäubungsmittel den tödlichen Hustenkrampf einigermaßen zu beruhigen. Und der Kranke blieb bis zum Morgen mit offenen Augen im Bett sitzen. Seine ersten Worte waren, man möchte den Barbier holen, denn er hielt peinlich darauf, jeden Morgen rasiert zu werden. Er stand zu diesem Zwecke auf, mußte aber sofort wieder ins Bett gelegt werden, und er begann so kurz und rauh und mühsam zu atmen, daß Frau Forestier in ihrer Angst Duroy, der sich zu Bett gelegt hatte, sofort wecken ließ und ihn bat, einen Arzt zu holen.
Er erschien kurze Zeit darauf mit dem Doktor Gavaut, der eine Arzenei verschrieb und ein paar Ratschläge erteilte. Als ihn Duroy hinausbegleitete und ihn nach seiner Meinung fragte, sagte er:
»Das ist der Todeskampf, Morgen früh ist er tot. Bereiten Sie die arme, junge Frau vor und lassen Sie einen Priester holen. Für mich ist hier nichts mehr zu tun, aber selbstverständlich stehe ich ganz zu Ihrer Verfügung.«
Duroy ließ Frau Forestier rufen.
»Er wird sterben. Der Doktor rät, nach einem Priester zu schicken. Was wollen Sie tun?«
Sie konnte sich lange nicht entschließen. Dann sagte sie mit langsamer Stimme, nachdem sie sich alles überlegt hatte:
»Ja, es ist besser in mancher Hinsicht. ... Ich werde ihn darauf vorbereiten und ihm sagen, daß der Pfarrer ihn sehen möchte ... ich weiß noch nicht, irgend was. Also bitte seien Sie so freundlich und holen Sie mir einen Pfarrer. Aber suchen Sie ihn aus. Nehmen Sie einen, der nicht zuviel Mätzchen macht und sich mit der einfachen Beichte begnügt.«
Der junge Mann brachte einen liebenswürdigen, alten Geistlichen mit, der sich den Umständen anzupassen wußte. Er wurde sofort zu dem Sterbenden geführt. Frau Forestier ging hinaus und setzte sich mit Duroy in das Zimmer nebenan.
»Das hat ihn furchtbar ergriffen«, sagte sie. »Als ich vom Priester sprach, nahm sein Gesicht einen entsetzlichen Ausdruck an ... als ob ... als fühlte er den Hauch des ... Sie verstehen mich ... Er begriff, daß es zu Ende ging und daß seine Stunden gezählt seien ...«
Sie war ganz blaß.
»Ich werde den Ausdruck seines Gesichts nie vergessen«, fuhr sie fort. »Sicherlich hat er den Tod in diesem Augenblicke gesehen. Er hat ihn gesehen ...«
Sie hörte die Stimme des Priesters; er sprach etwas laut, denn er war schwerhörig.
»Nein, nein, es steht gar nicht so schlimm mit Ihnen. Sie sind krank, Sie sind leidend, aber es droht Ihnen keine Gefahr. Und der Beweis ist, daß
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