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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy de Maupassant
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Benehmen ihm gegenüber etwas aufmerksamer zu beobachten, ohne übrigens sich dabei zu fragen, ob er daraus einen Vorteil ziehen könnte.
    Den ganzen Abend lang verfolgte ihn die Erinnerung an seine Liebschaft mit Clotilde; Erinnerungen, die zärtlich und zugleich sinnlich waren. Er dachte an ihre tollen Streiche, an ihre lustigen Einfalle und an ihre gemeinschaftlichen Streifzüge. Er sagte sich immer wieder: »Sie ist wirklich bezaubernd, ich gehe morgen bestimmt zu ihr hin.« Am nächsten Morgen nach dem Frühstück begab er sich tatsächlich nach der Rue de Verneuil. Dasselbe Stubenmädchen öffnete ihm die Tür und fragte ihn gemütlich nach der Art kleinbürgerlicher Dienstboten:
    »Geht es Ihnen gut, mein Herr?«
    »Jawohl, mein Kind«, erwiderte er und trat in den Salon, wo eine ungeübte Hand Tonleitern am Klavier spielte. Es war Laurine. Er dachte, sie würde ihm an den Hals fliegen, aber sie stand ernst auf, grüßte ihn feierlich, wie eine Erwachsene und zog sich in würdiger, reservierter Haltung zurück. Sie benahm sich vollständig wie eine tiefgekränkte Frau, so daß er ganz erstaunt und verdutzt dastand. Nun kam die Mutter. Er ergriff ihre Hände und küßte sie.
    »Wie oft habe ich an Sie gedacht«, sagte er.
    »Und ich.«
    Sie setzten sich und sahen sich lächelnd an, indem sie sich tief in die Augen sahen; sie hatten beide Lust, sich auf die Lippen zu küssen.
    »Meine liebe kleine Clo, ich liebe Sie!«
    »Und ich dich auch.«
    »Dann, dann bist du mir nicht mehr böse?«
    »Ja und nein. Es hat mir sehr weh getan. Darin aber begriff ich deine Gründe und sagte mir: ‘Früher oder später kommt er doch zu mir zurück.’«
    »Ich wagte nicht wiederzukommen, denn ich wußte nicht, wie du mich empfangen würdest. Ich wagte es nicht, aber ich hatte ein glühendes Verlangen nach dir. Übrigens sag' mir mal, was ist denn mit Laurine los. Sie hat mich kaum begrüßt und ist dann wütend fortgegangen.«
    »Ich weiß es nicht, aber seit deiner Heirat darf man nicht mehr über dich reden. Ich glaube, sie ist wirklich eifersüchtig.«
    »Nicht möglich.«
    »Doch, doch Liebster. Sie nennt dich nicht mehr Bel-Ami, sondern sie nennt dich Monsieur Forestier.«
    Du Roy wurde rot und beugte sich zu der jungen Frau.
    »Gib mir deinen Mund«, bat er.
    Sie hielt ihm ihre Lippen hin.
    »Wo können wir uns wiedersehen?« fragte er.
    »In ... in der Rue Constantinople.«
    »Wie! die Wohnung ist nicht vermietet?«
    »Nein, ich habe sie behalten.«
    »Du hast sie behalten?«
    »Ja, ich dachte, du würdest wiederkommen.«
    Seine Brust hob sich vor stolzer Freude. Diese Frau liebte ihn also wirklich mit einer echten beständigen und innigen Liebe. Er flüsterte:
    »Ich liebe dich über alles.« Dann fragte er:
    »Geht es deinem Manne gut?«
    »Ja, sehr gut, er war einen Monat hier. Vorgestern ist er abgereist.«
    Du Roy konnte sich nicht enthalten zu lachen.
    »Wie gut sich das trifft.«
    »O ja,« antwortete sie, »das trifft sich sehr gut, aber selbst wenn er hier ist, geniert er uns auch nicht, du weißt ja?«
    »Du hast recht. Er ist übrigens ein reizender Mensch.«
    »Und du,« fragte sie, »wie gefällt dir das neue Leben?«
    »Weder besonders gut, noch besonders schlecht. Meine Frau ist eine Lebensgefährtin, eine Bundesgenossin.«
    »Weiter nichts?«
    »Weiter nichts ... was das Herz angeht ...«
    »Ich verstehe es wohl. Sie ist doch sehr nett?«
    »Ja, entschieden, aber sie reizt mich nicht.« — Er näherte sich Clotilde und murmelte:
    »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Morgen ... wenn du willst.«
    »Ja. Morgen um zwei Uhr.«
    »Um zwei Uhr.« — Er erhob sich, um zu gehen; dann stammelte er etwas verlegen:
    »Weißt du, ich möchte die Wohnung in der Rue de Constantinople von jetzt an auf meine eigene Rechnung nehmen. Ich will es. Das geht nicht, daß du sie weiter bezahlst.«
    In einer Anwandlung von Bewunderung küßte sie ihm nun die Hand und flüsterte:
    »Tue so, wie du willst. Mir genügt, daß ich sie für unser Wiedersehen bewahrt habe.«
    Und Du Roy verließ sie, das Herz voller Befriedigung.
    Er ging an einem Schaufenster eines Photographen vorüber, und das Bild einer stattlichen Dame mit großen Augen erinnerte ihn an Frau Walter. »Eigentlich ist sie noch gar nicht so übel,« sagte er sich, »wie kommt es, daß mir noch nie etwas aufgefallen ist? Ich bin neugierig, wie sie mich Donnerstag empfangen wird.«
    Er rieb sich die Hände und ging freudestrahlend weiter. Er empfand Freude des

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