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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Feuer erfüllt war.
    Sie blickte auf und vergaß, was sie sagen wollte. Sebastians eigenartiger Gesichtsausdruck brachte sie dazu, sich zu fragen, wie lange sie wohl ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatte - und ließ die Frage in ihr aufkommen, ob das Geburtstagsgeschenk, das sie von ihm bekommen hatte, wirklich nur seiner Fantasie entsprungen war.
    »Du hattest letzte Woche Geburtstag«, sagte Sebastian und kam ihren Gedanken für ihren Geschmack ein wenig zu nahe. »Jetzt bist du also älter als ich.«
    Das Motiv hatte er vielleicht getroffen, den Inhalt aber nicht. »Ich bin immer älter als du«, erwiderte sie und versuchte, nicht zu mürrisch zu klingen. Schließlich war es nicht so, als sei sie alt.
    »Ja, aber jetzt kann ich monatelang sagen, ich bin dreißig, und du musst sagen, du bist einunddreißig, und dann ist jedem klar, wer von uns beiden älter ist.«
    Ihr eigenes Schmollen war ihr peinlich, und so entfernte sie sich einen Schritt von ihm. »Ich hole mir meinen eigenen verdammten Kaffee.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und schritt energisch in Richtung Cottage. Im Moment war das Erwachsensein ein ausgefranstes Tuch, und je mehr sie versuchte, sich daran festzuhalten, desto schneller löste es sich auf. Eine Minute länger, und sie würde auf kindische Beschimpfungen und Schienbeintritte zurückgreifen. Na ja, keine Beschimpfungen. Beschimpfungen hatte sie sich noch nie hingegeben. Das hätte Sebastian zu sehr verletzt. Doch als sie acht Jahre alt gewesen waren, hatte sie nicht selten gegen Schienbeine getreten.
    Als sie den Weg erreichte, legte sich seine Hand auf ihre Schulter und brachte sie zum Stehen. Sie überlegte, sich selbst ein Geschenk zu machen und ihm einen sanften Tritt gegen das Schienbein zu verpassen, doch sein Gesichtsausdruck warnte sie, dass er einem Vergeltungsschlag noch nicht entwachsen war. Also griff sie nach den ausgefransten Enden des Erwachsenseins und schlang sie um sich - und erkannte, dass ihr Ärger über ihn die Wehmut gelindert hatte, die ihr Herz mit jener schmerzvollen Sehnsucht erfüllte. Was, da war sie sich sicher, auch seine Absicht gewesen war. Selbst wenn er sich nicht gerade in die Träume eines anderen einschlich, konnte Sebastian Gefühle manchmal so deutlich lesen wie ein offenes Buch.
    »Also«, sagte Sebastian und deutete mit dem Kopf in Richtung der Lichtung zwischen den Bäumen. »Ich weiß, warum ich zu dieser Tageszeit wach bin. Warum bist du es?«
    Jetzt, da die Frage gestellt war, wollte sie wirklich nicht über den Grund sprechen, der sie dazu gebracht hatte, ihn so früh am Morgen aufzusuchen. »Lee schnarcht.«
    »Uh-huh.«
    »Tut er wirklich.«
    »Erzähl das jemandem, der nicht schon ab und an mit Lee in einem Zimmer geschlafen hat. Wenn in Jebs altem Häuschen keine ungewöhnliche Akustik herrscht, schnarcht Lee nicht laut genug, um jemanden vom Schlafen abzuhalten - schon gar nicht jemanden in einem anderen Raum.« Sebastian bedachte sie mit einem scharfsinnigen Blick. »Es sei denn, du hättest sowieso schlecht geschlafen, und jetzt schiebst du ihm die Schuld dafür in die Schuhe.«
    Erwischt. Welche Ausrede könnte sie erzählen, die Sebastian glauben - oder wenigstens akzeptieren - würde, ohne sie weiter zu bedrängen?
    Es gab keine. Ihr Bruder Lee, auf dem das Gewicht seiner eigenen Bemühungen lastete, Ephemeras in Stücke geschlagene Landschaften vor dem Weltenfresser zu beschützen, würde sie nicht drängen. Sebastian schon.
    Sie sah ihren Cousin an. Statt tiefschwarz war sein Haar dunkelbraun, aber wie Lee und sie selbst hatte er grüne Augen, und in Statur und Gesicht glich er Lee so sehr, dass man sie oft für Brüder hielt. Doch wo Lees natürliche Freundlichkeit seiner Schönheit Milde verlieh, verkörperte Sebastian nichts als gefährliche Sinnlichkeit. Jetzt, da die Zaubererhälfte seines Erbes zutage getreten war, war er nicht nur ein Inkubus, sondern auch der Rechtsbringer des Sündenpfuhls.
    Trotz seiner Gabe und seiner neuen Rolle als Beschützer des Pfuhls trug Sebastian nicht die Verantwortung für so viele Leben wie sie als Landschafferin. Oder Lee als Brückenbauer, der die Verbindung zwischen den Teilen Ephemeras aufrechterhielt. Vielleicht weil Sebastian nicht direkt mit jener Gabe verbunden war, die ihr in  letzter Zeit zu viele schlaflose Nächte bereitet hatte, gab sie nach und erzählte von ihren Ängsten.
    »Es ist über einen Monat her, seit ich vor die Stadt der Zauberer getreten bin, das Urteil des

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