Belladonna
Jeffrey, und in seiner Stimme schwang Überraschung mit. «Danke, dass Sie es mir sagen.»
«Glauben Sie, es wird die Untersuchung beeinträchtigen?», fragte Lena und überlegte, ob all das hier vielleicht umsonst war.
«Ich weiß nicht», antwortete er. Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte. «Hat sie von jemandem Drohbriefe bekommen? Hat jemand herabsetzende Bemerkungen gemacht?»
Das fragte sich Lena ebenfalls. Nan hatte gesagt, es sei in den letzten paar Wochen nichts Neues passiert, aber sie wusste sehr wohl, dass Lena nicht gerade darauf erpicht war, etwas zu diskutieren, wodurch die Tatsache zur Sprache gebracht werden könnte, dass Nan ihre Schwester fickte. «Sie sollten mit Nan sprechen.» «Nan Thomas?»
«Ja», sagte Lena. «Die beiden haben zusammengelebt. Eine Wohnung an der Cooper. Vielleicht könnten wir nach der Lagebesprechung hinfahren?»
«Lieber noch später», sagte er. «Gegen vier?»
Lena nickte zustimmend. Aber eine Frage konnte sie sich nicht verkneifen. «Werden Sie es den Jungs erzählen?»
Er wirkte überrascht von ihrer Frage. Nachdem er sie lange angesehen hatte, sagte er: «Das halte ich zurzeit nicht für notwendig. Wir reden heute Nachmittag mit Nan, und dann sehen wir weiter.»
Lena empfand unangemessen große Erleichterung.
Jeffrey blickte auf seine Armbanduhr. «Wir sollten jetzt zur Besprechung gehen.»
NEUN
Jeffrey stand an der Stirnseite des Konferenzraums und wartete darauf, dass Lena von der Toilette kam. Nach ihrer Unterhaltung hatte sie noch um ein paar Minuten Zeit gebeten. Er hoffte, dass sie die auch nutzte, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Trotz ihres aufbrausenden Temperaments war Lena Adams eine kluge Frau und eine gute Polizistin. Ihm war höchst unwohl bei dem Gedanken, dass sie die Situation allein durchstehen musste. Aber Jeffrey wusste auch, dass sie es niemals würde anders haben wollen.
Sara saß in der ersten Reihe, die Beine übereinander geschlagen. Sie trug ein olivgrünes Leinenkleid, das fast bis an die Knöchel fiel. Links und rechts war es bis kurz unters Knie geschlitzt. Ihr rotes Haar hatte sie im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden, so wie sie es auch Sonntag zur Kirche getragen hatte. Jeffrey erinnerte sich an ihren Gesichtsausdruck, als sie bemerkt hatte, dass er auf der Bank hinter ihr saß. Er fragte sich, ob er es wohl jemals wieder erleben würde, dass Sara sich freute, wenn sie ihn sah. Er hatte während des gesamten Gottesdienstes auf seine Hände gestarrt und nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, sich davonzuschleichen, ohne zu viel Aufsehen zu erregen.
Eine wie Sara Linton hatte Jeffreys Vater gern Natürlich hatte ihre Unabhängigkeit auch eine Schattenseite. Noch nach sechs Jahren Ehe war er sich nicht sicher, ob er überhaupt das Geringste von ihr wusste. Sara gelang es so gut, eine Fassade der Stärke zu zeigen, dass er sich nach einer Weile fragte, ob sie ihn überhaupt brauchte. Neben ihrer Familie, der Klinik und dem Leichenschauhaus schien für Jeffrey nicht mehr viel Zeit zu bleiben.
Obgleich er ahnte, dass es bestimmt nicht der beste Weg, etwas zu ändern, war, wenn er Sara betrog, wusste er doch zu dem Zeitpunkt, dass in ihrer Ehe etwas passieren musste. Er wollte sie verletzen. Er wollte sehen, dass sie um ihn und um ihre Beziehung kämpfte. Dass Ersteres auch eintrat, Letzteres aber nicht, wollte ihm immer noch nicht in den Kopf. Manchmal war Jeffrey sogar fast zornig auf Sara, dass etwas so Bedeutungsloses, etwas so Dummes wie ein alberner Fehltritt ihre Ehe zerbrochen hatte.
Jeffrey lehnte sich gegen das Pult, die Hände vor sich verschränkt. Er verdrängte die Gedanken an Sara und konzentrierte sich auf die aktuelle
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