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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aber darüber unterhalten, was wir mit der Asche deiner Schwester machen.»
    Lena hob die Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. «Das kann ich im Moment nicht.»
    «Ich hab schon mit Nan gesprochen -»
    Sie unterbrach ihn: «Es kümmert mich nicht im Geringsten, was Nan dazu zu sagen hat.»
    «Sie war ihre Liebhaberin, Lee. Sie haben zusammengelebt.»
    «Das hatten wir auch», blaffte Lena. «Sie war meine Schwester, Hank. Um Himmels willen, ich werde doch nicht zulassen, dass Nan sie bekommt.»
    «Nan scheint eine sehr nette Frau zu sein.»
    «Bestimmt ist sie das.»
    Hank spielte mit der Flasche. «Wir können sie doch nicht aus allem ausklammern, weil es dir nicht behagt, Lee.» Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: «Sie haben einander geliebt. Ich weiß gar nicht, wieso du ein Problem damit hast, das zu akzeptieren.»
    «Es zu akzeptieren?» Lena lachte. «Wie hätte ich es nicht akzeptieren können? Sie haben zusammengelebt. Sie haben zusammen Urlaub gemacht.» Ihr fiel Gordons Bemerkung ein. «Anscheinend wusste das ganze verdammte College Bescheid», sagte sie. «Da blieb mir doch wohl kaum etwas anderes übrig.»
    Hank lehnte sich seufzend zurück. «Ich weiß nicht, Baby. Warst du auf sie eifersüchtig?» Lena reckte ihm das Kinn entgegen. «Auf wen?» «Nan.»
    Sie lachte. «Was Dämlicheres hab ich von dir noch nie gehört.» Und sie fügte hinzu: «Und wir beide wissen, dass du mir schon viel dämliche Scheiße erzählt hast.»
    Hank reagierte mit einem Achselzucken. «Du hast Sibby lange ganz allein für dich gehabt. Ich kann verstehen, dass es ihr sehr schwer gefallen sein muss, noch für dich da zu sein, nachdem sie jemanden kennen gelernt und sich mit der Frau eingelassen hatte.»
    Lena merkte, dass sie schockiert den Mund öffnete. Der Streit, auf den sie noch vor Sekunden gehofft hatte, brach jetzt los. «Du meinst, ich bin eifersüchtig auf Nan Thomas, weil sie meine Schwester gefickt hat?»
    Er zuckte unter ihrer verbalen Attacke zusammen. «Du meinst, mehr verband die beiden nicht?»
    «Ich weiß nicht, was sie verband, Hank», sagte Lena. «Über die Seite ihres Lebens haben wir nie gesprochen, okay?» «Das weiß ich.»
    «Warum hast du es dann angesprochen?»
    Er antwortete nicht sofort. «Nicht nur du hast sie verloren.»
    «Wann hab ich das denn gesagt?», blaffte Lena und stand auf.
    «Es kam mir nur so vor», sagte Hank. «Hör mal, Lee, vielleicht solltest du mit jemandem über all dies sprechen.»
    «Ich spreche doch gerade mit dir.»
    «Nicht mit mir.» Hank machte ein nachdenkliches Gesicht. «Was ist mit dem Mann, mit dem du dich getroffen hast? Gibt's den noch?»
    Sie lachte. «Greg und ich haben uns schon vor einem Jahr getrennt, und auch wenn es nicht so gewesen wäre, an seiner Schulter hätte ich mich kaum ausgeweint.»
    «Hab ich ja auch nicht gesagt.»
    «Gut.»
    «Da kenne ich dich nämlich besser.»
    «Einen Scheißdreck weißt du von mir», fuhr sie ihn an. Lena rannte aus dem Zimmer und ballte die Fäuste, als sie die Treppe hinaufhastete und dabei zwei Stufen auf einmal nahm. Die Schlafzimmertür schlug sie mit einem lauten Knall hinter sich zu.
    Ihr Wandschrank war hauptsächlich mit Hosenanzügen und einzelnen Hosen gefüllt, aber Lena fand ganz hinten in der Ecke ein schwarzes Kleid. Sie zog das Bügelbrett heraus und trat einen Schritt zurück, war aber nicht schnell genug, um dem Bügeleisen auszuweichen, das vom Brett rutschte und ihr auf die große Zehe fiel.
    «Mist», zischte Lena und griff nach ihrem Fuß. Sie setzte sich aufs Bett und massierte sich die Zehen. Das war alles nur Hanks Schuld, weil er sie so aufgeregt hatte. Solche Sachen machte er ständig, zwang Lena immer wieder seine dämliche AA-Philosophie über eine furchtlose Inventur, über Demut und das Teilen auf. Wenn er sein Leben so führen wollte, wenn er sein Leben so führen musste, damit er sich keine Überdosis verpasste oder sich zu Tode soff, dann war das prima, aber er hatte nicht das Recht, Lena damit zu behelligen.
    Was seine Amateuranalyse betraf, dass Lena auf Nan eifersüchtig sei, darüber konnte sie nur lachen. Ihr ganzes Leben lang hatte Lena darauf hingearbeitet, dass Sibyl selbständig wurde. Es war Lena gewesen, die Referate vorgelesen hatte, damit Sibyl nicht erst auf die Braille-Übersetzungen warten musste. Es war Lena, die Sibyl bei der Vorbereitung auf ihre mündlichen Examina abgehört hatte, und Lena, die Sibyl bei Experimenten geholfen hatte. Und all das war Sibyl zuliebe nur

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