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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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entfernt war, und eilte dann zur Seitentür hinaus. Frank wartete in seinem Wagen, ohne Licht.
    «Die Verspätung tut mir Leid», sagte Lena beim Einsteigen. Sie rümpfte die Nase, als sie Rauch roch. Genau genommen durfte Frank in ihrer Gegenwart nicht rauchen, wenn sie im Einsatz waren, aber sie hielt den Mund, denn er erwies ihr ja den Gefallen, sie mitfahren zu lassen.
    «Diese College-Typen», sagte Frank, nahm einen Zug von seiner Zigarette und schnippte sie aus dem Fenster, «'tschuldigung», bekundete er.
    «Schon in Ordnung», sagte Lena. Es kam ihr komisch vor, in dieser Kleidung in Franks Wagen zu sitzen. Irgendwie fühlte sie sich an ihr erstes Rendezvous erinnert. Lena war eine reine Jeans-und-T-Shirt-Frau, und deswegen war es für sie eine Zumutung, ein Kleid zu tragen. Sie fühlte sich unwohl in hochhackigen Schuhen und mit Strumpfhosen. Sie wusste nie, wie sie sitzen oder wo sie die Hände lassen sollte. Sie vermisste ihr Holster.
    «Wegen Ihrer Schwester», begann Frank.
    Lena ließ ihn nicht mehr zappeln. «Ja, danke», sagte sie.
    Die Dunkelheit war angebrochen, während Lena im Beerdigungsinstitut gewesen war, und je weiter sie sich von der Stadt entfernten, von der Straßenbeleuchtung und von den Menschen, desto dunkler wurde es auch im Wagen.
    «Diese Sache im Haus vom alten Will», setzte Frank nochmals an und brach damit ihr Schweigen. «Da weiß ich nicht so recht, Lena.»
    «Sie meinen, Pete hatte da seine Hand im Spiel?»
    «Kann ich nicht sagen», wiederholte sich Frank. «Will hat für seinen Daddy gearbeitet, vielleicht schon zwanzig Jahre bevor Pete auftauchte. Das sollte man nicht vergessen.» Er griff nach einer Zigarette, hielt sich dann aber doch zurück. «Ich weiß einfach nicht.»
    Lena wartete, aber es kam nichts mehr. Sie hielt die Hände auf dem Schoß und starrte nach vorne, während Frank aus der Stadt fuhr. Sie überquerten die Stadtgrenze und befanden sich schon recht weit in Madison, als Frank abbremste und scharf nach rechts in eine Sackgasse einbog.
    Das gemauerte Ranch-Haus von Pete Wayne war so bescheiden wie sein Besitzer. Sein Wagen, ein Dodge von 1996 mit rotem Klebeband, wo sich vorher die Rücklichter befunden hatten, parkte schräg in der Einfahrt.
    Frank fuhr an den Straßenrand und löschte die Scheinwerfer. Er lachte nervös. «So wie Sie angezogen sind, hab ich das Gefühl, ich sollte Ihnen die Wagentür öffnen.»
    «Wagen Sie das ja nicht», entgegnete Lena und hielt für den Fall, dass er es ernst meinte, den Türgriff fest.
    «Halt», sagte Frank und legte die Hand auf Lenas Arm. Etwas in seinem Tonfall ließ sie aufblicken. Pete kam aus dem Haus, einen Baseballschläger in der Hand.
    Frank sagte: «Bleiben Sie hier.»
    «Einen Teufel werd ich tun», sagte sie und öffnete die Tür, bevor er sie daran hindern konnte. Die Innenbeleuchtung im Wagen ging an, und Pete Wayne blickte auf.
    Frank sagte: «Prima gemacht, Kleine.»
    Lena verbiss sich die Wut über diese Anrede. Sie ging hinter Frank die Auffahrt hinauf und kam sich in ihrem Kleid und den Stöckelschuhen ziemlich blöd vor.
    Pete betrachtete sie, den Schläger in der Hand. «Frank?», fragte er. «Was ist denn los?»
    «Was dagegen, wenn wir einen Augenblick reinkommen?», fragte Frank und fügte hinzu: «Bruder.»
    Pete warf Lena einen nervösen Seitenblick zu. Sie wusste, dass diese Logenbrüder ihre eigene Sprache hatten. Was Frank genau damit meinte, dass er Pete Bruder nannte, wusste sie jedoch nicht. Ihres Wissens nach hätte Frank Pete auch gerade befohlen haben können, sie mit dem Baseballschläger niederzuschlagen.
    Pete sagte: «Ich wollte gerade weg.»
    «Das sehe ich», sagte Frank und blickte auf den Schläger: «Bisschen spät zum Üben, oder?»
    Pete hantierte nervös mit dem Schläger. «Den wollte ich gerade in meinen Wagen legen. Hat mich doch ein bisschen nervös gemacht, was im Diner passiert ist», sagte er. «Dachte, ich deponiere ihn hinter der Bar.»
    «Gehen wir rein», sagte Frank. Er gab Pete keine Chance zu widersprechen. Er ging die Vordertreppe hinauf, blieb an der Eingangstür stehen und wartete darauf, dass Pete nachkam. Er rückte dem Mann dicht auf den Pelz, als dieser sich mit dem Schlüssel im Schloss abquälte.
    Lena folgte ihnen. Als sie die Küche erreicht hatten, sah sie deutlich, dass Pete auf der Hut war. Er hielt den Schläger so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß geworden waren.
    «Was gibt's denn eigentlich für 'n Problem?» Pete richtete

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